Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.schweig über die Stadt und Stifft Hildesheim keine Landes-Hoheit gehabt Pag. 28. wird ferner ein Kayserliches Diploma de An 1013. auf das aller- 2tens avanciret der Gegner/ es erhelle aus dem angeführten Diplomate, diesen
ſchweig uͤber die Stadt und Stifft Hildesheim keine Landes-Hoheit gehabt Pag. 28. wird ferner ein Kayſerliches Diploma de An 1013. auf das aller- 2tens avanciret der Gegner/ es erhelle aus dem angefuͤhrten Diplomate, dieſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="23"/> ſchweig uͤber die Stadt und Stifft Hildesheim keine Landes-Hoheit gehabt<lb/> haben/ ſondern daß man auch ſo gar ſich getrauen doͤrffte/ <hi rendition="#aq">poſitivè</hi> zu behaup-<lb/> ten/ daß die Biſchoͤffe zu Hildesheim <hi rendition="#aq">in medio ævo</hi> die Landes-Hoheit ſelbſt<lb/><hi rendition="#aq">exerci</hi>ret haben/ ſo will man demſelben hier zur Nachricht einen <hi rendition="#aq">locum ex<lb/> TANGMARI <hi rendition="#i">vita S. Bernwardi</hi> apud LEIBNITIUM <hi rendition="#i">l. c. Tom. I. p. 444.</hi></hi><lb/> beyrucken/ allwo der dieſer Sachen (als <hi rendition="#aq">Bernwardi</hi> geweſener Lehrmeiſter)<lb/> nohtwendig kundige <hi rendition="#aq">Autor</hi> von erſtgemeldeten <hi rendition="#aq">Bernwardo</hi> alſo ſchreibt: <hi rendition="#aq">Un-<lb/> de & à Moguntino Archiepiſcopo plura & miſeranda apertis inimicitiis eſt<lb/> perpeſſus, cujus animoſitatem patientiſſimè ferens Divina NB. ac REGA-<lb/> LIA benigniſſimè adminiſtrabat.</hi> Doch genug hievon.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Pag.</hi> 28. wird ferner ein Kayſerliches <hi rendition="#aq">Diploma de An</hi> 1013. auf das aller-<lb/> aͤrgſte vertrehet. Der Gegner ſagt 1. der damalige Biſchoff haͤtte noch nicht<lb/> einmal das <hi rendition="#aq">Jus angariarum</hi> gehabt und zu keiner Reis einige Frohn von ſei-<lb/> nen eigenen Leuten oder <hi rendition="#aq">Cenſit</hi>en aufbieten noch erforderen koͤnnen und habe<lb/> ſich alſo von Kayſerlicher Majeſtaͤt daruͤber <hi rendition="#aq">in ſpecie privilegi</hi>ren laſſen/ die<lb/> Frohn erforderen zu doͤrffen/ wann er in des Kayſers Angelegenheiten zu reiſen<lb/> haͤtte. Nun haͤtte es zwar <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a</hi></hi>) nichts zu ſagen/ wann deme wuͤrcklich alſo waͤ-<lb/> re; Dann daß zu ſelbigen Zeiten die geiſtliche Staͤnde des Reichs die Landes-<lb/> Hoheit noch nicht nach allen Stuͤcken ſo/ wie jetzo/ beſeſſen haben/ iſt zwar<lb/> eine ausgemachte Sache/ alleine haben dann die Weltliche ſie damalen ſo ge-<lb/> habt/ wie heut zu Tag? Jſt es nicht alſo/ daß ſie dieſelbe eben ſo wenig voll-<lb/> kommen gehabt/ als die Geiſtliche? Ferner/ folget dann/ wann ein Biſchoff<lb/> ein oder anderes <hi rendition="#aq">Regale</hi> damalen noch nicht gehabt/ daß es deßwegen der<lb/> Hertzog ſelbiger Gegend gehabt/ oder daß der Biſchoff ſein Landſaß geweſen<lb/> ſeye? oder gibt es nicht vielmehr ein <hi rendition="#aq">tertium,</hi> daß nemlich ein ſolches <hi rendition="#aq">Regale</hi><lb/> ſelbiger Zeit noch dem Kayſer zugeſtanden habe/ oder/ wie z. E. das <hi rendition="#aq">Jus colle-<lb/> ctandi,</hi> noch gar unbekannt geweſen ſeye? Aber iſt nicht einmal noͤhtig/ auf<lb/> dieſe <hi rendition="#aq">fontes ſolutionum</hi> zu verfallen. Dann es ſtehet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi></hi>) kein Wort in dem<lb/><hi rendition="#aq">Diplomate,</hi> daß der Biſchoff das <hi rendition="#aq">Jus ſequelæ</hi> (dann von dieſen und nicht von<lb/> Frohndienſten und von allen <hi rendition="#aq">hominibus, cujuscunque videantur perſonæ,</hi><lb/> folglich nicht nur von <hi rendition="#aq">Cenſit</hi>en ſondern auch von denen Vaſallen und Stan-<lb/> des-Perſonen ſo wohl als dem gemeinen Volck redet das von dem boshafften<lb/> Gegner auch in dieſem Stuͤck vertrehte <hi rendition="#aq">Diploma</hi>) vorhero nicht gehabt habe<lb/> oder daß es eine neue Gnade ſeye/ ſondern der Kayſer ſagt nur: Der Biſchoff<lb/> ſolle zu dieſem und jenen befugt ſeyn/ welches ja eben ſo wohl eine <hi rendition="#aq">Manutenen</hi>tz<lb/> bey einem vorhin ſchon laͤngſt gehabten Recht ſeyn kan/ welche ſich der Biſchoff<lb/> entweder zu mehrerer Sicherheit/ (da ja bekannt iſt/ daß man ehedem ſich oͤff-<lb/> ters uͤberfluͤſſige <hi rendition="#aq">Privilegia</hi> ertheilen laſſen) oder weil er etwa daruͤber mit ſei-<lb/> nen Vaſallen oder ſonſt jemand Stritt gehabt/ hat von dem Kayſer ausſtellen<lb/> laſſen.</p><lb/> <p>2tens <hi rendition="#aq">avanci</hi>ret der Gegner/ es erhelle aus dem angefuͤhrten <hi rendition="#aq">Diplomate,</hi><lb/> daß die <hi rendition="#aq">poteſtas judiciaria</hi> bloß bey denen Beamten des weltlichen Landes-<lb/> Herrns geſtanden ſeye/ dann es wuͤrde keines Kayſerlichen Gebotts-Brieff ge-<lb/> braucht haben/ wann zu ſelbiger ein Biſchoff uͤber die weltliche Beamte et-<lb/> was zu ſagen gehabt haͤtte. 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ſchweig uͤber die Stadt und Stifft Hildesheim keine Landes-Hoheit gehabt
haben/ ſondern daß man auch ſo gar ſich getrauen doͤrffte/ poſitivè zu behaup-
ten/ daß die Biſchoͤffe zu Hildesheim in medio ævo die Landes-Hoheit ſelbſt
exerciret haben/ ſo will man demſelben hier zur Nachricht einen locum ex
TANGMARI vita S. Bernwardi apud LEIBNITIUM l. c. Tom. I. p. 444.
beyrucken/ allwo der dieſer Sachen (als Bernwardi geweſener Lehrmeiſter)
nohtwendig kundige Autor von erſtgemeldeten Bernwardo alſo ſchreibt: Un-
de & à Moguntino Archiepiſcopo plura & miſeranda apertis inimicitiis eſt
perpeſſus, cujus animoſitatem patientiſſimè ferens Divina NB. ac REGA-
LIA benigniſſimè adminiſtrabat. Doch genug hievon.
Pag. 28. wird ferner ein Kayſerliches Diploma de An 1013. auf das aller-
aͤrgſte vertrehet. Der Gegner ſagt 1. der damalige Biſchoff haͤtte noch nicht
einmal das Jus angariarum gehabt und zu keiner Reis einige Frohn von ſei-
nen eigenen Leuten oder Cenſiten aufbieten noch erforderen koͤnnen und habe
ſich alſo von Kayſerlicher Majeſtaͤt daruͤber in ſpecie privilegiren laſſen/ die
Frohn erforderen zu doͤrffen/ wann er in des Kayſers Angelegenheiten zu reiſen
haͤtte. Nun haͤtte es zwar a) nichts zu ſagen/ wann deme wuͤrcklich alſo waͤ-
re; Dann daß zu ſelbigen Zeiten die geiſtliche Staͤnde des Reichs die Landes-
Hoheit noch nicht nach allen Stuͤcken ſo/ wie jetzo/ beſeſſen haben/ iſt zwar
eine ausgemachte Sache/ alleine haben dann die Weltliche ſie damalen ſo ge-
habt/ wie heut zu Tag? Jſt es nicht alſo/ daß ſie dieſelbe eben ſo wenig voll-
kommen gehabt/ als die Geiſtliche? Ferner/ folget dann/ wann ein Biſchoff
ein oder anderes Regale damalen noch nicht gehabt/ daß es deßwegen der
Hertzog ſelbiger Gegend gehabt/ oder daß der Biſchoff ſein Landſaß geweſen
ſeye? oder gibt es nicht vielmehr ein tertium, daß nemlich ein ſolches Regale
ſelbiger Zeit noch dem Kayſer zugeſtanden habe/ oder/ wie z. E. das Jus colle-
ctandi, noch gar unbekannt geweſen ſeye? Aber iſt nicht einmal noͤhtig/ auf
dieſe fontes ſolutionum zu verfallen. Dann es ſtehet b) kein Wort in dem
Diplomate, daß der Biſchoff das Jus ſequelæ (dann von dieſen und nicht von
Frohndienſten und von allen hominibus, cujuscunque videantur perſonæ,
folglich nicht nur von Cenſiten ſondern auch von denen Vaſallen und Stan-
des-Perſonen ſo wohl als dem gemeinen Volck redet das von dem boshafften
Gegner auch in dieſem Stuͤck vertrehte Diploma) vorhero nicht gehabt habe
oder daß es eine neue Gnade ſeye/ ſondern der Kayſer ſagt nur: Der Biſchoff
ſolle zu dieſem und jenen befugt ſeyn/ welches ja eben ſo wohl eine Manutenentz
bey einem vorhin ſchon laͤngſt gehabten Recht ſeyn kan/ welche ſich der Biſchoff
entweder zu mehrerer Sicherheit/ (da ja bekannt iſt/ daß man ehedem ſich oͤff-
ters uͤberfluͤſſige Privilegia ertheilen laſſen) oder weil er etwa daruͤber mit ſei-
nen Vaſallen oder ſonſt jemand Stritt gehabt/ hat von dem Kayſer ausſtellen
laſſen.
2tens avanciret der Gegner/ es erhelle aus dem angefuͤhrten Diplomate,
daß die poteſtas judiciaria bloß bey denen Beamten des weltlichen Landes-
Herrns geſtanden ſeye/ dann es wuͤrde keines Kayſerlichen Gebotts-Brieff ge-
braucht haben/ wann zu ſelbiger ein Biſchoff uͤber die weltliche Beamte et-
was zu ſagen gehabt haͤtte. Dieſes iſt einer der abſurdeſten Schluͤſſe/ die man
nur erſinnen kan: Dann es ſtehet von einem Landes-Herrn oder deſſen Beam-
ten oder denen Beamten im Land in dem gantzen Diplomate abermalen kein
Wort/ ſondern es heiſſet nur generaliter: es ſolle keine richterliche Perſon/ ſie
ſeye wer ſie wolle/ dem Biſchoff hierin einigen Eintrag thun; laſſen ſich nun
aber unter dieſen richterlichen Perſonen nicht viel vernuͤnfftiger die in ſo vielen
anderen Kayſerlichen Diplomatibus vorkommende und ſpecialiùs benahmßte
Kayſerliche Hof-Pfaltz-Weſtphaͤliſche-Land- und andere dergleichen ehedeſſen in
dieſen
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