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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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Er las damals ein statistisches Kollegium,
welches Reiser ein paarmal mit anhörte, und da
ihn die Sache sehr interessirte, vom R. Sprin¬
ger aufgefordert wurde, sich diesem Fache zu
widmen, wobei er ihn auf alle mögliche Weise
unterstützen wolle.

Den Anfang dieser Unterstützung machte
nun der R. Springer sogleich damit, daß er
Reisern, seinem Wunsche gemäß, eine einsame
Wohnung gab, indem er ihm sein eigenes Gar¬
tenhaus einräumte, wozu Reiser den Schlüssel
bekam, und wo er aus seinem Fenster die schönste
Aussicht über einen Theil der aneinandergrän¬
zenden Gärten hatte, welche ganz Erfurt um¬
gaben.

Reiser genoß auch wieder seinen Freitisch,
der Doktor Froriep nahm sich seiner auf das thä¬
tigste an, und suchte ihm auf alle Weise Unter¬
stützung zu verschaffen; er fing sogar an mathe¬
matische Kollegia zu hören, seine guten Freunde zo¬
gen ihn mit zu allen ihren litterarischen Zusammen¬
künften, und lasen ihm zum Theil ihre Ausar¬
beitungen vor, so daß die Sache nunmehro im
besten Gange war, wenn ein neuer unglücklicher

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Er las damals ein ſtatiſtiſches Kollegium,
welches Reiſer ein paarmal mit anhoͤrte, und da
ihn die Sache ſehr intereſſirte, vom R. Sprin¬
ger aufgefordert wurde, ſich dieſem Fache zu
widmen, wobei er ihn auf alle moͤgliche Weiſe
unterſtuͤtzen wolle.

Den Anfang dieſer Unterſtuͤtzung machte
nun der R. Springer ſogleich damit, daß er
Reiſern, ſeinem Wunſche gemaͤß, eine einſame
Wohnung gab, indem er ihm ſein eigenes Gar¬
tenhaus einraͤumte, wozu Reiſer den Schluͤſſel
bekam, und wo er aus ſeinem Fenſter die ſchoͤnſte
Ausſicht uͤber einen Theil der aneinandergraͤn¬
zenden Gaͤrten hatte, welche ganz Erfurt um¬
gaben.

Reiſer genoß auch wieder ſeinen Freitiſch,
der Doktor Froriep nahm ſich ſeiner auf das thaͤ¬
tigſte an, und ſuchte ihm auf alle Weiſe Unter¬
ſtuͤtzung zu verſchaffen; er fing ſogar an mathe¬
matiſche Kollegia zu hoͤren, ſeine guten Freunde zo¬
gen ihn mit zu allen ihren litterariſchen Zuſammen¬
kuͤnften, und laſen ihm zum Theil ihre Ausar¬
beitungen vor, ſo daß die Sache nunmehro im
beſten Gange war, wenn ein neuer ungluͤcklicher

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[181/0195] Er las damals ein ſtatiſtiſches Kollegium, welches Reiſer ein paarmal mit anhoͤrte, und da ihn die Sache ſehr intereſſirte, vom R. Sprin¬ ger aufgefordert wurde, ſich dieſem Fache zu widmen, wobei er ihn auf alle moͤgliche Weiſe unterſtuͤtzen wolle. Den Anfang dieſer Unterſtuͤtzung machte nun der R. Springer ſogleich damit, daß er Reiſern, ſeinem Wunſche gemaͤß, eine einſame Wohnung gab, indem er ihm ſein eigenes Gar¬ tenhaus einraͤumte, wozu Reiſer den Schluͤſſel bekam, und wo er aus ſeinem Fenſter die ſchoͤnſte Ausſicht uͤber einen Theil der aneinandergraͤn¬ zenden Gaͤrten hatte, welche ganz Erfurt um¬ gaben. Reiſer genoß auch wieder ſeinen Freitiſch, der Doktor Froriep nahm ſich ſeiner auf das thaͤ¬ tigſte an, und ſuchte ihm auf alle Weiſe Unter¬ ſtuͤtzung zu verſchaffen; er fing ſogar an mathe¬ matiſche Kollegia zu hoͤren, ſeine guten Freunde zo¬ gen ihn mit zu allen ihren litterariſchen Zuſammen¬ kuͤnften, und laſen ihm zum Theil ihre Ausar¬ beitungen vor, ſo daß die Sache nunmehro im beſten Gange war, wenn ein neuer ungluͤcklicher M 3

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/195>, abgerufen am 27.04.2024.