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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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Vormittage noch zum Tagelöhner hatte verdin¬
gen wollen.

Er dachte sich immer nahe bei Gotha, und
wie er am andern Tage zurückkehren, und sei¬
nem Wirth eine angenehme Nachricht bringen
würde. Dies machte, daß die Schönheiten
der Natur ihn wieder ergötzten; er wandelte
mit innigem Vergnügen durch die romantischen
Thäler zwischen den Bergen hin, und als er
die Thürme der alten Wartenburg, von der er
schon in seiner Kindheit gehört hatte, zuerst er¬
blickte, so umfaßte sein Gemüth die Gegenstän¬
de umher mit einer Wärme und Anschließung,
die ihm alles doppelt schön machte; es war ihm,
als ob er in einem süßen Traume schwebte,
worin, was er ehmals gedacht hatte, eins nach
dem andern sich ihm nun würklich darstellte.

Es war ihm, als ob er allenthalben seyn
könnte, wo er wollte, da er sich so auf einmal
in wenigen Stunden von Gotha nach Eisenach
versetzt sahe, woran er den Morgen desselbigen
Tages noch gar nicht gedacht hatte.

Seinen Ueberrock und andre Sachen, die
er sonst bei sich trug, hatte er zu Hause gelassen,

Vormittage noch zum Tageloͤhner hatte verdin¬
gen wollen.

Er dachte ſich immer nahe bei Gotha, und
wie er am andern Tage zuruͤckkehren, und ſei¬
nem Wirth eine angenehme Nachricht bringen
wuͤrde. Dies machte, daß die Schoͤnheiten
der Natur ihn wieder ergoͤtzten; er wandelte
mit innigem Vergnuͤgen durch die romantiſchen
Thaͤler zwiſchen den Bergen hin, und als er
die Thuͤrme der alten Wartenburg, von der er
ſchon in ſeiner Kindheit gehoͤrt hatte, zuerſt er¬
blickte, ſo umfaßte ſein Gemuͤth die Gegenſtaͤn¬
de umher mit einer Waͤrme und Anſchließung,
die ihm alles doppelt ſchoͤn machte; es war ihm,
als ob er in einem ſuͤßen Traume ſchwebte,
worin, was er ehmals gedacht hatte, eins nach
dem andern ſich ihm nun wuͤrklich darſtellte.

Es war ihm, als ob er allenthalben ſeyn
koͤnnte, wo er wollte, da er ſich ſo auf einmal
in wenigen Stunden von Gotha nach Eiſenach
verſetzt ſahe, woran er den Morgen deſſelbigen
Tages noch gar nicht gedacht hatte.

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er ſonſt bei ſich trug, hatte er zu Hauſe gelaſſen,

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[76/0090] Vormittage noch zum Tageloͤhner hatte verdin¬ gen wollen. Er dachte ſich immer nahe bei Gotha, und wie er am andern Tage zuruͤckkehren, und ſei¬ nem Wirth eine angenehme Nachricht bringen wuͤrde. Dies machte, daß die Schoͤnheiten der Natur ihn wieder ergoͤtzten; er wandelte mit innigem Vergnuͤgen durch die romantiſchen Thaͤler zwiſchen den Bergen hin, und als er die Thuͤrme der alten Wartenburg, von der er ſchon in ſeiner Kindheit gehoͤrt hatte, zuerſt er¬ blickte, ſo umfaßte ſein Gemuͤth die Gegenſtaͤn¬ de umher mit einer Waͤrme und Anſchließung, die ihm alles doppelt ſchoͤn machte; es war ihm, als ob er in einem ſuͤßen Traume ſchwebte, worin, was er ehmals gedacht hatte, eins nach dem andern ſich ihm nun wuͤrklich darſtellte. Es war ihm, als ob er allenthalben ſeyn koͤnnte, wo er wollte, da er ſich ſo auf einmal in wenigen Stunden von Gotha nach Eiſenach verſetzt ſahe, woran er den Morgen deſſelbigen Tages noch gar nicht gedacht hatte. Seinen Ueberrock und andre Sachen, die er ſonſt bei ſich trug, hatte er zu Hauſe gelaſſen,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/90>, abgerufen am 25.11.2024.