Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.eine Seelenstimmung, wo ihm Youngs Nacht¬ Die einzige Linderung bei seinen Kopfschmer¬ Um sich nun zuweilen dem Geräusch, das eine Seelenſtimmung, wo ihm Youngs Nacht¬ Die einzige Linderung bei ſeinen Kopfſchmer¬ Um ſich nun zuweilen dem Geraͤuſch, das <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0046" n="36"/> eine Seelenſtimmung, wo ihm <hi rendition="#fr">Youngs Nacht</hi>¬<lb/><hi rendition="#fr">gedanken</hi>, die er damals zufaͤlligerweiſe erhielt,<lb/> eine hoͤchſt willkommene Lektuͤre waren — es daͤuch¬<lb/> te ihm, als faͤnde er hier alle ſeine vorigen Vorſtel¬<lb/> lungen von der Nichtigkeit des Lebens, und der<lb/> Eitelkeit aller menſchlichen Dinge wieder. — Er<lb/> konnte ſich nicht ſatt in dieſem Buche leſen, und<lb/> lernte die Gedanken und Empfindungen, welche<lb/> darin herrſchen, beinahe auswendig.</p><lb/> <p>Die einzige Linderung bei ſeinen Kopfſchmer¬<lb/> zen war, wenn er ausgeſtreckt ruͤcklings auf dem<lb/> Bette liegen konnte — in dieſer Stellung blieb<lb/> er denn oft ganze Tage lang, und las — diß war<lb/> der einzige ihm uͤbrig gebliebene Genuß des Le¬<lb/> bens, an dem er ſich noch feſthielt, da ſonſt die<lb/> toͤdtendſte Langeweile ihm das elende Leben, was<lb/> er noch fortſchleppte, unertraͤglich gemacht haben<lb/> wuͤrde. —</p><lb/> <p>Um ſich nun zuweilen dem Geraͤuſch, das<lb/> ihn umgab, zu entziehen, ſcheute er manchmal<lb/> weder Regen noch Schnee, ſondern machte des<lb/> Abends, wenn es dunkel wurde, und er ſicher<lb/> war, daß er von niemanden geſehen, noch von<lb/> irgend einem Menſchen wuͤrde angeredet werden,<lb/></p> </body> </text> </TEI> [36/0046]
eine Seelenſtimmung, wo ihm Youngs Nacht¬
gedanken, die er damals zufaͤlligerweiſe erhielt,
eine hoͤchſt willkommene Lektuͤre waren — es daͤuch¬
te ihm, als faͤnde er hier alle ſeine vorigen Vorſtel¬
lungen von der Nichtigkeit des Lebens, und der
Eitelkeit aller menſchlichen Dinge wieder. — Er
konnte ſich nicht ſatt in dieſem Buche leſen, und
lernte die Gedanken und Empfindungen, welche
darin herrſchen, beinahe auswendig.
Die einzige Linderung bei ſeinen Kopfſchmer¬
zen war, wenn er ausgeſtreckt ruͤcklings auf dem
Bette liegen konnte — in dieſer Stellung blieb
er denn oft ganze Tage lang, und las — diß war
der einzige ihm uͤbrig gebliebene Genuß des Le¬
bens, an dem er ſich noch feſthielt, da ſonſt die
toͤdtendſte Langeweile ihm das elende Leben, was
er noch fortſchleppte, unertraͤglich gemacht haben
wuͤrde. —
Um ſich nun zuweilen dem Geraͤuſch, das
ihn umgab, zu entziehen, ſcheute er manchmal
weder Regen noch Schnee, ſondern machte des
Abends, wenn es dunkel wurde, und er ſicher
war, daß er von niemanden geſehen, noch von
irgend einem Menſchen wuͤrde angeredet werden,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |