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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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Allein damit er sich nun nicht seines Glücks
überheben sollte, stand ihm am andern Tage eine
Demüthigung bevor, die beinahe jene in B...
noch übertraf, da er zum erstenmale mit dem
Tragkorbe auf dem Rücken gehen mußte.

Es wurde nehmlich in der zweiten Stunde
den folgenden Morgen eine Buchstabirübung
angestellt, wo einer der Knaben immer eine
Silbe erst allein buchstabiren und vorschreien,
und dann die andern alle, wie aus einem Munde,
nachschreien mußten. -- Diß Geschrei, wovon
einem die Ohren gellten, und diese ganze
Uebung kam Anton wie toll und rasend vor, und
er schämte sich nicht wenig, da er sich schmei¬
chelte, schon mit Ausdruck lesen zu können, daß
er hier erst wieder anfangen sollte, buchstabiren
zu lernen, -- aber die Reihe vorzuschreien, kam
bald an ihn, denn diß ging, wie ein Lauffeuer
herum; und nun saß er und stockte, und
die ganze schöne Musik gerieth auf einmal aus
dem Takt. -- "Nun fort! sagte der Inspector,
und als es nicht ging, sah er ihn mit einem Blick
der äußersten Verachtung an, und sagte: "dum¬
mer Knabe!" und ließ den folgenden weiter

buch¬

Allein damit er ſich nun nicht ſeines Gluͤcks
uͤberheben ſollte, ſtand ihm am andern Tage eine
Demuͤthigung bevor, die beinahe jene in B...
noch uͤbertraf, da er zum erſtenmale mit dem
Tragkorbe auf dem Ruͤcken gehen mußte.

Es wurde nehmlich in der zweiten Stunde
den folgenden Morgen eine Buchſtabiruͤbung
angeſtellt, wo einer der Knaben immer eine
Silbe erſt allein buchſtabiren und vorſchreien,
und dann die andern alle, wie aus einem Munde,
nachſchreien mußten. — Diß Geſchrei, wovon
einem die Ohren gellten, und dieſe ganze
Uebung kam Anton wie toll und raſend vor, und
er ſchaͤmte ſich nicht wenig, da er ſich ſchmei¬
chelte, ſchon mit Ausdruck leſen zu koͤnnen, daß
er hier erſt wieder anfangen ſollte, buchſtabiren
zu lernen, — aber die Reihe vorzuſchreien, kam
bald an ihn, denn diß ging, wie ein Lauffeuer
herum; und nun ſaß er und ſtockte, und
die ganze ſchoͤne Muſik gerieth auf einmal aus
dem Takt. — „Nun fort! ſagte der Inſpector,
und als es nicht ging, ſah er ihn mit einem Blick
der aͤußerſten Verachtung an, und ſagte: „dum¬
mer Knabe!“ und ließ den folgenden weiter

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[172/0182] Allein damit er ſich nun nicht ſeines Gluͤcks uͤberheben ſollte, ſtand ihm am andern Tage eine Demuͤthigung bevor, die beinahe jene in B... noch uͤbertraf, da er zum erſtenmale mit dem Tragkorbe auf dem Ruͤcken gehen mußte. Es wurde nehmlich in der zweiten Stunde den folgenden Morgen eine Buchſtabiruͤbung angeſtellt, wo einer der Knaben immer eine Silbe erſt allein buchſtabiren und vorſchreien, und dann die andern alle, wie aus einem Munde, nachſchreien mußten. — Diß Geſchrei, wovon einem die Ohren gellten, und dieſe ganze Uebung kam Anton wie toll und raſend vor, und er ſchaͤmte ſich nicht wenig, da er ſich ſchmei¬ chelte, ſchon mit Ausdruck leſen zu koͤnnen, daß er hier erſt wieder anfangen ſollte, buchſtabiren zu lernen, — aber die Reihe vorzuſchreien, kam bald an ihn, denn diß ging, wie ein Lauffeuer herum; und nun ſaß er und ſtockte, und die ganze ſchoͤne Muſik gerieth auf einmal aus dem Takt. — „Nun fort! ſagte der Inſpector, und als es nicht ging, ſah er ihn mit einem Blick der aͤußerſten Verachtung an, und ſagte: „dum¬ mer Knabe!“ und ließ den folgenden weiter buch¬

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/182>, abgerufen am 23.11.2024.