samen Spatziergänge. -- Nun war vor dem neuen Thore in H. . ., der Gang auf der Wiese, längst dem Flusse, nach dem Wasserfall zu, be¬ sonders einladend für seine romantischen Ideen.
Die feierliche Stille, welche in der Mittags¬ stunde auf dieser Wiese herrschte; die einzelnen hie und da zersteuten hohen Eichbäume, welche mitten im Sonnenschein, so wie sie einsam standen, ihren Schatten auf das Grüne der Wiese hinwarfen. -- Ein kleines Gebüsch, in welchem man versteckt das Rauschen des Wasserfalls in der Nähe hörte -- am jenseitigen Ufer des Flus¬ ses, der angenehme Wald, in welchem er mit Reisern des Morgens in der Frühe spatziren ge¬ gangen war -- in der Ferne weidende Heerden; und die Stadt mit ihren vier Thürmen, und dem umgebenden mit Bäumen bepflanzten Walle, wie ein Bild in einem optischen Kasten. -- Diß zusammengenommen versetzte ihn allemal in je¬ ne wunderbare Empfindung, die man hat, so oft es einem lebhaft wird, daß man in diesem Au¬ genblick nun gerade an diesem Orte, und an kei¬ nem andern ist; daß diß nun unsere wirkliche
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ſamen Spatziergaͤnge. — Nun war vor dem neuen Thore in H. . ., der Gang auf der Wieſe, laͤngſt dem Fluſſe, nach dem Waſſerfall zu, be¬ ſonders einladend fuͤr ſeine romantiſchen Ideen.
Die feierliche Stille, welche in der Mittags¬ ſtunde auf dieſer Wieſe herrſchte; die einzelnen hie und da zerſteuten hohen Eichbaͤume, welche mitten im Sonnenſchein, ſo wie ſie einſam ſtanden, ihren Schatten auf das Gruͤne der Wieſe hinwarfen. — Ein kleines Gebuͤſch, in welchem man verſteckt das Rauſchen des Waſſerfalls in der Naͤhe hoͤrte — am jenſeitigen Ufer des Fluſ¬ ſes, der angenehme Wald, in welchem er mit Reiſern des Morgens in der Fruͤhe ſpatziren ge¬ gangen war — in der Ferne weidende Heerden; und die Stadt mit ihren vier Thuͤrmen, und dem umgebenden mit Baͤumen bepflanzten Walle, wie ein Bild in einem optiſchen Kaſten. — Diß zuſammengenommen verſetzte ihn allemal in je¬ ne wunderbare Empfindung, die man hat, ſo oft es einem lebhaft wird, daß man in dieſem Au¬ genblick nun gerade an dieſem Orte, und an kei¬ nem andern iſt; daß diß nun unſere wirkliche
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ſamen Spatziergaͤnge. — Nun war vor dem
neuen Thore in H. . ., der Gang auf der Wieſe,
laͤngſt dem Fluſſe, nach dem Waſſerfall zu, be¬
ſonders einladend fuͤr ſeine romantiſchen Ideen.
Die feierliche Stille, welche in der Mittags¬
ſtunde auf dieſer Wieſe herrſchte; die einzelnen
hie und da zerſteuten hohen Eichbaͤume, welche
mitten im Sonnenſchein, ſo wie ſie einſam
ſtanden, ihren Schatten auf das Gruͤne der Wieſe
hinwarfen. — Ein kleines Gebuͤſch, in welchem
man verſteckt das Rauſchen des Waſſerfalls in
der Naͤhe hoͤrte — am jenſeitigen Ufer des Fluſ¬
ſes, der angenehme Wald, in welchem er mit
Reiſern des Morgens in der Fruͤhe ſpatziren ge¬
gangen war — in der Ferne weidende Heerden;
und die Stadt mit ihren vier Thuͤrmen, und dem
umgebenden mit Baͤumen bepflanzten Walle,
wie ein Bild in einem optiſchen Kaſten. — Diß
zuſammengenommen verſetzte ihn allemal in je¬
ne wunderbare Empfindung, die man hat, ſo oft
es einem lebhaft wird, daß man in dieſem Au¬
genblick nun gerade an dieſem Orte, und an kei¬
nem andern iſt; daß diß nun unſere wirkliche
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/99>, abgerufen am 22.07.2024.
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