Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.ab sind sie geloffen und haben den Alterman Dürren mit Gewalt aus dem Hause zu Denselbigen Nachmittag kommen die wohlgesinnete Herren des Rahts die für die Da nun den Freytag als den 13ten May die gantze Bürgerschafft zusammen, und Nachdem einige Bürgere in Nahmen der gantzen Bürgerschafft sich zusammen rotti- Hie-
ab ſind ſie geloffen und haben den Alterman Duͤrren mit Gewalt aus dem Hauſe zu Denſelbigen Nachmittag kommen die wohlgeſinnete Herren des Rahts die fuͤr die Da nun den Freytag als den 13ten May die gantze Buͤrgerſchafft zuſammen, und Nachdem einige Buͤrgere in Nahmen der gantzen Buͤrgerſchafft ſich zuſammen rotti- Hie-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0045" n="3"/> ab ſind ſie geloffen und haben den Alterman Duͤrren mit Gewalt aus dem Hauſe zu<lb/> Rahthauſe geholet, worauf ſie dann nach dem krancken und ſehr elend darnieder liegenden<lb/> Segger Heiderman geloffen, und den bis auf den Todt im Krancken-Bette gequaͤlet, daß<lb/> er unterſchreiben ſolte, daß Hartung auf die Wahl ſolte, ohngeachtet alles Vorwendens<lb/> und <hi rendition="#aq">Proteſti</hi>rens hat ers um die gottloſe <hi rendition="#aq">rebelli</hi>rende Rotte wieder los zu werden, aus<lb/> Noht ebenfalls unterſchreiben muͤſſen, von da ab lauffen ſie nach dem Walle vor dem<lb/> Braunſchweiger Thore, nach Hrn. Haneboths Garten, woſelbſt ſie den Hrn. <hi rendition="#aq">Senior</hi><lb/> Druman auch zugleich finden, ſelbigen haben ſie mit Schimpff und Tort ebenfalls dahin<lb/> gedrungen; und um ſich von der Gefahr und Gewalt zu retten, hat ers auch unterſchreiben muͤſ-<lb/> ſen. Der Alterman Hr. Haneboht hats aber durchaus nicht thun wollen, und auch nicht ge-<lb/> than; Auf die Manier haben nun die <hi rendition="#aq">Complottan</hi>ten gemeynet ſchon gewonnen zu haben, ge-<lb/> hen darauf zu Rahthaus, ſchlieſſen das Rahthaus hinter ſich zu, und <hi rendition="#aq">preſſi</hi>ren die andere Her-<lb/> ren als Hrn. <hi rendition="#aq">Senior</hi> Boͤger und Hrn. Duͤrren ſo lange daß ſie es einwilligen muͤſſen, dem<lb/> Hrn. Buͤrgermeiſter Doͤrrien, <hi rendition="#aq">Secretarium</hi> und dem Alterman Bartels ſagen ſie nichts,<lb/> ſolches machete, daß ſie mit zum <hi rendition="#aq">Complott</hi> gehoͤren, gehen darauf in ein ander Zimmer<lb/> und ſetzen ein Verbuͤndnuͤß auf, welches ihrer viele unterſchrieben, ſolches liget <hi rendition="#aq">in Archivio,<lb/> NB.</hi> wann ſolches muͤſte heraus gegeben werden, koͤnte man alle die Raͤdelsfuͤhrer ſehen.</p><lb/> <p>Denſelbigen Nachmittag kommen die wohlgeſinnete Herren des Rahts die fuͤr die<lb/> uhralte <hi rendition="#aq">Privilegi</hi>en fuͤr Recht und Gerechtigkeit geſtritten, und klagten es denen anderen<lb/> wohlgeſinneten, und welche dem <hi rendition="#aq">Publico</hi> am meiſten beytragen, wackern Buͤrgern, ſagen-<lb/> de, ſie koͤnten es vor GOtt im Himmel nicht verantworten, daß einige Mannſchafft Buͤr-<lb/> gere ihre in Haͤnden habende Recht und Gerechtigkeit allein koͤnten umſtoſſen und brechen,<lb/> wann ja der <hi rendition="#aq">Receß</hi> und das <hi rendition="#aq">Jus præſentandi</hi> dem Raht ſolte genommen werden, wozu ſie<lb/> aber der Loͤbl. Buͤrgerſchafft bis dahin noch keine Gelegenheit gegeben, muͤſte es doch noht-<lb/> wendig von der gantzen Buͤrgerſchafft und nicht von ungefehr 80. oder 90. Mann geſche-<lb/> hen, wolten dahero heute die gantze Buͤrgerſchafft fordern laſſen, und denen vorſtellen, ob<lb/> der <hi rendition="#aq">Receß</hi> gelten ſolte oder nicht, worauf ſie dann ſogleich als nemlich Hr. <hi rendition="#aq">Senior</hi> Boͤger,<lb/> Hr. Alterman Haneboht, und Hr. Duͤrre nach dem Hrn Segger giengen und ſelbiges vor-<lb/> ſchlugen, da dann ſogleich der Wachmeiſter an den Hrn. Alterman Bartels geſchicket und<lb/> deſſen Meynung daruͤber zu vernehmen, ſelbiger hat auch ſein <hi rendition="#aq">fiat</hi> dazugegeben, von de-<lb/> nen iſt der Wachtmeiſter, Buͤrger-Botte und Umkloͤpper nach dem Hrn. Buͤrgermei-<lb/> ſter Doͤrrien geſchickt, und hat ſelbiges melden ſollen, daß Segger und Alterleute die gantze<lb/> Buͤrgerſchafft fordern laſſen (wozu laut des <hi rendition="#aq">Receßûs in ſpecie</hi> da ſonſt Sachen vorgehen<lb/> die der gantzen Buͤrgerſchafft angehen, berechtiget ſeyn) und was die 80. oder 90. Mann<lb/> mit Gewalt geſuchet, denen ebenfalls vorzuſtellen und kund zu thun, wogegen aber der Hr.<lb/> Buͤrgermeiſter Doͤrrien <hi rendition="#aq">ſolemniſſimè proteſti</hi>ret und geſaget, er wolte ſolche Verbottung<lb/> durchaus nicht geſtatten, und wann der Wachtmeiſter, Buͤrger-Botte und Umkloͤpper<lb/> ſolches wider ſeinen Willen thaͤten, ſolten ſie ihrer Dienſte entſetzet ſeyn. (<hi rendition="#aq">NB.</hi> Obbe-<lb/> melte 3. Bediente werden vom gantzen Raht und nicht vom Buͤrgermeiſter allein erwaͤh-<lb/> let, kan ſie derhalben auch allein nicht entſetzen.) Worauf dann die Bediente an den Hrn.<lb/> Buͤrgermeiſter Wiehen und uͤbrige Herren des Rahts gehen muſten und ſelbige fragen,<lb/> obs nicht ihre Meynung die Buͤrgerſchafft fordern zu laſſen ebenfalls waͤre, welche alle<lb/> ſolches mit beliebet, wurde alſo mit der Verbotung fortgefahren, der Hr. Buͤrgermeiſter<lb/> Doͤrrien hingegen laͤſſet von ſeinen <hi rendition="#aq">Complicibus</hi> einige bey Nacht herumlauffen und ſon-<lb/> derlichen Winck hinterbringen, welches uns 6. <hi rendition="#aq">incarceri</hi>rten Buͤrgern betroffen, wie man<lb/> ferner vernehmen wird.</p><lb/> <p>Da nun den Freytag als den 13ten May die gantze Buͤrgerſchafft zuſammen, und<lb/> wir auch ſamt einigen braven Buͤrgern herauf kommen, kriegten alle diejenige Buͤrgere von<lb/> denen Ubelgeſinneten ſo viel Nacken-Schlaͤge, daß man ſich ſchaͤmen muſte; Wie nun<lb/> jederer Alterman, alten Gebrauch nach jeder in ſeiner Beurſchafft-Stube gegangen und<lb/> denen anweſenden Buͤrgern vorgetragen; nemlich:</p><lb/> <p>Nachdem einige Buͤrgere in Nahmen der gantzen Buͤrgerſchafft ſich zuſammen <hi rendition="#aq">rotti-</hi><lb/> ret, aufs Rahthaus zu kommen, und ein <hi rendition="#aq">Memorial</hi> uͤbergeben, worin enthalten, daß ſie<lb/><hi rendition="#aq">abſolutè</hi> den <hi rendition="#aq">Candidatum</hi> Hartung auf die Wahl haben wolten, welches aber zum<lb/> hoͤchſten <hi rendition="#aq">Præjudi</hi>tz der Obrigkeit waͤre, da ſie ſolches von einigen, als ein <hi rendition="#aq">fiat</hi> erpreſſet,<lb/> hingegen noch viele Buͤrgere waͤren, die von ſolchen Beginnen nichts wiſſen, vielweni-<lb/> ger ſolches fuͤr genehm halten wolten, daß einige Buͤrger fuͤr ſich allein der Obrigkeit ihre<lb/><hi rendition="#aq">Authorit</hi>aͤt wiederrechtlich krancken ſolten, alſo thaͤte er hiemit die Loͤbl. 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ab ſind ſie geloffen und haben den Alterman Duͤrren mit Gewalt aus dem Hauſe zu
Rahthauſe geholet, worauf ſie dann nach dem krancken und ſehr elend darnieder liegenden
Segger Heiderman geloffen, und den bis auf den Todt im Krancken-Bette gequaͤlet, daß
er unterſchreiben ſolte, daß Hartung auf die Wahl ſolte, ohngeachtet alles Vorwendens
und Proteſtirens hat ers um die gottloſe rebellirende Rotte wieder los zu werden, aus
Noht ebenfalls unterſchreiben muͤſſen, von da ab lauffen ſie nach dem Walle vor dem
Braunſchweiger Thore, nach Hrn. Haneboths Garten, woſelbſt ſie den Hrn. Senior
Druman auch zugleich finden, ſelbigen haben ſie mit Schimpff und Tort ebenfalls dahin
gedrungen; und um ſich von der Gefahr und Gewalt zu retten, hat ers auch unterſchreiben muͤſ-
ſen. Der Alterman Hr. Haneboht hats aber durchaus nicht thun wollen, und auch nicht ge-
than; Auf die Manier haben nun die Complottanten gemeynet ſchon gewonnen zu haben, ge-
hen darauf zu Rahthaus, ſchlieſſen das Rahthaus hinter ſich zu, und preſſiren die andere Her-
ren als Hrn. Senior Boͤger und Hrn. Duͤrren ſo lange daß ſie es einwilligen muͤſſen, dem
Hrn. Buͤrgermeiſter Doͤrrien, Secretarium und dem Alterman Bartels ſagen ſie nichts,
ſolches machete, daß ſie mit zum Complott gehoͤren, gehen darauf in ein ander Zimmer
und ſetzen ein Verbuͤndnuͤß auf, welches ihrer viele unterſchrieben, ſolches liget in Archivio,
NB. wann ſolches muͤſte heraus gegeben werden, koͤnte man alle die Raͤdelsfuͤhrer ſehen.
Denſelbigen Nachmittag kommen die wohlgeſinnete Herren des Rahts die fuͤr die
uhralte Privilegien fuͤr Recht und Gerechtigkeit geſtritten, und klagten es denen anderen
wohlgeſinneten, und welche dem Publico am meiſten beytragen, wackern Buͤrgern, ſagen-
de, ſie koͤnten es vor GOtt im Himmel nicht verantworten, daß einige Mannſchafft Buͤr-
gere ihre in Haͤnden habende Recht und Gerechtigkeit allein koͤnten umſtoſſen und brechen,
wann ja der Receß und das Jus præſentandi dem Raht ſolte genommen werden, wozu ſie
aber der Loͤbl. Buͤrgerſchafft bis dahin noch keine Gelegenheit gegeben, muͤſte es doch noht-
wendig von der gantzen Buͤrgerſchafft und nicht von ungefehr 80. oder 90. Mann geſche-
hen, wolten dahero heute die gantze Buͤrgerſchafft fordern laſſen, und denen vorſtellen, ob
der Receß gelten ſolte oder nicht, worauf ſie dann ſogleich als nemlich Hr. Senior Boͤger,
Hr. Alterman Haneboht, und Hr. Duͤrre nach dem Hrn Segger giengen und ſelbiges vor-
ſchlugen, da dann ſogleich der Wachmeiſter an den Hrn. Alterman Bartels geſchicket und
deſſen Meynung daruͤber zu vernehmen, ſelbiger hat auch ſein fiat dazugegeben, von de-
nen iſt der Wachtmeiſter, Buͤrger-Botte und Umkloͤpper nach dem Hrn. Buͤrgermei-
ſter Doͤrrien geſchickt, und hat ſelbiges melden ſollen, daß Segger und Alterleute die gantze
Buͤrgerſchafft fordern laſſen (wozu laut des Receßûs in ſpecie da ſonſt Sachen vorgehen
die der gantzen Buͤrgerſchafft angehen, berechtiget ſeyn) und was die 80. oder 90. Mann
mit Gewalt geſuchet, denen ebenfalls vorzuſtellen und kund zu thun, wogegen aber der Hr.
Buͤrgermeiſter Doͤrrien ſolemniſſimè proteſtiret und geſaget, er wolte ſolche Verbottung
durchaus nicht geſtatten, und wann der Wachtmeiſter, Buͤrger-Botte und Umkloͤpper
ſolches wider ſeinen Willen thaͤten, ſolten ſie ihrer Dienſte entſetzet ſeyn. (NB. Obbe-
melte 3. Bediente werden vom gantzen Raht und nicht vom Buͤrgermeiſter allein erwaͤh-
let, kan ſie derhalben auch allein nicht entſetzen.) Worauf dann die Bediente an den Hrn.
Buͤrgermeiſter Wiehen und uͤbrige Herren des Rahts gehen muſten und ſelbige fragen,
obs nicht ihre Meynung die Buͤrgerſchafft fordern zu laſſen ebenfalls waͤre, welche alle
ſolches mit beliebet, wurde alſo mit der Verbotung fortgefahren, der Hr. Buͤrgermeiſter
Doͤrrien hingegen laͤſſet von ſeinen Complicibus einige bey Nacht herumlauffen und ſon-
derlichen Winck hinterbringen, welches uns 6. incarcerirten Buͤrgern betroffen, wie man
ferner vernehmen wird.
Da nun den Freytag als den 13ten May die gantze Buͤrgerſchafft zuſammen, und
wir auch ſamt einigen braven Buͤrgern herauf kommen, kriegten alle diejenige Buͤrgere von
denen Ubelgeſinneten ſo viel Nacken-Schlaͤge, daß man ſich ſchaͤmen muſte; Wie nun
jederer Alterman, alten Gebrauch nach jeder in ſeiner Beurſchafft-Stube gegangen und
denen anweſenden Buͤrgern vorgetragen; nemlich:
Nachdem einige Buͤrgere in Nahmen der gantzen Buͤrgerſchafft ſich zuſammen rotti-
ret, aufs Rahthaus zu kommen, und ein Memorial uͤbergeben, worin enthalten, daß ſie
abſolutè den Candidatum Hartung auf die Wahl haben wolten, welches aber zum
hoͤchſten Præjuditz der Obrigkeit waͤre, da ſie ſolches von einigen, als ein fiat erpreſſet,
hingegen noch viele Buͤrgere waͤren, die von ſolchen Beginnen nichts wiſſen, vielweni-
ger ſolches fuͤr genehm halten wolten, daß einige Buͤrger fuͤr ſich allein der Obrigkeit ihre
Authoritaͤt wiederrechtlich krancken ſolten, alſo thaͤte er hiemit die Loͤbl. Burgerſchafft
fragen, ob es bey dem von Ao. 1714. errichteten Receß ſein Verbleiben und der Raht
die Autthoritaͤt wolte ſagen das Jus præſentandi behalten ſolte oder nicht.
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