Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.und an den er denken konnte, so oft er etwas Nun war es sonderbar; wenn er im Anfang Seine dunkle Vorstellung vom Leben und Endlich arbeitete sich denn doch der Aus¬ und an den er denken konnte, ſo oft er etwas Nun war es ſonderbar; wenn er im Anfang Seine dunkle Vorſtellung vom Leben und Endlich arbeitete ſich denn doch der Aus¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0062" n="52"/> und <hi rendition="#fr">an den er denken konnte</hi>, ſo oft er etwas<lb/> niederſchrieb. —</p><lb/> <p>Nun war es ſonderbar; wenn er im Anfang<lb/> etwas niederſchreiben wollte, ſo kamen ihm im¬<lb/> mer die Worte in die Feder: <hi rendition="#fr">was iſt mein Da¬<lb/> ſeyn</hi>, <hi rendition="#fr">was mein Leben</hi>? Diefe Worte ſtan¬<lb/> den daher auch auf mehreren kleinen Stuͤckchen<lb/> Papiere, die er hatte beſchreiben wollen, und<lb/> dann, wenn es nicht ging, wieder wegwarf. —</p><lb/> <p>Seine <hi rendition="#fr">dunkle</hi> Vorſtellung vom Leben und<lb/> Daſeyn, das wie ein Abgrund vor ihm lag,<lb/> draͤngte ſich immer zuerſt in ſeiner Seele empor<lb/> — er fuͤhlte ſich gedrungen, erſt dieſen wichtig¬<lb/> ſten Punkt ſeiner Zweifel und Beſorgniſſe zu be¬<lb/> richtigen, ehe er irgend etwas anders zum Ge¬<lb/> genſtande ſeines Denkens machte. — Es war<lb/> alſo ſehr natuͤrlich, daß ihm, wider ſeinen Wil¬<lb/> len, dieſe Worte immer wieder in die Feder ka¬<lb/> men, wenn er ſich bemuͤhte, Gedanken nieder¬<lb/> zuſchreiben. —</p><lb/> <p>Endlich <hi rendition="#fr">arbeitete ſich denn doch der Aus¬<lb/> druck durch die Gedanken durch</hi> — und<lb/> das erſte, was ihm in ziemlich paſſende Worte<lb/></p> </body> </text> </TEI> [52/0062]
und an den er denken konnte, ſo oft er etwas
niederſchrieb. —
Nun war es ſonderbar; wenn er im Anfang
etwas niederſchreiben wollte, ſo kamen ihm im¬
mer die Worte in die Feder: was iſt mein Da¬
ſeyn, was mein Leben? Diefe Worte ſtan¬
den daher auch auf mehreren kleinen Stuͤckchen
Papiere, die er hatte beſchreiben wollen, und
dann, wenn es nicht ging, wieder wegwarf. —
Seine dunkle Vorſtellung vom Leben und
Daſeyn, das wie ein Abgrund vor ihm lag,
draͤngte ſich immer zuerſt in ſeiner Seele empor
— er fuͤhlte ſich gedrungen, erſt dieſen wichtig¬
ſten Punkt ſeiner Zweifel und Beſorgniſſe zu be¬
richtigen, ehe er irgend etwas anders zum Ge¬
genſtande ſeines Denkens machte. — Es war
alſo ſehr natuͤrlich, daß ihm, wider ſeinen Wil¬
len, dieſe Worte immer wieder in die Feder ka¬
men, wenn er ſich bemuͤhte, Gedanken nieder¬
zuſchreiben. —
Endlich arbeitete ſich denn doch der Aus¬
druck durch die Gedanken durch — und
das erſte, was ihm in ziemlich paſſende Worte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |