Es war als ob in diesem Gedichte sein un¬ terdrückter Geist alle sein Freiheitsgefühl noch einmal ausgehaucht hätte, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschte, in den Gedanken.
Ganz entzückt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft ei¬ nes so vorzüglichen Mitarbeiters an der Wo¬ chenschrift der Bürger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fühlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausge¬ stoßen hatte.
Indes fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich er¬ bot, dem Doktor Sauer Englisch zu lehren, weil dieser schon einigemale den Wunsch geäußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde dann angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit wöchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Mann zu¬
J 5
Es war als ob in dieſem Gedichte ſein un¬ terdruͤckter Geiſt alle ſein Freiheitsgefuͤhl noch einmal ausgehaucht haͤtte, ein ſolcher Schwung und feurige Theilnehmung herrſchte, in den Gedanken.
Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte Reiſer nicht ruhen, bis er die Bekanntſchaft ei¬ nes ſo vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wo¬ chenſchrift der Buͤrger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber ſchwer, bis er dieſen Wunſch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in ſich fuͤhlen konnte, ſich noch ferner an irgend einen aus der Klaſſe von Weſen anzuſchließen, die ihn gleichſam ausge¬ ſtoßen hatte.
Indes fand ſich doch ein Weg dazu, weil Reiſer ſein Studium der engliſchen Sprache auch in Erfurt fortgeſetzt hatte, daß er ſich er¬ bot, dem Doktor Sauer Engliſch zu lehren, weil dieſer ſchon einigemale den Wunſch geaͤußert hatte, mit dieſer Sprache bekannt zu ſeyn. Dies Anerbieten wurde dann angenommen, und ſo erhielt Reiſer Gelegenheit woͤchentlich wenigſtens ein paarmal mit dieſem Mann zu¬
J 5
<TEI><text><body><pbfacs="#f0151"n="137"/><p>Es war als ob in dieſem Gedichte ſein un¬<lb/>
terdruͤckter Geiſt alle ſein Freiheitsgefuͤhl noch<lb/>
einmal ausgehaucht haͤtte, ein ſolcher Schwung<lb/>
und feurige Theilnehmung herrſchte, in den<lb/>
Gedanken.</p><lb/><p>Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte<lb/>
Reiſer nicht ruhen, bis er die Bekanntſchaft ei¬<lb/>
nes ſo vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wo¬<lb/>
chenſchrift der Buͤrger und der Bauer gemacht<lb/>
hatte. Es hielt aber ſchwer, bis er dieſen<lb/>
Wunſch erreichte, weil der Doktor Sauer eben<lb/>
keinen großen Hang in ſich fuͤhlen konnte, ſich<lb/>
noch ferner an irgend einen aus der Klaſſe von<lb/>
Weſen anzuſchließen, die ihn gleichſam ausge¬<lb/>ſtoßen hatte.</p><lb/><p>Indes fand ſich doch ein Weg dazu, weil<lb/>
Reiſer ſein Studium der engliſchen Sprache<lb/>
auch in Erfurt fortgeſetzt hatte, daß er ſich er¬<lb/>
bot, dem Doktor Sauer Engliſch zu lehren,<lb/>
weil dieſer ſchon einigemale den Wunſch geaͤußert<lb/>
hatte, mit dieſer Sprache bekannt zu ſeyn.<lb/>
Dies Anerbieten wurde dann angenommen,<lb/>
und ſo erhielt Reiſer Gelegenheit woͤchentlich<lb/>
wenigſtens ein paarmal mit dieſem Mann zu¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 5<lb/></fw></p></body></text></TEI>
[137/0151]
Es war als ob in dieſem Gedichte ſein un¬
terdruͤckter Geiſt alle ſein Freiheitsgefuͤhl noch
einmal ausgehaucht haͤtte, ein ſolcher Schwung
und feurige Theilnehmung herrſchte, in den
Gedanken.
Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte
Reiſer nicht ruhen, bis er die Bekanntſchaft ei¬
nes ſo vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wo¬
chenſchrift der Buͤrger und der Bauer gemacht
hatte. Es hielt aber ſchwer, bis er dieſen
Wunſch erreichte, weil der Doktor Sauer eben
keinen großen Hang in ſich fuͤhlen konnte, ſich
noch ferner an irgend einen aus der Klaſſe von
Weſen anzuſchließen, die ihn gleichſam ausge¬
ſtoßen hatte.
Indes fand ſich doch ein Weg dazu, weil
Reiſer ſein Studium der engliſchen Sprache
auch in Erfurt fortgeſetzt hatte, daß er ſich er¬
bot, dem Doktor Sauer Engliſch zu lehren,
weil dieſer ſchon einigemale den Wunſch geaͤußert
hatte, mit dieſer Sprache bekannt zu ſeyn.
Dies Anerbieten wurde dann angenommen,
und ſo erhielt Reiſer Gelegenheit woͤchentlich
wenigſtens ein paarmal mit dieſem Mann zu¬
J 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/151>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.