Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Welt ist, an die wir so oft als an eine bloß idea¬ Es fällt einem ein, daß man sich bei der Lek¬ Reiser fing schon damals an, über dergleichen Welt iſt, an die wir ſo oft als an eine bloß idea¬ Es faͤllt einem ein, daß man ſich bei der Lek¬ Reiſer fing ſchon damals an, uͤber dergleichen <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0100" n="90"/> Welt iſt, an die wir ſo oft als an eine bloß idea¬<lb/> liſche Sache denken. —</p><lb/> <p>Es faͤllt einem ein, daß man ſich bei der Lek¬<lb/> tuͤre von Romanen immer wunderbarere Vor¬<lb/> ſtellungen von den Gegenden und Oertern ge¬<lb/> macht hat, je weiter man ſie ſich entfernt dachte.<lb/> Und nun denkt man ſich, mit allen großen und<lb/> kleinen Gegenſtaͤnden, die einen jetzt umgeben,<lb/> z. B. in Vorſtellung eines Einwohners von<lb/> Pecking — dem diß alles nun eben ſo fremd, ſo<lb/> wunderbar daͤuchten muͤßte — und die uns umge¬<lb/> bende wirkliche Welt bekommt durch dieſe Idee<lb/> einen ungewohnten Schimmer, der ſie uns eben<lb/> ſo fremd und wunderbar darſtellt, als ob wir in<lb/> dem Augenblick tauſend Meilen gereiſt waͤren,<lb/> um dieſen Anblick zu haben. — Das Gefuͤhl der<lb/><hi rendition="#fr">Ausdehnung</hi> und <hi rendition="#fr">Einſchraͤnkung</hi> unſers We¬<lb/> ſens draͤngt ſich in einen Moment zuſammen,<lb/> und aus der vermiſchten Empfindung, welche<lb/> dadurch erzeugt wird, entſteht eben die ſonder¬<lb/> bare Art von Wehmuth, die ſich unſerer in ſol¬<lb/> chen Augenblicken bemaͤchtigt. —</p><lb/> <p>Reiſer fing ſchon damals an, uͤber dergleichen<lb/> Erſcheinungen bei ſich ſelber nachzudenken, und<lb/></p> </body> </text> </TEI> [90/0100]
Welt iſt, an die wir ſo oft als an eine bloß idea¬
liſche Sache denken. —
Es faͤllt einem ein, daß man ſich bei der Lek¬
tuͤre von Romanen immer wunderbarere Vor¬
ſtellungen von den Gegenden und Oertern ge¬
macht hat, je weiter man ſie ſich entfernt dachte.
Und nun denkt man ſich, mit allen großen und
kleinen Gegenſtaͤnden, die einen jetzt umgeben,
z. B. in Vorſtellung eines Einwohners von
Pecking — dem diß alles nun eben ſo fremd, ſo
wunderbar daͤuchten muͤßte — und die uns umge¬
bende wirkliche Welt bekommt durch dieſe Idee
einen ungewohnten Schimmer, der ſie uns eben
ſo fremd und wunderbar darſtellt, als ob wir in
dem Augenblick tauſend Meilen gereiſt waͤren,
um dieſen Anblick zu haben. — Das Gefuͤhl der
Ausdehnung und Einſchraͤnkung unſers We¬
ſens draͤngt ſich in einen Moment zuſammen,
und aus der vermiſchten Empfindung, welche
dadurch erzeugt wird, entſteht eben die ſonder¬
bare Art von Wehmuth, die ſich unſerer in ſol¬
chen Augenblicken bemaͤchtigt. —
Reiſer fing ſchon damals an, uͤber dergleichen
Erſcheinungen bei ſich ſelber nachzudenken, und
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