Denn das, was in der Einbildungskraft keinen Anstoß gelitten hatte, sollte nun zur Wirklichkeit kommen, und mit Hindernissen käm¬ pfen, die sich schon im Voraus darstellten. Es däuchte Reisern nun viel leichter, mit schönen und angenehmen Aussichten in die weite Welt zu wandern, als an Ort und Stelle selbst zu seyn, und diese Aussichten wahr zu machen.
Drum hätte sich nun Reiser gerne das Ziel noch weiter weggewünscht, wenn er im Stande gewesen wäre, seine Wanderung weiter fortzu¬ setzen. Eine traurige Bemerkung aber, die er an seinen Schuhen machte, deren Verlust für ihn, in den Umständen, worin er sich befand, uner¬ setzlich war, hemmte auf einmal alle seine wei¬ ten Aussichten wieder, und machte, daß er ernsthaft über seinen Zustand nachdachte.
Es ist merkwürdig, wie die verächtlichsten wirklichen Dinge, auf die Weise in die glän¬ zendsten Gebäude der Phantasie eingreifen und sie zerstören können, und wie auf eben diesen verächtlichen Dingen eines Menschen Schicksal beruhen kann.
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Denn das, was in der Einbildungskraft keinen Anſtoß gelitten hatte, ſollte nun zur Wirklichkeit kommen, und mit Hinderniſſen kaͤm¬ pfen, die ſich ſchon im Voraus darſtellten. Es daͤuchte Reiſern nun viel leichter, mit ſchoͤnen und angenehmen Ausſichten in die weite Welt zu wandern, als an Ort und Stelle ſelbſt zu ſeyn, und dieſe Ausſichten wahr zu machen.
Drum haͤtte ſich nun Reiſer gerne das Ziel noch weiter weggewuͤnſcht, wenn er im Stande geweſen waͤre, ſeine Wanderung weiter fortzu¬ ſetzen. Eine traurige Bemerkung aber, die er an ſeinen Schuhen machte, deren Verluſt fuͤr ihn, in den Umſtaͤnden, worin er ſich befand, uner¬ ſetzlich war, hemmte auf einmal alle ſeine wei¬ ten Ausſichten wieder, und machte, daß er ernſthaft uͤber ſeinen Zuſtand nachdachte.
Es iſt merkwuͤrdig, wie die veraͤchtlichſten wirklichen Dinge, auf die Weiſe in die glaͤn¬ zendſten Gebaͤude der Phantaſie eingreifen und ſie zerſtoͤren koͤnnen, und wie auf eben dieſen veraͤchtlichen Dingen eines Menſchen Schickſal beruhen kann.
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Denn das, was in der Einbildungskraft
keinen Anſtoß gelitten hatte, ſollte nun zur
Wirklichkeit kommen, und mit Hinderniſſen kaͤm¬
pfen, die ſich ſchon im Voraus darſtellten. Es
daͤuchte Reiſern nun viel leichter, mit ſchoͤnen
und angenehmen Ausſichten in die weite Welt zu
wandern, als an Ort und Stelle ſelbſt zu ſeyn,
und dieſe Ausſichten wahr zu machen.
Drum haͤtte ſich nun Reiſer gerne das Ziel
noch weiter weggewuͤnſcht, wenn er im Stande
geweſen waͤre, ſeine Wanderung weiter fortzu¬
ſetzen. Eine traurige Bemerkung aber, die er an
ſeinen Schuhen machte, deren Verluſt fuͤr ihn,
in den Umſtaͤnden, worin er ſich befand, uner¬
ſetzlich war, hemmte auf einmal alle ſeine wei¬
ten Ausſichten wieder, und machte, daß er
ernſthaft uͤber ſeinen Zuſtand nachdachte.
Es iſt merkwuͤrdig, wie die veraͤchtlichſten
wirklichen Dinge, auf die Weiſe in die glaͤn¬
zendſten Gebaͤude der Phantaſie eingreifen und
ſie zerſtoͤren koͤnnen, und wie auf eben dieſen
veraͤchtlichen Dingen eines Menſchen Schickſal
beruhen kann.
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/53>, abgerufen am 07.07.2024.
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