Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.wo nun größtentheils schon eine ganz andere Ge¬ In manchen Stunden suchte dann Anton wo nun groͤßtentheils ſchon eine ganz andere Ge¬ In manchen Stunden ſuchte dann Anton <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0086" n="76"/> wo nun groͤßtentheils ſchon eine ganz andere Ge¬<lb/> neration ſeiner Mitſchuͤler war, ſo daß er auch<lb/> hier mit leichterm Herzen hingehen konnte. —</p><lb/> <p>In manchen Stunden ſuchte dann Anton<lb/> Reiſer auch ſeine geliebte <hi rendition="#fr">Einſamkeit</hi> wieder, ob<lb/> er nun gleich einen Freund hatte — und wenn<lb/> irgend ein ſchoͤner Nachmittag war, ſo hatte er<lb/> ſich auf einer Wieſe vor H. . . laͤngſt dem Fluſſe<lb/> ein Plaͤtzchen ausgeſucht, wo ein kleiner klarer<lb/> Bach uͤber Kieſel rollte, der ſich zuletzt in den<lb/> vorbeigehenden Fluß ergoß. — Diß Plaͤtzchen<lb/> war ihm nun, weil er es immer wieder beſuchte,<lb/> auch gleichſam eine <hi rendition="#fr">Heimath</hi> in der großen ihn<lb/> umgebenden Natur geworden; und er fuͤhlte ſich<lb/> auch wie <hi rendition="#fr">zu Hauſe</hi>, wenn er hier ſaß, und war<lb/> doch durch keine Waͤnde und Mauern einge¬<lb/> ſchraͤnkt, ſondern hatte den freien ungehemmten<lb/> Genuß von allem, was ihn umgab. — Diß<lb/> Plaͤtzchen beſuchte er nie, ohne ſeinen Horaz<lb/> oder Virgil in der Taſche zu haben. — Hier laß<lb/> er Blanduſiens Quell, und wie die eilende Fluth<lb/><hi rendition="#aq #c">Obliquo laborat trepidare rivo</hi>,<lb/> Von hier ſaͤhe er die Sonne untergehen, und be¬<lb/> trachtete die ſich verlaͤngernden Schatten der<lb/></p> </body> </text> </TEI> [76/0086]
wo nun groͤßtentheils ſchon eine ganz andere Ge¬
neration ſeiner Mitſchuͤler war, ſo daß er auch
hier mit leichterm Herzen hingehen konnte. —
In manchen Stunden ſuchte dann Anton
Reiſer auch ſeine geliebte Einſamkeit wieder, ob
er nun gleich einen Freund hatte — und wenn
irgend ein ſchoͤner Nachmittag war, ſo hatte er
ſich auf einer Wieſe vor H. . . laͤngſt dem Fluſſe
ein Plaͤtzchen ausgeſucht, wo ein kleiner klarer
Bach uͤber Kieſel rollte, der ſich zuletzt in den
vorbeigehenden Fluß ergoß. — Diß Plaͤtzchen
war ihm nun, weil er es immer wieder beſuchte,
auch gleichſam eine Heimath in der großen ihn
umgebenden Natur geworden; und er fuͤhlte ſich
auch wie zu Hauſe, wenn er hier ſaß, und war
doch durch keine Waͤnde und Mauern einge¬
ſchraͤnkt, ſondern hatte den freien ungehemmten
Genuß von allem, was ihn umgab. — Diß
Plaͤtzchen beſuchte er nie, ohne ſeinen Horaz
oder Virgil in der Taſche zu haben. — Hier laß
er Blanduſiens Quell, und wie die eilende Fluth
Obliquo laborat trepidare rivo,
Von hier ſaͤhe er die Sonne untergehen, und be¬
trachtete die ſich verlaͤngernden Schatten der
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