Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.einen Spatziergang auf dem Walle, um die Wenn er dann auf den Straßen, die an den C 3
einen Spatziergang auf dem Walle, um die Wenn er dann auf den Straßen, die an den C 3
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0047" n="37"/> einen Spatziergang auf dem Walle, um die<lb/> Stadt; und bei dieſen Spatziergaͤngen war es,<lb/> wo ſich ſein Geiſt immer etwas wieder ermannte,<lb/> und ein Funke von Hoffnung, ſich aus ſeinem<lb/> ſchrecklichen Zuſtande herauszuarbeiten, in ſeiner<lb/> Seele wieder emporglimmte. —</p><lb/> <p>Wenn er dann auf den Straßen, die an den<lb/> Wall grenzten, in den Haͤuſern Licht angeſteckt<lb/> ſahe, und ſich nun dachte, daß in jeder erleuchte¬<lb/> ten Stube, deren in einem Hauſe oft ſo viele<lb/> waren, eine Familie, oder ſonſt eine Geſellſchaft<lb/> von Menſchen, oder ein einzelner Menſch lebte,<lb/> und daß eine ſolche Stube alſo in dem Augen¬<lb/> blick die Schickſale und das Leben und die Ge¬<lb/> danken eines ſolchen Menſchen, oder einer ſolchen<lb/> Geſellſchaft von Menſchen in ſich faßte; und daß<lb/> er auch nun nach dem vollendeten Spatziergange<lb/> in eine ſolche Stube wieder zuruͤckkehren wuͤrde,<lb/> wo er gleichſam hingebannt, und wo der eigent¬<lb/> liche Fleck ſeines Daſeyns waͤre; ſo brachte diß<lb/> bei ihm zuerſt eine ſonderbare <hi rendition="#fr">demuͤthigende</hi><lb/> Empfindung hervor, als ſey nun ſein Schickſal,<lb/> unter dieſem unendlichen verwirrten Haufen ſich<lb/> einander durchkreuzender, menſchlicher Schick¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 3<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [37/0047]
einen Spatziergang auf dem Walle, um die
Stadt; und bei dieſen Spatziergaͤngen war es,
wo ſich ſein Geiſt immer etwas wieder ermannte,
und ein Funke von Hoffnung, ſich aus ſeinem
ſchrecklichen Zuſtande herauszuarbeiten, in ſeiner
Seele wieder emporglimmte. —
Wenn er dann auf den Straßen, die an den
Wall grenzten, in den Haͤuſern Licht angeſteckt
ſahe, und ſich nun dachte, daß in jeder erleuchte¬
ten Stube, deren in einem Hauſe oft ſo viele
waren, eine Familie, oder ſonſt eine Geſellſchaft
von Menſchen, oder ein einzelner Menſch lebte,
und daß eine ſolche Stube alſo in dem Augen¬
blick die Schickſale und das Leben und die Ge¬
danken eines ſolchen Menſchen, oder einer ſolchen
Geſellſchaft von Menſchen in ſich faßte; und daß
er auch nun nach dem vollendeten Spatziergange
in eine ſolche Stube wieder zuruͤckkehren wuͤrde,
wo er gleichſam hingebannt, und wo der eigent¬
liche Fleck ſeines Daſeyns waͤre; ſo brachte diß
bei ihm zuerſt eine ſonderbare demuͤthigende
Empfindung hervor, als ſey nun ſein Schickſal,
unter dieſem unendlichen verwirrten Haufen ſich
einander durchkreuzender, menſchlicher Schick¬
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