Eines Abends also, als Anton gerade bei seinem Donat saß, nahm ihn sein Vater bei der Hand und sagte: komm, jetzt will ich dich zu einem Manne führen, in dem du den heili¬ gen Antonius, den heiligen Paulus, und den Erzvater Abraham wieder erblicken wirst.
Und indem sie hingingen, bereitete ihn sein Vater immer noch auf das, was er nun bald sehen würde, vor.
Sie traten ins Haus. Antons Herz pochte.
Sie gingen über einen langen Hof hinaus, und stiegen eine kleine Windeltreppe hinauf, die sie in einen langen dunkeln Gang führte, worauf sie wieder eine andre Treppe hinauf, und dann wieder einige Stuffen hinabstiegen: dies schie¬ nen Anton labyrinthische Gänge zu seyn.
Endlich öfnete sich linker Hand eine kleine Aussicht, wo das Licht durch einige Fenster¬ scheiben, erst von einem andern Fenster hineinfiel.
Es war schon im Winter, und die Thüre auswendig mit Tuch behangen; Antons Vater eröfnete sie: es war in der Dämmerung, das Zimmer weitläuftig und groß, mit dunkeln Ta¬ peten ausgeziert, und in der Mitte an einem
Eines Abends alſo, als Anton gerade bei ſeinem Donat ſaß, nahm ihn ſein Vater bei der Hand und ſagte: komm, jetzt will ich dich zu einem Manne fuͤhren, in dem du den heili¬ gen Antonius, den heiligen Paulus, und den Erzvater Abraham wieder erblicken wirſt.
Und indem ſie hingingen, bereitete ihn ſein Vater immer noch auf das, was er nun bald ſehen wuͤrde, vor.
Sie traten ins Haus. Antons Herz pochte.
Sie gingen uͤber einen langen Hof hinaus, und ſtiegen eine kleine Windeltreppe hinauf, die ſie in einen langen dunkeln Gang fuͤhrte, worauf ſie wieder eine andre Treppe hinauf, und dann wieder einige Stuffen hinabſtiegen: dies ſchie¬ nen Anton labyrinthiſche Gaͤnge zu ſeyn.
Endlich oͤfnete ſich linker Hand eine kleine Ausſicht, wo das Licht durch einige Fenſter¬ ſcheiben, erſt von einem andern Fenſter hineinfiel.
Es war ſchon im Winter, und die Thuͤre auswendig mit Tuch behangen; Antons Vater eroͤfnete ſie: es war in der Daͤmmerung, das Zimmer weitlaͤuftig und groß, mit dunkeln Ta¬ peten ausgeziert, und in der Mitte an einem
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[63/0073]
Eines Abends alſo, als Anton gerade bei
ſeinem Donat ſaß, nahm ihn ſein Vater bei
der Hand und ſagte: komm, jetzt will ich dich
zu einem Manne fuͤhren, in dem du den heili¬
gen Antonius, den heiligen Paulus, und den
Erzvater Abraham wieder erblicken wirſt.
Und indem ſie hingingen, bereitete ihn ſein
Vater immer noch auf das, was er nun bald
ſehen wuͤrde, vor.
Sie traten ins Haus. Antons Herz pochte.
Sie gingen uͤber einen langen Hof hinaus,
und ſtiegen eine kleine Windeltreppe hinauf, die
ſie in einen langen dunkeln Gang fuͤhrte, worauf
ſie wieder eine andre Treppe hinauf, und dann
wieder einige Stuffen hinabſtiegen: dies ſchie¬
nen Anton labyrinthiſche Gaͤnge zu ſeyn.
Endlich oͤfnete ſich linker Hand eine kleine
Ausſicht, wo das Licht durch einige Fenſter¬
ſcheiben, erſt von einem andern Fenſter hineinfiel.
Es war ſchon im Winter, und die Thuͤre
auswendig mit Tuch behangen; Antons Vater
eroͤfnete ſie: es war in der Daͤmmerung, das
Zimmer weitlaͤuftig und groß, mit dunkeln Ta¬
peten ausgeziert, und in der Mitte an einem
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/73>, abgerufen am 17.06.2024.
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