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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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sich ihm von den theologischen Unterricht am tief¬
sten ein.

Zwei Stunden in der Woche trug der Konrek¬
tor eine Art von Universalgeschichte nach dem
Holberg vor, und der Kantor lehrte die Geogra¬
phie nach dem Hübner. Das war der ganze wissen¬
schaftliche Unterricht. Alle übrige Zeit wurde
auf die Erlernung der lateinischen Sprache ver¬
wandt. Diese war es denn auch allein, worinn
sich jemand Ruhm und Beifall erwerben konnte.
Denn die Ordnung der Plätze richtete sich nur
nach der Geschicklichkeit im Lateinischen.

Der Kantor hatte nun die Methode, daß er
über eine Anzahl von Regeln aus der großen mär¬
kischen Grammatik wöchentlich einen kleinen Auf¬
satz diktirte, der ins lateinische übersetzt werden
mußte, und wo die Ausdrücke so gewählt waren,
daß immer gerade die jedesmaligen grammatika¬
lischen Regeln darauf konnten angewandt werden.
Wer nun auf die Erklärung derselben am besten
Acht gegeben hatte, der konnte auch sein soge¬
nanntes Exercitium am besten machen, und sich
dadurch zu einem höhern Platze hinaufarbeiten.

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ſich ihm von den theologiſchen Unterricht am tief¬
ſten ein.

Zwei Stunden in der Woche trug der Konrek¬
tor eine Art von Univerſalgeſchichte nach dem
Holberg vor, und der Kantor lehrte die Geogra¬
phie nach dem Huͤbner. Das war der ganze wiſſen¬
ſchaftliche Unterricht. Alle uͤbrige Zeit wurde
auf die Erlernung der lateiniſchen Sprache ver¬
wandt. Dieſe war es denn auch allein, worinn
ſich jemand Ruhm und Beifall erwerben konnte.
Denn die Ordnung der Plaͤtze richtete ſich nur
nach der Geſchicklichkeit im Lateiniſchen.

Der Kantor hatte nun die Methode, daß er
uͤber eine Anzahl von Regeln aus der großen maͤr¬
kiſchen Grammatik woͤchentlich einen kleinen Auf¬
ſatz diktirte, der ins lateiniſche uͤberſetzt werden
mußte, und wo die Ausdruͤcke ſo gewaͤhlt waren,
daß immer gerade die jedesmaligen grammatika¬
liſchen Regeln darauf konnten angewandt werden.
Wer nun auf die Erklaͤrung derſelben am beſten
Acht gegeben hatte, der konnte auch ſein ſoge¬
nanntes Exercitium am beſten machen, und ſich
dadurch zu einem hoͤhern Platze hinaufarbeiten.

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[49/0059] ſich ihm von den theologiſchen Unterricht am tief¬ ſten ein. Zwei Stunden in der Woche trug der Konrek¬ tor eine Art von Univerſalgeſchichte nach dem Holberg vor, und der Kantor lehrte die Geogra¬ phie nach dem Huͤbner. Das war der ganze wiſſen¬ ſchaftliche Unterricht. Alle uͤbrige Zeit wurde auf die Erlernung der lateiniſchen Sprache ver¬ wandt. Dieſe war es denn auch allein, worinn ſich jemand Ruhm und Beifall erwerben konnte. Denn die Ordnung der Plaͤtze richtete ſich nur nach der Geſchicklichkeit im Lateiniſchen. Der Kantor hatte nun die Methode, daß er uͤber eine Anzahl von Regeln aus der großen maͤr¬ kiſchen Grammatik woͤchentlich einen kleinen Auf¬ ſatz diktirte, der ins lateiniſche uͤberſetzt werden mußte, und wo die Ausdruͤcke ſo gewaͤhlt waren, daß immer gerade die jedesmaligen grammatika¬ liſchen Regeln darauf konnten angewandt werden. Wer nun auf die Erklaͤrung derſelben am beſten Acht gegeben hatte, der konnte auch ſein ſoge¬ nanntes Exercitium am beſten machen, und ſich dadurch zu einem hoͤhern Platze hinaufarbeiten. D

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/59>, abgerufen am 22.11.2024.