Er las damals ein statistisches Kollegium, welches Reiser ein paarmal mit anhörte, und da ihn die Sache sehr interessirte, vom R. Sprin¬ ger aufgefordert wurde, sich diesem Fache zu widmen, wobei er ihn auf alle mögliche Weise unterstützen wolle.
Den Anfang dieser Unterstützung machte nun der R. Springer sogleich damit, daß er Reisern, seinem Wunsche gemäß, eine einsame Wohnung gab, indem er ihm sein eigenes Gar¬ tenhaus einräumte, wozu Reiser den Schlüssel bekam, und wo er aus seinem Fenster die schönste Aussicht über einen Theil der aneinandergrän¬ zenden Gärten hatte, welche ganz Erfurt um¬ gaben.
Reiser genoß auch wieder seinen Freitisch, der Doktor Froriep nahm sich seiner auf das thä¬ tigste an, und suchte ihm auf alle Weise Unter¬ stützung zu verschaffen; er fing sogar an mathe¬ matische Kollegia zu hören, seine guten Freunde zo¬ gen ihn mit zu allen ihren litterarischen Zusammen¬ künften, und lasen ihm zum Theil ihre Ausar¬ beitungen vor, so daß die Sache nunmehro im besten Gange war, wenn ein neuer unglücklicher
M 3
Er las damals ein ſtatiſtiſches Kollegium, welches Reiſer ein paarmal mit anhoͤrte, und da ihn die Sache ſehr intereſſirte, vom R. Sprin¬ ger aufgefordert wurde, ſich dieſem Fache zu widmen, wobei er ihn auf alle moͤgliche Weiſe unterſtuͤtzen wolle.
Den Anfang dieſer Unterſtuͤtzung machte nun der R. Springer ſogleich damit, daß er Reiſern, ſeinem Wunſche gemaͤß, eine einſame Wohnung gab, indem er ihm ſein eigenes Gar¬ tenhaus einraͤumte, wozu Reiſer den Schluͤſſel bekam, und wo er aus ſeinem Fenſter die ſchoͤnſte Ausſicht uͤber einen Theil der aneinandergraͤn¬ zenden Gaͤrten hatte, welche ganz Erfurt um¬ gaben.
Reiſer genoß auch wieder ſeinen Freitiſch, der Doktor Froriep nahm ſich ſeiner auf das thaͤ¬ tigſte an, und ſuchte ihm auf alle Weiſe Unter¬ ſtuͤtzung zu verſchaffen; er fing ſogar an mathe¬ matiſche Kollegia zu hoͤren, ſeine guten Freunde zo¬ gen ihn mit zu allen ihren litterariſchen Zuſammen¬ kuͤnften, und laſen ihm zum Theil ihre Ausar¬ beitungen vor, ſo daß die Sache nunmehro im beſten Gange war, wenn ein neuer ungluͤcklicher
M 3
<TEI><text><body><pbfacs="#f0195"n="181"/><p>Er las damals ein ſtatiſtiſches Kollegium,<lb/>
welches Reiſer ein paarmal mit anhoͤrte, und da<lb/>
ihn die Sache ſehr intereſſirte, vom R. Sprin¬<lb/>
ger aufgefordert wurde, ſich dieſem Fache zu<lb/>
widmen, wobei er ihn auf alle moͤgliche Weiſe<lb/>
unterſtuͤtzen wolle.</p><lb/><p>Den Anfang dieſer Unterſtuͤtzung machte<lb/>
nun der R. Springer ſogleich damit, daß er<lb/>
Reiſern, ſeinem Wunſche gemaͤß, eine einſame<lb/>
Wohnung gab, indem er ihm ſein eigenes Gar¬<lb/>
tenhaus einraͤumte, wozu Reiſer den Schluͤſſel<lb/>
bekam, und wo er aus ſeinem Fenſter die ſchoͤnſte<lb/>
Ausſicht uͤber einen Theil der aneinandergraͤn¬<lb/>
zenden Gaͤrten hatte, welche ganz Erfurt um¬<lb/>
gaben.</p><lb/><p>Reiſer genoß auch wieder ſeinen Freitiſch,<lb/>
der Doktor Froriep nahm ſich ſeiner auf das thaͤ¬<lb/>
tigſte an, und ſuchte ihm auf alle Weiſe Unter¬<lb/>ſtuͤtzung zu verſchaffen; er fing ſogar an mathe¬<lb/>
matiſche Kollegia zu hoͤren, ſeine guten Freunde zo¬<lb/>
gen ihn mit zu allen ihren litterariſchen Zuſammen¬<lb/>
kuͤnften, und laſen ihm zum Theil ihre Ausar¬<lb/>
beitungen vor, ſo daß die Sache nunmehro im<lb/>
beſten Gange war, wenn ein neuer ungluͤcklicher<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3<lb/></fw></p></body></text></TEI>
[181/0195]
Er las damals ein ſtatiſtiſches Kollegium,
welches Reiſer ein paarmal mit anhoͤrte, und da
ihn die Sache ſehr intereſſirte, vom R. Sprin¬
ger aufgefordert wurde, ſich dieſem Fache zu
widmen, wobei er ihn auf alle moͤgliche Weiſe
unterſtuͤtzen wolle.
Den Anfang dieſer Unterſtuͤtzung machte
nun der R. Springer ſogleich damit, daß er
Reiſern, ſeinem Wunſche gemaͤß, eine einſame
Wohnung gab, indem er ihm ſein eigenes Gar¬
tenhaus einraͤumte, wozu Reiſer den Schluͤſſel
bekam, und wo er aus ſeinem Fenſter die ſchoͤnſte
Ausſicht uͤber einen Theil der aneinandergraͤn¬
zenden Gaͤrten hatte, welche ganz Erfurt um¬
gaben.
Reiſer genoß auch wieder ſeinen Freitiſch,
der Doktor Froriep nahm ſich ſeiner auf das thaͤ¬
tigſte an, und ſuchte ihm auf alle Weiſe Unter¬
ſtuͤtzung zu verſchaffen; er fing ſogar an mathe¬
matiſche Kollegia zu hoͤren, ſeine guten Freunde zo¬
gen ihn mit zu allen ihren litterariſchen Zuſammen¬
kuͤnften, und laſen ihm zum Theil ihre Ausar¬
beitungen vor, ſo daß die Sache nunmehro im
beſten Gange war, wenn ein neuer ungluͤcklicher
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/195>, abgerufen am 30.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.