Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.-- der Gesichtskreis seiner Seele erweiterte sich Da er nun am folgenden Mittage hinkam, — der Geſichtskreis ſeiner Seele erweiterte ſich Da er nun am folgenden Mittage hinkam, <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0114" n="104"/> — der Geſichtskreis ſeiner Seele erweiterte ſich<lb/> denn mit dem Geſichtskreis ſeiner Augen — Er<lb/> fuͤhlte ſich aus dem umſchraͤnkten Cirkel ſeines<lb/> Daſeyns in die große weite Welt verſetzt, wo alle<lb/> wunderbaren Ereigniſſe, die er je in Romanen,<lb/> geleſen hatte, moͤglich waren — daß etwa von<lb/> jenem Huͤgel ploͤtzlich ſein Vater oder ſeine Mut¬<lb/> ter wie aus der Ferne ihm entgegen kommen, und<lb/> wie er denn freudig auf ſie zueilen wuͤrde — er<lb/> glaubte ſchon den Ton der Stimme ſeiner El¬<lb/> tern zu hoͤren — und da er nun das erſtemal<lb/> dieſe Reiſe that, ſo empfand er wirklich das rein¬<lb/> ſte Vergnuͤgen der ſehnlichen Erwartung, bei<lb/> ſeinen Eltern zu ſeyn: denn was hatte er ihnen<lb/> nicht fuͤr große Dinge zu erzaͤhlen!</p><lb/> <p>Da er nun am folgenden Mittage hinkam,<lb/> bewillkommten ihn ſeine Eltern und ſeine bei¬<lb/> den Bruͤder mit herzlicher Freude in ihrer laͤnd¬<lb/> lichen Wohnung. Sie hatten einen kleinen<lb/> Garten hinter dem Hauſe. Und waren ſo weit<lb/> recht gut eingerichtet. Aber mit dem Hausfrieden<lb/> ſtand es leider, wie er bald ſahe, noch nach wie<lb/> vor. Er hoͤrte indes von ſeinem Vater wieder<lb/> die Zither ſpielen, und die Lieder der Madam<lb/></p> </body> </text> </TEI> [104/0114]
— der Geſichtskreis ſeiner Seele erweiterte ſich
denn mit dem Geſichtskreis ſeiner Augen — Er
fuͤhlte ſich aus dem umſchraͤnkten Cirkel ſeines
Daſeyns in die große weite Welt verſetzt, wo alle
wunderbaren Ereigniſſe, die er je in Romanen,
geleſen hatte, moͤglich waren — daß etwa von
jenem Huͤgel ploͤtzlich ſein Vater oder ſeine Mut¬
ter wie aus der Ferne ihm entgegen kommen, und
wie er denn freudig auf ſie zueilen wuͤrde — er
glaubte ſchon den Ton der Stimme ſeiner El¬
tern zu hoͤren — und da er nun das erſtemal
dieſe Reiſe that, ſo empfand er wirklich das rein¬
ſte Vergnuͤgen der ſehnlichen Erwartung, bei
ſeinen Eltern zu ſeyn: denn was hatte er ihnen
nicht fuͤr große Dinge zu erzaͤhlen!
Da er nun am folgenden Mittage hinkam,
bewillkommten ihn ſeine Eltern und ſeine bei¬
den Bruͤder mit herzlicher Freude in ihrer laͤnd¬
lichen Wohnung. Sie hatten einen kleinen
Garten hinter dem Hauſe. Und waren ſo weit
recht gut eingerichtet. Aber mit dem Hausfrieden
ſtand es leider, wie er bald ſahe, noch nach wie
vor. Er hoͤrte indes von ſeinem Vater wieder
die Zither ſpielen, und die Lieder der Madam
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