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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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men, und die bisherige Einförmigkeit aufhören
würde.

Selbst der Gedanke an seine eigne Zerstörung
war ihm nicht nur angenehm, sondern verur¬
sachte ihm sogar eine Art von wollüstiger Em¬
pfindung, wenn er oft des Abends, ehe er ein¬
schlief, sich die Auflösung und das Auseinander¬
fallen seines Körpers lebhaft dachte.

Antons dreimonatlicher Aufenthalt in P.
war ihm in vieler Rücksicht sehr vortheilhaft,
weil er fast immer sich selbst überlassen war, und
das Glück hatte, diese kurze Zeit wieder von sei¬
nen Eltern entfernt zu seyn, indem seine Mut¬
ter zu Hause geblieben war, und sein Vater
andre Geschäfte in P. hatte, und sich nicht viel
um ihn bekümmerte; doch aber sich hier, wenn
er ihn zuweilen sahe, weit gütiger, als zu Hause,
gegen ihn betrug.

Auch logirte mit Antons Vater in demselben
Hause ein Engländer, der gut deutsch sprach,
und sich mit Anton mehr abgab, wie irgend einer
vor ihm gethan hatte, indem er anfing, ihn
durch bloßes Sprechen Englisch zu lehren, und
sich über seine Progressen freute. Er unterre¬

men, und die bisherige Einfoͤrmigkeit aufhoͤren
wuͤrde.

Selbſt der Gedanke an ſeine eigne Zerſtoͤrung
war ihm nicht nur angenehm, ſondern verur¬
ſachte ihm ſogar eine Art von wolluͤſtiger Em¬
pfindung, wenn er oft des Abends, ehe er ein¬
ſchlief, ſich die Aufloͤſung und das Auseinander¬
fallen ſeines Koͤrpers lebhaft dachte.

Antons dreimonatlicher Aufenthalt in P.
war ihm in vieler Ruͤckſicht ſehr vortheilhaft,
weil er faſt immer ſich ſelbſt uͤberlaſſen war, und
das Gluͤck hatte, dieſe kurze Zeit wieder von ſei¬
nen Eltern entfernt zu ſeyn, indem ſeine Mut¬
ter zu Hauſe geblieben war, und ſein Vater
andre Geſchaͤfte in P. hatte, und ſich nicht viel
um ihn bekuͤmmerte; doch aber ſich hier, wenn
er ihn zuweilen ſahe, weit guͤtiger, als zu Hauſe,
gegen ihn betrug.

Auch logirte mit Antons Vater in demſelben
Hauſe ein Englaͤnder, der gut deutſch ſprach,
und ſich mit Anton mehr abgab, wie irgend einer
vor ihm gethan hatte, indem er anfing, ihn
durch bloßes Sprechen Engliſch zu lehren, und
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[38/0048] men, und die bisherige Einfoͤrmigkeit aufhoͤren wuͤrde. Selbſt der Gedanke an ſeine eigne Zerſtoͤrung war ihm nicht nur angenehm, ſondern verur¬ ſachte ihm ſogar eine Art von wolluͤſtiger Em¬ pfindung, wenn er oft des Abends, ehe er ein¬ ſchlief, ſich die Aufloͤſung und das Auseinander¬ fallen ſeines Koͤrpers lebhaft dachte. Antons dreimonatlicher Aufenthalt in P. war ihm in vieler Ruͤckſicht ſehr vortheilhaft, weil er faſt immer ſich ſelbſt uͤberlaſſen war, und das Gluͤck hatte, dieſe kurze Zeit wieder von ſei¬ nen Eltern entfernt zu ſeyn, indem ſeine Mut¬ ter zu Hauſe geblieben war, und ſein Vater andre Geſchaͤfte in P. hatte, und ſich nicht viel um ihn bekuͤmmerte; doch aber ſich hier, wenn er ihn zuweilen ſahe, weit guͤtiger, als zu Hauſe, gegen ihn betrug. Auch logirte mit Antons Vater in demſelben Hauſe ein Englaͤnder, der gut deutſch ſprach, und ſich mit Anton mehr abgab, wie irgend einer vor ihm gethan hatte, indem er anfing, ihn durch bloßes Sprechen Engliſch zu lehren, und ſich uͤber ſeine Progreſſen freute. Er unterre¬

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/48>, abgerufen am 23.11.2024.