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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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habt ihr vielleicht selbigen von euren Groß-Vatter geerbt, (der ein Kuh-Hirte war) und
wer hat euch hie zum Vorsprecher gemachet, daß ihr sollet Unruhe anstifften, ich wil hier
keinen Theil an nehmen, sagend, ich weiß der Exempel viel die ich bey Rahthause erfah-
ren, hütet euch und sehet euch für, ihr wisset den grossen Verlust nicht den die Bürgerschafft
in Causa Herr Küken sel. erlitten, wie sie dem so viel Tort anthaten, ohngeachtet so viele
Mandata höheres Ohrts darüber ergangen waren, also könten sie auch ihren Mitbürgeren,
welche schon 3. a 4. Mandata von Jhro Bischöffl. Gnaden erhalten und eingeschicket wor-
den, keinen Tort anthun, oder sie mit Gewalt zur Unterschreibung zwingen, der Weg des
Rechtens wäre niemand versperret, dahin müsten diejenige kommen, welche wir verklag-
ten; Hierüber haben sie sich in etwas gestillet und zufrieden gegeben, hiemit thut der Hr.
Bürgermeister Dörrien die Anrede, sagende: Hört ji leven Börgers, wann de Daum-
Probst Execution dait, will wi dem Groß-Voigt alle sien Veh ock dat Closter Veh wegneh-
men: Hierin haben einige Bürger nicht consentiren wollen, fangen also an zu disputiren,
wo die Proceß-Kosten hergenommen werden solten, welches der Hr. Bürgermeister aus
der Cämmerey zu erhaschen suchet, wogegen aber viele wohlgesinnete tam Catholicae quam
Lutheranae
Religions-Genossen protestiren, und der Hr. Bürgermeister Dörrien seine et-
wa rechthabende Sache mit seinen eigenen Kosten auszumachen, angewiesen haben wollen;
Und ob zwar wir nun unsere Füsse los haben, so lebt man dannoch stets in Furcht, ja so
gar die Herren des Rahts wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, indem die Blame noch
steiff und starck gehet, daß er heimlich ehe sich einer versehe uns und andere rechtschaffene
Bürger mit, beym Kopffe nehmen lassen wolte, wozu er auch wütcklich Wache unter dem
Rahthause ausgestellet, und dadurch die Bürgerschafft in Unkosten setzet.

Weilen nun allsolchen wiederrechtlichen Beginnen nicht länger nachzusehen ist, son-
dern dermahlen Ruhe auf der Neustadt gestifftet werden muß, solches aber nicht füglicher
geschehen kan noch wird, es sey dann daß Ew. Hoch-Bischöffl. und Dom-Probsteyl. Gna-
den zu Untersuchung dieser und anderer Gravaminum eine hohe Commission, worzu wir
Sr. Höchwürd. Hochwohlgeb. Gnaden Gnaden Dero Dom-Probsteyl. Herren Com-
missarios
die Frey-Herren von Nagel und von Schüngel nebst Dero Syndico Doctore
Heising jedoch ohnvorgreiffl. unterthänig vorgeschlagen haben wollen, und damit sich der
Hr. Bürgermeister Dörrien nebst seinen etwa habenden Bürger-Anhang nicht zu beschwe-
rer haben möge, so geruhen Ew. Hoch-Bischöffl. Gnaden denen hochgedachten Herren
Commissariis den Herrn Hoff-Gerichts Assessorem und Consistorial-Rahten Doctorem
Albrecht als Stadt-Consulenten zu adjungiren, mithin denenselben gnädig zu committi-
ren, daß sie allsolche Commission an einem dazu beliebigem Ohrte debite eröffnen, und
demnächst so wohl die Rahts-Glieder als eine jede Beuerschafft nach der andern viritim
vernehmen sollen, wie viel und welche an denen die Jura & Jurisdictionem Senataus kräncken-
den und perturbirenden Thätlichkeiten Theil nehmen, alsdann wird sich von selbsten her-
vor thun, daß der Hr. Bürgermeister Dörrien der rechte Anstiffter dieser und anderer Em-
pörungen seye; Jndem aber solches Ew. Hoch-Bischöffl. Gnaden verhoffentlich ex Officio
zu untersuchen gnädig geruhen werden, so haben wir solches nur zu Dero vorläuffiger In-
formation
unterthänigst denunciiren, für uns aber wegen der uns unschuldiger Weise zu-
gefügten herben Injurie, eine zulängliche Satisfaction, die wir uns per Expressum reservi-
ren, und wenigstens ad 6000. Rthl. anschlagen, inmassen wir auf Erfordern mit einem
cörperlichen Eyde behaupten wollen, lieber an unsern Vermögen und Gütern ein jeder
1000. Thl. ja ein weit mehrers Verlust zu haben, als solche Schmach auszustehen, an-
gedeyen zu lassen, demühtigst bitten wollen. Worüber wir dann Ew. Hoch-Bischöffl.
Gnaden mildrichterliches hohes Amt unterthänigst imploriren, und de causatis & ulterius
causandis expensis solemnissime protesti
ren.

Communicetur dieser Klag-Libell dem Bürgermeister Dörrien und Cons. zu Ver-
handlung ihrer Nohtdurfft cum termino ordinis.


J. F. Nemhardt, mpr.
Lit.

habt ihr vielleicht ſelbigen von euren Groß-Vatter geerbt, (der ein Kuh-Hirte war) und
wer hat euch hie zum Vorſprecher gemachet, daß ihr ſollet Unruhe anſtifften, ich wil hier
keinen Theil an nehmen, ſagend, ich weiß der Exempel viel die ich bey Rahthauſe erfah-
ren, huͤtet euch und ſehet euch fuͤr, ihr wiſſet den groſſen Verluſt nicht den die Buͤrgerſchafft
in Cauſa Herr Kuͤken ſel. erlitten, wie ſie dem ſo viel Tort anthaten, ohngeachtet ſo viele
Mandata hoͤheres Ohrts daruͤber ergangen waren, alſo koͤnten ſie auch ihren Mitbuͤrgeren,
welche ſchon 3. à 4. Mandata von Jhro Biſchoͤffl. Gnaden erhalten und eingeſchicket wor-
den, keinen Tort anthun, oder ſie mit Gewalt zur Unterſchreibung zwingen, der Weg des
Rechtens waͤre niemand verſperret, dahin muͤſten diejenige kommen, welche wir verklag-
ten; Hieruͤber haben ſie ſich in etwas geſtillet und zufrieden gegeben, hiemit thut der Hr.
Buͤrgermeiſter Doͤrrien die Anrede, ſagende: Hoͤrt ji leven Boͤrgers, wann de Daum-
Probſt Execution dait, will wi dem Groß-Voigt alle ſien Veh ock dat Cloſter Veh wegneh-
men: Hierin haben einige Buͤrger nicht conſentiren wollen, fangen alſo an zu diſputiren,
wo die Proceß-Koſten hergenommen werden ſolten, welches der Hr. Buͤrgermeiſter aus
der Caͤmmerey zu erhaſchen ſuchet, wogegen aber viele wohlgeſinnete tàm Catholicæ quàm
Lutheranæ
Religions-Genoſſen proteſtiren, und der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien ſeine et-
wa rechthabende Sache mit ſeinen eigenen Koſten auszumachen, angewieſen haben wollen;
Und ob zwar wir nun unſere Fuͤſſe los haben, ſo lebt man dannoch ſtets in Furcht, ja ſo
gar die Herren des Rahts wiſſen nicht, wie ſie ſich verhalten ſollen, indem die Blame noch
ſteiff und ſtarck gehet, daß er heimlich ehe ſich einer verſehe uns und andere rechtſchaffene
Buͤrger mit, beym Kopffe nehmen laſſen wolte, wozu er auch wuͤtcklich Wache unter dem
Rahthauſe ausgeſtellet, und dadurch die Buͤrgerſchafft in Unkoſten ſetzet.

Weilen nun allſolchen wiederrechtlichen Beginnen nicht laͤnger nachzuſehen iſt, ſon-
dern dermahlen Ruhe auf der Neuſtadt geſtifftet werden muß, ſolches aber nicht fuͤglicher
geſchehen kan noch wird, es ſey dann daß Ew. Hoch-Biſchoͤffl. und Dom-Probſteyl. Gna-
den zu Unterſuchung dieſer und anderer Gravaminum eine hohe Commiſſion, worzu wir
Sr. Hoͤchwuͤrd. Hochwohlgeb. Gnaden Gnaden Dero Dom-Probſteyl. Herren Com-
miſſarios
die Frey-Herren von Nagel und von Schuͤngel nebſt Dero Syndico Doctore
Heiſing jedoch ohnvorgreiffl. unterthaͤnig vorgeſchlagen haben wollen, und damit ſich der
Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien nebſt ſeinen etwa habenden Buͤrger-Anhang nicht zu beſchwe-
rer haben moͤge, ſo geruhen Ew. Hoch-Biſchoͤffl. Gnaden denen hochgedachten Herren
Commiſſariis den Herrn Hoff-Gerichts Aſſeſſorem und Conſiſtorial-Rahten Doctorem
Albrecht als Stadt-Conſulenten zu adjungiren, mithin denenſelben gnaͤdig zu committi-
ren, daß ſie allſolche Commiſſion an einem dazu beliebigem Ohrte debitè eroͤffnen, und
demnaͤchſt ſo wohl die Rahts-Glieder als eine jede Beuerſchafft nach der andern viritim
vernehmen ſollen, wie viel und welche an denen die Jura & Jurisdictionem Senatûs kraͤncken-
den und perturbirenden Thaͤtlichkeiten Theil nehmen, alsdann wird ſich von ſelbſten her-
vor thun, daß der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien der rechte Anſtiffter dieſer und anderer Em-
poͤrungen ſeye; Jndem aber ſolches Ew. Hoch-Biſchoͤffl. Gnaden verhoffentlich ex Officio
zu unterſuchen gnaͤdig geruhen werden, ſo haben wir ſolches nur zu Dero vorlaͤuffiger In-
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unterthaͤnigſt denunciiren, fuͤr uns aber wegen der uns unſchuldiger Weiſe zu-
gefuͤgten herben Injurie, eine zulaͤngliche Satisfaction, die wir uns per Expreſſum reſervi-
ren, und wenigſtens ad 6000. Rthl. anſchlagen, inmaſſen wir auf Erfordern mit einem
coͤrperlichen Eyde behaupten wollen, lieber an unſern Vermoͤgen und Guͤtern ein jeder
1000. Thl. ja ein weit mehrers Verluſt zu haben, als ſolche Schmach auszuſtehen, an-
gedeyen zu laſſen, demuͤhtigſt bitten wollen. Woruͤber wir dann Ew. Hoch-Biſchoͤffl.
Gnaden mildrichterliches hohes Amt unterthaͤnigſt imploriren, und de cauſatis & ulterius
cauſandis expenſis ſolemniſſimè proteſti
ren.

Communicetur dieſer Klag-Libell dem Buͤrgermeiſter Doͤrrien und Conſ. zu Ver-
handlung ihrer Nohtdurfft cum termino ordinis.


J. F. Nemhardt, mpr.
Lit.
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[7/0049] habt ihr vielleicht ſelbigen von euren Groß-Vatter geerbt, (der ein Kuh-Hirte war) und wer hat euch hie zum Vorſprecher gemachet, daß ihr ſollet Unruhe anſtifften, ich wil hier keinen Theil an nehmen, ſagend, ich weiß der Exempel viel die ich bey Rahthauſe erfah- ren, huͤtet euch und ſehet euch fuͤr, ihr wiſſet den groſſen Verluſt nicht den die Buͤrgerſchafft in Cauſa Herr Kuͤken ſel. erlitten, wie ſie dem ſo viel Tort anthaten, ohngeachtet ſo viele Mandata hoͤheres Ohrts daruͤber ergangen waren, alſo koͤnten ſie auch ihren Mitbuͤrgeren, welche ſchon 3. à 4. Mandata von Jhro Biſchoͤffl. Gnaden erhalten und eingeſchicket wor- den, keinen Tort anthun, oder ſie mit Gewalt zur Unterſchreibung zwingen, der Weg des Rechtens waͤre niemand verſperret, dahin muͤſten diejenige kommen, welche wir verklag- ten; Hieruͤber haben ſie ſich in etwas geſtillet und zufrieden gegeben, hiemit thut der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien die Anrede, ſagende: Hoͤrt ji leven Boͤrgers, wann de Daum- Probſt Execution dait, will wi dem Groß-Voigt alle ſien Veh ock dat Cloſter Veh wegneh- men: Hierin haben einige Buͤrger nicht conſentiren wollen, fangen alſo an zu diſputiren, wo die Proceß-Koſten hergenommen werden ſolten, welches der Hr. Buͤrgermeiſter aus der Caͤmmerey zu erhaſchen ſuchet, wogegen aber viele wohlgeſinnete tàm Catholicæ quàm Lutheranæ Religions-Genoſſen proteſtiren, und der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien ſeine et- wa rechthabende Sache mit ſeinen eigenen Koſten auszumachen, angewieſen haben wollen; Und ob zwar wir nun unſere Fuͤſſe los haben, ſo lebt man dannoch ſtets in Furcht, ja ſo gar die Herren des Rahts wiſſen nicht, wie ſie ſich verhalten ſollen, indem die Blame noch ſteiff und ſtarck gehet, daß er heimlich ehe ſich einer verſehe uns und andere rechtſchaffene Buͤrger mit, beym Kopffe nehmen laſſen wolte, wozu er auch wuͤtcklich Wache unter dem Rahthauſe ausgeſtellet, und dadurch die Buͤrgerſchafft in Unkoſten ſetzet. Weilen nun allſolchen wiederrechtlichen Beginnen nicht laͤnger nachzuſehen iſt, ſon- dern dermahlen Ruhe auf der Neuſtadt geſtifftet werden muß, ſolches aber nicht fuͤglicher geſchehen kan noch wird, es ſey dann daß Ew. Hoch-Biſchoͤffl. und Dom-Probſteyl. Gna- den zu Unterſuchung dieſer und anderer Gravaminum eine hohe Commiſſion, worzu wir Sr. Hoͤchwuͤrd. Hochwohlgeb. Gnaden Gnaden Dero Dom-Probſteyl. Herren Com- miſſarios die Frey-Herren von Nagel und von Schuͤngel nebſt Dero Syndico Doctore Heiſing jedoch ohnvorgreiffl. unterthaͤnig vorgeſchlagen haben wollen, und damit ſich der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien nebſt ſeinen etwa habenden Buͤrger-Anhang nicht zu beſchwe- rer haben moͤge, ſo geruhen Ew. Hoch-Biſchoͤffl. Gnaden denen hochgedachten Herren Commiſſariis den Herrn Hoff-Gerichts Aſſeſſorem und Conſiſtorial-Rahten Doctorem Albrecht als Stadt-Conſulenten zu adjungiren, mithin denenſelben gnaͤdig zu committi- ren, daß ſie allſolche Commiſſion an einem dazu beliebigem Ohrte debitè eroͤffnen, und demnaͤchſt ſo wohl die Rahts-Glieder als eine jede Beuerſchafft nach der andern viritim vernehmen ſollen, wie viel und welche an denen die Jura & Jurisdictionem Senatûs kraͤncken- den und perturbirenden Thaͤtlichkeiten Theil nehmen, alsdann wird ſich von ſelbſten her- vor thun, daß der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien der rechte Anſtiffter dieſer und anderer Em- poͤrungen ſeye; Jndem aber ſolches Ew. Hoch-Biſchoͤffl. Gnaden verhoffentlich ex Officio zu unterſuchen gnaͤdig geruhen werden, ſo haben wir ſolches nur zu Dero vorlaͤuffiger In- formation unterthaͤnigſt denunciiren, fuͤr uns aber wegen der uns unſchuldiger Weiſe zu- gefuͤgten herben Injurie, eine zulaͤngliche Satisfaction, die wir uns per Expreſſum reſervi- ren, und wenigſtens ad 6000. Rthl. anſchlagen, inmaſſen wir auf Erfordern mit einem coͤrperlichen Eyde behaupten wollen, lieber an unſern Vermoͤgen und Guͤtern ein jeder 1000. Thl. ja ein weit mehrers Verluſt zu haben, als ſolche Schmach auszuſtehen, an- gedeyen zu laſſen, demuͤhtigſt bitten wollen. Woruͤber wir dann Ew. Hoch-Biſchoͤffl. Gnaden mildrichterliches hohes Amt unterthaͤnigſt imploriren, und de cauſatis & ulterius cauſandis expenſis ſolemniſſimè proteſtiren. Communicetur dieſer Klag-Libell dem Buͤrgermeiſter Doͤrrien und Conſ. zu Ver- handlung ihrer Nohtdurfft cum termino ordinis. Decret. in Jud. Præp. den 4ten Junii 1729. J. F. Nemhardt, mpr. Lit.

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/49>, abgerufen am 24.11.2024.