Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

cher als seine Bekanntschaft zu machen, welches
ihm auch nicht schwer wurde; er entdeckte die¬
sem B... seinen Wunsch, der ihn denn auch in
seinem Entschluß, sich dem Theater zu widmen,
bestärkte, und an welchem Reiser nun zugleich ei¬
nen Freund zu finden hofte.

Er setzte nun jede Rücksicht bei Seite; suchte
den Gedanken an den D. Froriep und an seinen
Freund N..., so viel wie möglich vor sich selber
zu verbergen; und engagierte sich, ohne jeman¬
den etwas davon zu sagen, bey dem Prinzipal
der Truppe; er hatte den Muth und die Hofnung
in der ersten Rolle sich so zu zeigen, daß jeder¬
mann seinen Entschluß billigen würde.

Nun kam es auf die erste Rolle an, worin er
auftreten sollte; und zufälliger Weise traf es sich,
daß in einigen Tagen die Poeten nach der Mode
gespielt werden sollten, worin man ihm eine
Rolle antrug.

Er wünschte sich, den Dunkel zu spielen,
und hatte die Rolle schon auswendig gelernt, als
sein neuer Freund, der Schauspieler B... ihn
davon abrieth, weil er selbst immer diese Rolle
gespielt habe, und sie ihm vorzüglich gut gelun¬

cher als ſeine Bekanntſchaft zu machen, welches
ihm auch nicht ſchwer wurde; er entdeckte die¬
ſem B... ſeinen Wunſch, der ihn denn auch in
ſeinem Entſchluß, ſich dem Theater zu widmen,
beſtaͤrkte, und an welchem Reiſer nun zugleich ei¬
nen Freund zu finden hofte.

Er ſetzte nun jede Ruͤckſicht bei Seite; ſuchte
den Gedanken an den D. Froriep und an ſeinen
Freund N..., ſo viel wie moͤglich vor ſich ſelber
zu verbergen; und engagierte ſich, ohne jeman¬
den etwas davon zu ſagen, bey dem Prinzipal
der Truppe; er hatte den Muth und die Hofnung
in der erſten Rolle ſich ſo zu zeigen, daß jeder¬
mann ſeinen Entſchluß billigen wuͤrde.

Nun kam es auf die erſte Rolle an, worin er
auftreten ſollte; und zufaͤlliger Weiſe traf es ſich,
daß in einigen Tagen die Poeten nach der Mode
geſpielt werden ſollten, worin man ihm eine
Rolle antrug.

Er wuͤnſchte ſich, den Dunkel zu ſpielen,
und hatte die Rolle ſchon auswendig gelernt, als
ſein neuer Freund, der Schauſpieler B... ihn
davon abrieth, weil er ſelbſt immer dieſe Rolle
geſpielt habe, und ſie ihm vorzuͤglich gut gelun¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0188" n="174"/>
cher als &#x017F;eine Bekannt&#x017F;chaft zu machen, welches<lb/>
ihm auch nicht &#x017F;chwer wurde; er entdeckte die¬<lb/>
&#x017F;em B... &#x017F;einen Wun&#x017F;ch, der ihn denn auch in<lb/>
&#x017F;einem Ent&#x017F;chluß, &#x017F;ich dem Theater zu widmen,<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;rkte, und an welchem Rei&#x017F;er nun zugleich ei¬<lb/>
nen Freund zu finden hofte.</p><lb/>
      <p>Er &#x017F;etzte nun jede Ru&#x0364;ck&#x017F;icht bei Seite; &#x017F;uchte<lb/>
den Gedanken an den D. Froriep und an &#x017F;einen<lb/>
Freund N..., &#x017F;o viel wie mo&#x0364;glich vor &#x017F;ich &#x017F;elber<lb/>
zu verbergen; und engagierte &#x017F;ich, ohne jeman¬<lb/>
den etwas davon zu &#x017F;agen, bey dem Prinzipal<lb/>
der Truppe; er hatte den Muth und die Hofnung<lb/>
in der er&#x017F;ten Rolle &#x017F;ich &#x017F;o zu zeigen, daß jeder¬<lb/>
mann &#x017F;einen Ent&#x017F;chluß billigen wu&#x0364;rde.</p><lb/>
      <p>Nun kam es auf die er&#x017F;te Rolle an, worin er<lb/>
auftreten &#x017F;ollte; und zufa&#x0364;lliger Wei&#x017F;e traf es &#x017F;ich,<lb/>
daß in einigen Tagen die Poeten nach der Mode<lb/>
ge&#x017F;pielt werden &#x017F;ollten, worin man ihm eine<lb/>
Rolle antrug.</p><lb/>
      <p>Er wu&#x0364;n&#x017F;chte &#x017F;ich, den Dunkel zu &#x017F;pielen,<lb/>
und hatte die Rolle &#x017F;chon auswendig gelernt, als<lb/>
&#x017F;ein neuer Freund, der Schau&#x017F;pieler B... ihn<lb/>
davon abrieth, weil er &#x017F;elb&#x017F;t immer die&#x017F;e Rolle<lb/>
ge&#x017F;pielt habe, und &#x017F;ie ihm vorzu&#x0364;glich gut gelun¬<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0188] cher als ſeine Bekanntſchaft zu machen, welches ihm auch nicht ſchwer wurde; er entdeckte die¬ ſem B... ſeinen Wunſch, der ihn denn auch in ſeinem Entſchluß, ſich dem Theater zu widmen, beſtaͤrkte, und an welchem Reiſer nun zugleich ei¬ nen Freund zu finden hofte. Er ſetzte nun jede Ruͤckſicht bei Seite; ſuchte den Gedanken an den D. Froriep und an ſeinen Freund N..., ſo viel wie moͤglich vor ſich ſelber zu verbergen; und engagierte ſich, ohne jeman¬ den etwas davon zu ſagen, bey dem Prinzipal der Truppe; er hatte den Muth und die Hofnung in der erſten Rolle ſich ſo zu zeigen, daß jeder¬ mann ſeinen Entſchluß billigen wuͤrde. Nun kam es auf die erſte Rolle an, worin er auftreten ſollte; und zufaͤlliger Weiſe traf es ſich, daß in einigen Tagen die Poeten nach der Mode geſpielt werden ſollten, worin man ihm eine Rolle antrug. Er wuͤnſchte ſich, den Dunkel zu ſpielen, und hatte die Rolle ſchon auswendig gelernt, als ſein neuer Freund, der Schauſpieler B... ihn davon abrieth, weil er ſelbſt immer dieſe Rolle geſpielt habe, und ſie ihm vorzuͤglich gut gelun¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/188
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/188>, abgerufen am 27.04.2024.