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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Wo sollte nun wohl bei ihm ein rühmlicher
Wetteifer, Fleiß und Lust zum eigentlichen Stu¬
diren herkommen? -- Er wurde ja ganz aus
der Reihe herausgedrängt -- er stand einsam
und verlassen da -- und suchte nur das, wodurch
er sich immer noch mehr absondern, und in sich
selbst zurückziehen konnte; alles, was er für sich
allein auf der Stube arbeitete, laß, und dachte,
machte ihm Vergnügen, aber zu allem was er in
den Schulstunden mit andern gemeinschaftlich ar¬
beiten sollte, war er träge und verdrossen; es
war ihm immer, als ob er gar nicht dazu ge¬
hörte --

Das war nun die schöne Erfüllung seiner
Träume, von langen Reihen von Bänken, auf
denen die Schüler der Weisheit saßen, unter
deren Zahl er sich mit Entzücken dachte, und mit
denen er einst um den Preiß zu wetteifern
hoffte. --

Der Rektor, bei dem er wohnte, kam nun
auch von seiner Reise wieder zurück, und hatte
seine Mutter mitgebracht, die seine Wirthschaft
auf das genaueste einzurichten suchte. -- Es
wurde Winter, und man dachte nicht daran,

J

Wo ſollte nun wohl bei ihm ein ruͤhmlicher
Wetteifer, Fleiß und Luſt zum eigentlichen Stu¬
diren herkommen? — Er wurde ja ganz aus
der Reihe herausgedraͤngt — er ſtand einſam
und verlaſſen da — und ſuchte nur das, wodurch
er ſich immer noch mehr abſondern, und in ſich
ſelbſt zuruͤckziehen konnte; alles, was er fuͤr ſich
allein auf der Stube arbeitete, laß, und dachte,
machte ihm Vergnuͤgen, aber zu allem was er in
den Schulſtunden mit andern gemeinſchaftlich ar¬
beiten ſollte, war er traͤge und verdroſſen; es
war ihm immer, als ob er gar nicht dazu ge¬
hoͤrte —

Das war nun die ſchoͤne Erfuͤllung ſeiner
Traͤume, von langen Reihen von Baͤnken, auf
denen die Schuͤler der Weisheit ſaßen, unter
deren Zahl er ſich mit Entzuͤcken dachte, und mit
denen er einſt um den Preiß zu wetteifern
hoffte. —

Der Rektor, bei dem er wohnte, kam nun
auch von ſeiner Reiſe wieder zuruͤck, und hatte
ſeine Mutter mitgebracht, die ſeine Wirthſchaft
auf das genaueſte einzurichten ſuchte. — Es
wurde Winter, und man dachte nicht daran,

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[129/0139] Wo ſollte nun wohl bei ihm ein ruͤhmlicher Wetteifer, Fleiß und Luſt zum eigentlichen Stu¬ diren herkommen? — Er wurde ja ganz aus der Reihe herausgedraͤngt — er ſtand einſam und verlaſſen da — und ſuchte nur das, wodurch er ſich immer noch mehr abſondern, und in ſich ſelbſt zuruͤckziehen konnte; alles, was er fuͤr ſich allein auf der Stube arbeitete, laß, und dachte, machte ihm Vergnuͤgen, aber zu allem was er in den Schulſtunden mit andern gemeinſchaftlich ar¬ beiten ſollte, war er traͤge und verdroſſen; es war ihm immer, als ob er gar nicht dazu ge¬ hoͤrte — Das war nun die ſchoͤne Erfuͤllung ſeiner Traͤume, von langen Reihen von Baͤnken, auf denen die Schuͤler der Weisheit ſaßen, unter deren Zahl er ſich mit Entzuͤcken dachte, und mit denen er einſt um den Preiß zu wetteifern hoffte. — Der Rektor, bei dem er wohnte, kam nun auch von ſeiner Reiſe wieder zuruͤck, und hatte ſeine Mutter mitgebracht, die ſeine Wirthſchaft auf das genaueſte einzurichten ſuchte. — Es wurde Winter, und man dachte nicht daran, J

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/139>, abgerufen am 24.11.2024.