Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.Tische, worauf Bücher hin und her zerstreut Er kam ihnen mit entblößtem Haupt ent¬ Das Alter hatte ihn nicht danieder gebückt, Antons Vater schrieb ihm einiges auf. Wir Drauf entblößte er sein Haupt und kniete Freilich fand dieser nun alles, was ihm sein Seine
Tiſche, worauf Buͤcher hin und her zerſtreut Er kam ihnen mit entbloͤßtem Haupt ent¬ Das Alter hatte ihn nicht danieder gebuͤckt, Antons Vater ſchrieb ihm einiges auf. Wir Drauf entbloͤßte er ſein Haupt und kniete Freilich fand dieſer nun alles, was ihm ſein Seine
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0074" n="64"/> Tiſche, worauf Buͤcher hin und her zerſtreut<lb/> lagen, ſaß der Greiß auf einem Lehnſeſſel.</p><lb/> <p>Er kam ihnen mit entbloͤßtem Haupt ent¬<lb/> gegen.</p><lb/> <p>Das Alter hatte ihn nicht danieder gebuͤckt,<lb/> er war ein langer Mann, und ſein Anſehn war<lb/> groß und majeſtaͤtiſch. Die ſchneeweiſſen Locken<lb/> zierten ſeine Schlaͤfe, und aus ſeinen Augen<lb/> blickte eine unnennbare ſanfte Freundlichkeit her¬<lb/> vor. Sie ſetzten ſich.</p><lb/> <p>Antons Vater ſchrieb ihm einiges auf. Wir<lb/> wollen beten, fing der Greis nach einer Pauſe<lb/> an, und meinen kleinen Freund mit einſchließen.</p><lb/> <p>Drauf entbloͤßte er ſein Haupt und kniete<lb/> nieder, Antons Vater neben ihm zur rechten,<lb/> und Anton zur linken Seite.</p><lb/> <p>Freilich fand dieſer nun alles, was ihm ſein<lb/> Vater geſagt hatte, mehr als zu wahr. Er<lb/> glaubte wirklich neben einem der Apoſtel<lb/> Chriſti zu knieen, und ſein Herz erhob ſich zu<lb/> einer hohen Andacht, als der Greis ſeine Haͤnde<lb/> ausbreitete, und mit wahrer Inbrunſt ſein Ge¬<lb/> bet anhub, das er bald mit lauter, bald mit<lb/> leiſerer Stimme fortſetzte.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Seine<lb/></fw> </body> </text> </TEI> [64/0074]
Tiſche, worauf Buͤcher hin und her zerſtreut
lagen, ſaß der Greiß auf einem Lehnſeſſel.
Er kam ihnen mit entbloͤßtem Haupt ent¬
gegen.
Das Alter hatte ihn nicht danieder gebuͤckt,
er war ein langer Mann, und ſein Anſehn war
groß und majeſtaͤtiſch. Die ſchneeweiſſen Locken
zierten ſeine Schlaͤfe, und aus ſeinen Augen
blickte eine unnennbare ſanfte Freundlichkeit her¬
vor. Sie ſetzten ſich.
Antons Vater ſchrieb ihm einiges auf. Wir
wollen beten, fing der Greis nach einer Pauſe
an, und meinen kleinen Freund mit einſchließen.
Drauf entbloͤßte er ſein Haupt und kniete
nieder, Antons Vater neben ihm zur rechten,
und Anton zur linken Seite.
Freilich fand dieſer nun alles, was ihm ſein
Vater geſagt hatte, mehr als zu wahr. Er
glaubte wirklich neben einem der Apoſtel
Chriſti zu knieen, und ſein Herz erhob ſich zu
einer hohen Andacht, als der Greis ſeine Haͤnde
ausbreitete, und mit wahrer Inbrunſt ſein Ge¬
bet anhub, das er bald mit lauter, bald mit
leiſerer Stimme fortſetzte.
Seine
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