So wie er nun schneller vorwärts ging, fühlte er auch nach und nach wieder sein Gemüth erleichtert, heitere Gedanken, reizende Aussich¬ ten, und kühne Hoffnungen stiegen allmählig wieder in seiner Seele auf, und nun entstand in ihm ein Vorsatz, der ihn auf einmal über alle Sorgen hinwegsetzte, und der ihn auf seiner ganzen Wanderung reich und unabhängig machte.
Er durfte nur seine ganze Nahrung auf Brodt und Bier einschränken, auf der Streu schlafen, und niemals wieder in einer Stadt übernachten, um seinen Unterhalt während der Reise mit wenig mehr als einem Groschen täg¬ lich zu bestreiten. Auf die Weise konnte er län¬ ger als einen Monat unterwegens seyn, und war am Ende der Reise doch noch nicht ganz entblößt.
Sobald er diesen Vorsatz, den er von dem Tage an standhaft ausführte, gefaßt hatte, fühlte er sich wieder frei und glücklich wie ein König -- selbst diese freiwillige Entsagung aller Bequemlichkeiten, und diese Einschränkung auf die allernöthigsten Bedürfnisse -- gab ihm eine Empfindung ohne Gleichen; er fühlte sich nun
So wie er nun ſchneller vorwaͤrts ging, fuͤhlte er auch nach und nach wieder ſein Gemuͤth erleichtert, heitere Gedanken, reizende Ausſich¬ ten, und kuͤhne Hoffnungen ſtiegen allmaͤhlig wieder in ſeiner Seele auf, und nun entſtand in ihm ein Vorſatz, der ihn auf einmal uͤber alle Sorgen hinwegſetzte, und der ihn auf ſeiner ganzen Wanderung reich und unabhaͤngig machte.
Er durfte nur ſeine ganze Nahrung auf Brodt und Bier einſchraͤnken, auf der Streu ſchlafen, und niemals wieder in einer Stadt uͤbernachten, um ſeinen Unterhalt waͤhrend der Reiſe mit wenig mehr als einem Groſchen taͤg¬ lich zu beſtreiten. Auf die Weiſe konnte er laͤn¬ ger als einen Monat unterwegens ſeyn, und war am Ende der Reiſe doch noch nicht ganz entbloͤßt.
Sobald er dieſen Vorſatz, den er von dem Tage an ſtandhaft ausfuͤhrte, gefaßt hatte, fuͤhlte er ſich wieder frei und gluͤcklich wie ein Koͤnig — ſelbſt dieſe freiwillige Entſagung aller Bequemlichkeiten, und dieſe Einſchraͤnkung auf die allernoͤthigſten Beduͤrfniſſe — gab ihm eine Empfindung ohne Gleichen; er fuͤhlte ſich nun
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[6/0020]
So wie er nun ſchneller vorwaͤrts ging,
fuͤhlte er auch nach und nach wieder ſein Gemuͤth
erleichtert, heitere Gedanken, reizende Ausſich¬
ten, und kuͤhne Hoffnungen ſtiegen allmaͤhlig
wieder in ſeiner Seele auf, und nun entſtand in
ihm ein Vorſatz, der ihn auf einmal uͤber alle
Sorgen hinwegſetzte, und der ihn auf ſeiner
ganzen Wanderung reich und unabhaͤngig machte.
Er durfte nur ſeine ganze Nahrung auf
Brodt und Bier einſchraͤnken, auf der Streu
ſchlafen, und niemals wieder in einer Stadt
uͤbernachten, um ſeinen Unterhalt waͤhrend der
Reiſe mit wenig mehr als einem Groſchen taͤg¬
lich zu beſtreiten. Auf die Weiſe konnte er laͤn¬
ger als einen Monat unterwegens ſeyn, und
war am Ende der Reiſe doch noch nicht ganz
entbloͤßt.
Sobald er dieſen Vorſatz, den er von dem
Tage an ſtandhaft ausfuͤhrte, gefaßt hatte,
fuͤhlte er ſich wieder frei und gluͤcklich wie ein
Koͤnig — ſelbſt dieſe freiwillige Entſagung aller
Bequemlichkeiten, und dieſe Einſchraͤnkung auf
die allernoͤthigſten Beduͤrfniſſe — gab ihm eine
Empfindung ohne Gleichen; er fuͤhlte ſich nun
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/20>, abgerufen am 07.07.2024.
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