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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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missarius Strube: weil, wann eine grosse Gemeinheit pecciret, man die Rädelsführer deß-
falls fürnemlich ansehen müste, so würde nöhtig seyn, daß sie solche nahmhafft machten.

Illi: Hätten es schon zum Theil in ihren übergebenen Schrifften gethan, und wolten es
noch ferner thun.

Conclusum. Solten sich heut Nachmittag um 4. Uhren dahie wieder einfinden, auch
der Bürgermeister Wiehe nebst übrigen Rahts-Personen auf solche Zeit hiehin beschieden
werden.

Praesentibus quibus supra. Eodem post prandium intra 4tam & 5tam.

Erschienen der Senior Böger, der Segger Heiderman, und der Alterman Haneboht,
wie nicht weniger die 6. incarcerirt gewesene zusammen, und brachte der Senior Bö-
ger vor, wie daß der Bügermeister Wiehe nebst denen noch übrigen Gliederen des Rahts
sich diesen Nachmittag auch gerne hätten einfinden wollen, weil aber die Bürger sich bis
noch sehr zusammen thäten, und dahero sie sich nicht allerdings frey wagen dörfften, so bäh-
te nicht allzuschleunig bey dermahligen Umständen fürerst weiter fortzufahren, sondern et-
wa ihren Consulenten mit anhero zu beruffen, excusirte anbey gedachten Bürgermeister
Wiehen und den Raht wegen der ihnen demandirter Execution wider den Bürgermeister
Dörrien, gestalten sie jetzo nicht im Stande wären solche zu bewürcken, sondern dieses
Ioco paritionis angezeiget, und die weitere Verfügung Jhrer Bischöffl. und Dompröbstl.
Gnaden unterthänig anheim gestellt haben wolten.

Als nun hierauf Jhro Hothw. Gnaden der Herr Dom-Cüster das Commissorium
in Originali produci
ret und ad Acta gegeben, deme vorgangen aber sämtliche Comparen-
tes
in ein anderes Zimmer getretten, und nach beschehener Erwegung für nohtwendig er-
achtet wurde, die Rahts-Glieder welche sich angefunden, zu befragen: Auf was Weise
sie von denen Bürgern dem Angeben nach gepresset und gequälet, auch durch anzügliche
Worte, Schimpff und Tort, gezwungen worden dem Hartung ihr Votum zu geben? so
wurde der Segger Heiderman zuerst wieder herein gefordert, welcher dann antwortete,
daß, wie der Raht am Dienstag den 10ten May um ein Uhr Nachmittags zur Praesenta-
tion
des künfftigen Predigers wäre verbotten worden, und der gantze Raht, ausser dem
Secretario erschienen, hätte der Bürgermeister Dörrien 35. Candidatos nahmhafft gemacht
und gefagt: Von selbigen wollen wir nun viere ausnehmen, worauf Bürgermetster Wie-
he geantwortet: Hr. Bürgermeister das gehet nicht an, sondern der gantze Raht höret dar-
zu, und hat das Jus praesentandi; Als nun Bürgermeister Dörrien replicirt: so wil ich
achte daraus suchen, und aus diesen vier auf die Wahl setzen, nnd den Bürgeren vortra-
gen, und sol unter denselben Hartung absolute mit auf die Wahl, hätte der Raht geant-
wortet: Wir wollen die Sache bis zum Donnerstag, weil es ohne dem alsdann Rahts-
Tag und der Secretarius jetzo nicht hier ist, anstehen lassen.

Interrogatus ob Bürgermeister Dörrien gesagt: Wann man Hartung nicht mit auf
die Wahl setzen wolle, so wolte er seine Bürger fordern? Respondit, Er hätte diese Worte
nicht gehöret. Darauf fuhr er fort: Wie daß berührten Donnerstag 15. ad 16. Bür-
ger zu ihm, da er Tages zuvor kranck geworden und noch würcklich im Fieber gelegen, ins
Haus gekommen, und ihn absolute zu sprechen begehret, auch, als er herunter kommen,
fragend was sie verlangten? sich heraus gelassen, daß er dis Memorial, so sie um Har-
tung mit auf die Wahl zu setzen, übergeben hätten, mit unterschreiben möchte, welches er
dann gethan, nachdem er von dem Bürgerbotten vernommen, auch selbst gesehen, daß es
Bürgermeister Wiehen schon unterschrieben hätte.

Quaesitus. Ob sie auch Gewalthätigkeiten gebraucht? Rdit, solches wäre zwar nicht
geschehen, doch hätte er sie befürchtet, um demehr als er von seiner Frauen vernommen,
daß die Bürgere von dem Druman gesprochen; wofern derselbe sich verlaugnen liesse, so
solte dieser oder jener ihn schlagen.

Dann hätte am Sontag nach der Wahl Bürgermeister Dörrien zu ihn Seggern
geschickt und sagen lassen, er möchte die Bürgere wieder los schaffen, er hätte sie setzen las-
sen, worauf er geantwortet: Er hätte sie nicht setzen lassen, wäre ja nicht einst zu Raht-
Hause gewesen, sondern hätte wohl aus seinem Hause gesehen, daß die Bürgere von ihm
Bürgermeistern die Ordre geholet, daß sie solten gesetzet werden, gleich dann auch alsobald
geschehen wäre.

Hoc dimisso wurde der Senior Böger gefordert, und bestärckete derselbe dasjenige,
was der Segger am 10ten May geschehen zu seyn ausgesagt hat, so dann erzehlte er das,
wie er Donnerstags den 12ten May auf das Rahthaus kommen, und eine grosse Menge
ad 80. bis 100. Bürger daselbst vor der Raht-Stube, in derselbigen aber niemand als

den
[c]

miſſarius Strube: weil, wann eine groſſe Gemeinheit pecciret, man die Raͤdelsfuͤhrer deß-
falls fuͤrnemlich anſehen muͤſte, ſo wuͤrde noͤhtig ſeyn, daß ſie ſolche nahmhafft machten.

Illi: Haͤtten es ſchon zum Theil in ihren uͤbergebenen Schrifften gethan, und wolten es
noch ferner thun.

Concluſum. Solten ſich heut Nachmittag um 4. Uhren dahie wieder einfinden, auch
der Buͤrgermeiſter Wiehe nebſt uͤbrigen Rahts-Perſonen auf ſolche Zeit hiehin beſchieden
werden.

Præſentibus quibus ſupra. Eodem poſt prandium intra 4tam & 5tam.

Erſchienen der Senior Boͤger, der Segger Heiderman, und der Alterman Haneboht,
wie nicht weniger die 6. incarcerirt geweſene zuſammen, und brachte der Senior Boͤ-
ger vor, wie daß der Buͤgermeiſter Wiehe nebſt denen noch uͤbrigen Gliederen des Rahts
ſich dieſen Nachmittag auch gerne haͤtten einfinden wollen, weil aber die Buͤrger ſich bis
noch ſehr zuſammen thaͤten, und dahero ſie ſich nicht allerdings frey wagen doͤrfften, ſo baͤh-
te nicht allzuſchleunig bey dermahligen Umſtaͤnden fuͤrerſt weiter fortzufahren, ſondern et-
wa ihren Conſulenten mit anhero zu beruffen, excuſirte anbey gedachten Buͤrgermeiſter
Wiehen und den Raht wegen der ihnen demandirter Execution wider den Buͤrgermeiſter
Doͤrrien, geſtalten ſie jetzo nicht im Stande waͤren ſolche zu bewuͤrcken, ſondern dieſes
Ioco paritionis angezeiget, und die weitere Verfuͤgung Jhrer Biſchoͤffl. und Domproͤbſtl.
Gnaden unterthaͤnig anheim geſtellt haben wolten.

Als nun hierauf Jhro Hothw. Gnaden der Herr Dom-Cuͤſter das Commiſſorium
in Originali produci
ret und ad Acta gegeben, deme vorgangen aber ſaͤmtliche Comparen-
tes
in ein anderes Zimmer getretten, und nach beſchehener Erwegung fuͤr nohtwendig er-
achtet wurde, die Rahts-Glieder welche ſich angefunden, zu befragen: Auf was Weiſe
ſie von denen Buͤrgern dem Angeben nach gepreſſet und gequaͤlet, auch durch anzuͤgliche
Worte, Schimpff und Tort, gezwungen worden dem Hartung ihr Votum zu geben? ſo
wurde der Segger Heiderman zuerſt wieder herein gefordert, welcher dann antwortete,
daß, wie der Raht am Dienſtag den 10ten May um ein Uhr Nachmittags zur Præſenta-
tion
des kuͤnfftigen Predigers waͤre verbotten worden, und der gantze Raht, auſſer dem
Secretario erſchienen, haͤtte der Buͤrgermeiſter Doͤrrien 35. Candidatos nahmhafft gemacht
und gefagt: Von ſelbigen wollen wir nun viere ausnehmen, worauf Buͤrgermetſter Wie-
he geantwortet: Hr. Buͤrgermeiſter das gehet nicht an, ſondern der gantze Raht hoͤret dar-
zu, und hat das Jus præſentandi; Als nun Buͤrgermeiſter Doͤrrien replicirt: ſo wil ich
achte daraus ſuchen, und aus dieſen vier auf die Wahl ſetzen, nnd den Buͤrgeren vortra-
gen, und ſol unter denſelben Hartung abſolutè mit auf die Wahl, haͤtte der Raht geant-
wortet: Wir wollen die Sache bis zum Donnerſtag, weil es ohne dem alsdann Rahts-
Tag und der Secretarius jetzo nicht hier iſt, anſtehen laſſen.

Interrogatus ob Buͤrgermeiſter Doͤrrien geſagt: Wann man Hartung nicht mit auf
die Wahl ſetzen wolle, ſo wolte er ſeine Buͤrger fordern? Reſpondit, Er haͤtte dieſe Worte
nicht gehoͤret. Darauf fuhr er fort: Wie daß beruͤhrten Donnerſtag 15. ad 16. Buͤr-
ger zu ihm, da er Tages zuvor kranck geworden und noch wuͤrcklich im Fieber gelegen, ins
Haus gekommen, und ihn abſolutè zu ſprechen begehret, auch, als er herunter kommen,
fragend was ſie verlangten? ſich heraus gelaſſen, daß er dis Memorial, ſo ſie um Har-
tung mit auf die Wahl zu ſetzen, uͤbergeben haͤtten, mit unterſchreiben moͤchte, welches er
dann gethan, nachdem er von dem Buͤrgerbotten vernommen, auch ſelbſt geſehen, daß es
Buͤrgermeiſter Wiehen ſchon unterſchrieben haͤtte.

Quæſitus. Ob ſie auch Gewalthaͤtigkeiten gebraucht? Rdit, ſolches waͤre zwar nicht
geſchehen, doch haͤtte er ſie befuͤrchtet, um demehr als er von ſeiner Frauen vernommen,
daß die Buͤrgere von dem Druman geſprochen; wofern derſelbe ſich verlaugnen lieſſe, ſo
ſolte dieſer oder jener ihn ſchlagen.

Dann haͤtte am Sontag nach der Wahl Buͤrgermeiſter Doͤrrien zu ihn Seggern
geſchickt und ſagen laſſen, er moͤchte die Buͤrgere wieder los ſchaffen, er haͤtte ſie ſetzen laſ-
ſen, worauf er geantwortet: Er haͤtte ſie nicht ſetzen laſſen, waͤre ja nicht einſt zu Raht-
Hauſe geweſen, ſondern haͤtte wohl aus ſeinem Hauſe geſehen, daß die Buͤrgere von ihm
Buͤrgermeiſtern die Ordre geholet, daß ſie ſolten geſetzet werden, gleich dann auch alſobald
geſchehen waͤre.

Hoc dimiſſo wurde der Senior Boͤger gefordert, und beſtaͤrckete derſelbe dasjenige,
was der Segger am 10ten May geſchehen zu ſeyn ausgeſagt hat, ſo dann erzehlte er das,
wie er Donnerſtags den 12ten May auf das Rahthaus kommen, und eine groſſe Menge
ad 80. bis 100. Buͤrger daſelbſt vor der Raht-Stube, in derſelbigen aber niemand als

den
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[9/0051] miſſarius Strube: weil, wann eine groſſe Gemeinheit pecciret, man die Raͤdelsfuͤhrer deß- falls fuͤrnemlich anſehen muͤſte, ſo wuͤrde noͤhtig ſeyn, daß ſie ſolche nahmhafft machten. Illi: Haͤtten es ſchon zum Theil in ihren uͤbergebenen Schrifften gethan, und wolten es noch ferner thun. Concluſum. Solten ſich heut Nachmittag um 4. Uhren dahie wieder einfinden, auch der Buͤrgermeiſter Wiehe nebſt uͤbrigen Rahts-Perſonen auf ſolche Zeit hiehin beſchieden werden. Præſentibus quibus ſupra. Eodem poſt prandium intra 4tam & 5tam. Erſchienen der Senior Boͤger, der Segger Heiderman, und der Alterman Haneboht, wie nicht weniger die 6. incarcerirt geweſene zuſammen, und brachte der Senior Boͤ- ger vor, wie daß der Buͤgermeiſter Wiehe nebſt denen noch uͤbrigen Gliederen des Rahts ſich dieſen Nachmittag auch gerne haͤtten einfinden wollen, weil aber die Buͤrger ſich bis noch ſehr zuſammen thaͤten, und dahero ſie ſich nicht allerdings frey wagen doͤrfften, ſo baͤh- te nicht allzuſchleunig bey dermahligen Umſtaͤnden fuͤrerſt weiter fortzufahren, ſondern et- wa ihren Conſulenten mit anhero zu beruffen, excuſirte anbey gedachten Buͤrgermeiſter Wiehen und den Raht wegen der ihnen demandirter Execution wider den Buͤrgermeiſter Doͤrrien, geſtalten ſie jetzo nicht im Stande waͤren ſolche zu bewuͤrcken, ſondern dieſes Ioco paritionis angezeiget, und die weitere Verfuͤgung Jhrer Biſchoͤffl. und Domproͤbſtl. Gnaden unterthaͤnig anheim geſtellt haben wolten. Als nun hierauf Jhro Hothw. Gnaden der Herr Dom-Cuͤſter das Commiſſorium in Originali produciret und ad Acta gegeben, deme vorgangen aber ſaͤmtliche Comparen- tes in ein anderes Zimmer getretten, und nach beſchehener Erwegung fuͤr nohtwendig er- achtet wurde, die Rahts-Glieder welche ſich angefunden, zu befragen: Auf was Weiſe ſie von denen Buͤrgern dem Angeben nach gepreſſet und gequaͤlet, auch durch anzuͤgliche Worte, Schimpff und Tort, gezwungen worden dem Hartung ihr Votum zu geben? ſo wurde der Segger Heiderman zuerſt wieder herein gefordert, welcher dann antwortete, daß, wie der Raht am Dienſtag den 10ten May um ein Uhr Nachmittags zur Præſenta- tion des kuͤnfftigen Predigers waͤre verbotten worden, und der gantze Raht, auſſer dem Secretario erſchienen, haͤtte der Buͤrgermeiſter Doͤrrien 35. Candidatos nahmhafft gemacht und gefagt: Von ſelbigen wollen wir nun viere ausnehmen, worauf Buͤrgermetſter Wie- he geantwortet: Hr. Buͤrgermeiſter das gehet nicht an, ſondern der gantze Raht hoͤret dar- zu, und hat das Jus præſentandi; Als nun Buͤrgermeiſter Doͤrrien replicirt: ſo wil ich achte daraus ſuchen, und aus dieſen vier auf die Wahl ſetzen, nnd den Buͤrgeren vortra- gen, und ſol unter denſelben Hartung abſolutè mit auf die Wahl, haͤtte der Raht geant- wortet: Wir wollen die Sache bis zum Donnerſtag, weil es ohne dem alsdann Rahts- Tag und der Secretarius jetzo nicht hier iſt, anſtehen laſſen. Interrogatus ob Buͤrgermeiſter Doͤrrien geſagt: Wann man Hartung nicht mit auf die Wahl ſetzen wolle, ſo wolte er ſeine Buͤrger fordern? Reſpondit, Er haͤtte dieſe Worte nicht gehoͤret. Darauf fuhr er fort: Wie daß beruͤhrten Donnerſtag 15. ad 16. Buͤr- ger zu ihm, da er Tages zuvor kranck geworden und noch wuͤrcklich im Fieber gelegen, ins Haus gekommen, und ihn abſolutè zu ſprechen begehret, auch, als er herunter kommen, fragend was ſie verlangten? ſich heraus gelaſſen, daß er dis Memorial, ſo ſie um Har- tung mit auf die Wahl zu ſetzen, uͤbergeben haͤtten, mit unterſchreiben moͤchte, welches er dann gethan, nachdem er von dem Buͤrgerbotten vernommen, auch ſelbſt geſehen, daß es Buͤrgermeiſter Wiehen ſchon unterſchrieben haͤtte. Quæſitus. Ob ſie auch Gewalthaͤtigkeiten gebraucht? Rdit, ſolches waͤre zwar nicht geſchehen, doch haͤtte er ſie befuͤrchtet, um demehr als er von ſeiner Frauen vernommen, daß die Buͤrgere von dem Druman geſprochen; wofern derſelbe ſich verlaugnen lieſſe, ſo ſolte dieſer oder jener ihn ſchlagen. Dann haͤtte am Sontag nach der Wahl Buͤrgermeiſter Doͤrrien zu ihn Seggern geſchickt und ſagen laſſen, er moͤchte die Buͤrgere wieder los ſchaffen, er haͤtte ſie ſetzen laſ- ſen, worauf er geantwortet: Er haͤtte ſie nicht ſetzen laſſen, waͤre ja nicht einſt zu Raht- Hauſe geweſen, ſondern haͤtte wohl aus ſeinem Hauſe geſehen, daß die Buͤrgere von ihm Buͤrgermeiſtern die Ordre geholet, daß ſie ſolten geſetzet werden, gleich dann auch alſobald geſchehen waͤre. Hoc dimiſſo wurde der Senior Boͤger gefordert, und beſtaͤrckete derſelbe dasjenige, was der Segger am 10ten May geſchehen zu ſeyn ausgeſagt hat, ſo dann erzehlte er das, wie er Donnerſtags den 12ten May auf das Rahthaus kommen, und eine groſſe Menge ad 80. bis 100. Buͤrger daſelbſt vor der Raht-Stube, in derſelbigen aber niemand als den [c]

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/51>, abgerufen am 03.05.2024.