Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Es war ihm denn eine Art von Wonne selbst
in das Hohngelächter mit einzustimmen, daß er
seiner schwarzen Phantasie nach über sich er¬
schallen hörte -- in einer dieser fürchterlichen
Stunden, wo er über sich selbst in ein verzwei¬
flungsvolles Hohngelächter ausbrach, war der
Lebensüberdruß bei ihm zu mächtig, er fing auf
dem schwachen Brette, worauf er stand, an zu
zittern und zu wanken. -- Seine Knie hielten
ihn nicht mehr empor; er stürzte in die Fluth --
August war sein Schutzengel; er hatte schon
eine Weile unbemerkt hinter ihm gestanden, und
zog ihn beim Arm wieder heraus -- es waren
demohngeachtet mehr Leute dazu gekommen --
das ganze Haus lief zusammen, und Anton
wurde von dem Augenblick an, als ein gefähr¬
licher Mensch betrachtet, den man, so bald, wie
möglich, aus dem Hause fortschaffen müsse. --
L. . . schrieb den Vorfall sogleich an Antons Va¬
ter, und dieser kam vierzehn Tage darauf mit
unmuthsvoller Seele, nach B. . ., um seinen
mißrathenen Sohn, in dessen Herzen sich,
nach dem Urtheil des Hrn. v. F. . ., der Sa¬
tan einen unzerstörbaren Tempel aufgebauet
Er nach H. . . wieder abzuholen.

Er

Es war ihm denn eine Art von Wonne ſelbſt
in das Hohngelaͤchter mit einzuſtimmen, daß er
ſeiner ſchwarzen Phantaſie nach uͤber ſich er¬
ſchallen hoͤrte — in einer dieſer fuͤrchterlichen
Stunden, wo er uͤber ſich ſelbſt in ein verzwei¬
flungsvolles Hohngelaͤchter ausbrach, war der
Lebensuͤberdruß bei ihm zu maͤchtig, er fing auf
dem ſchwachen Brette, worauf er ſtand, an zu
zittern und zu wanken. — Seine Knie hielten
ihn nicht mehr empor; er ſtuͤrzte in die Fluth —
Auguſt war ſein Schutzengel; er hatte ſchon
eine Weile unbemerkt hinter ihm geſtanden, und
zog ihn beim Arm wieder heraus — es waren
demohngeachtet mehr Leute dazu gekommen —
das ganze Haus lief zuſammen, und Anton
wurde von dem Augenblick an, als ein gefaͤhr¬
licher Menſch betrachtet, den man, ſo bald, wie
moͤglich, aus dem Hauſe fortſchaffen muͤſſe. —
L. . . ſchrieb den Vorfall ſogleich an Antons Va¬
ter, und dieſer kam vierzehn Tage darauf mit
unmuthsvoller Seele, nach B. . ., um ſeinen
mißrathenen Sohn, in deſſen Herzen ſich,
nach dem Urtheil des Hrn. v. F. . ., der Sa¬
tan einen unzerſtoͤrbaren Tempel aufgebauet
Er nach H. . . wieder abzuholen.

Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0169" n="159"/>
      <p>Es war ihm denn eine Art von Wonne &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
in das Hohngela&#x0364;chter mit einzu&#x017F;timmen, daß er<lb/>
&#x017F;einer &#x017F;chwarzen Phanta&#x017F;ie nach u&#x0364;ber &#x017F;ich er¬<lb/>
&#x017F;challen ho&#x0364;rte &#x2014; in einer die&#x017F;er fu&#x0364;rchterlichen<lb/>
Stunden, wo er u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in ein verzwei¬<lb/>
flungsvolles Hohngela&#x0364;chter ausbrach, war der<lb/>
Lebensu&#x0364;berdruß bei ihm zu ma&#x0364;chtig, er fing auf<lb/>
dem &#x017F;chwachen Brette, worauf er &#x017F;tand, an zu<lb/>
zittern und zu wanken. &#x2014; Seine Knie hielten<lb/>
ihn nicht mehr empor; er &#x017F;tu&#x0364;rzte in die Fluth &#x2014;<lb/>
Augu&#x017F;t war &#x017F;ein Schutzengel; er hatte &#x017F;chon<lb/>
eine Weile unbemerkt hinter ihm ge&#x017F;tanden, und<lb/>
zog ihn beim Arm wieder heraus &#x2014; es waren<lb/>
demohngeachtet mehr Leute dazu gekommen &#x2014;<lb/>
das ganze Haus lief zu&#x017F;ammen, und Anton<lb/>
wurde von dem Augenblick an, als ein gefa&#x0364;hr¬<lb/>
licher Men&#x017F;ch betrachtet, den man, &#x017F;o bald, wie<lb/>
mo&#x0364;glich, aus dem Hau&#x017F;e fort&#x017F;chaffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. &#x2014;<lb/>
L. . . &#x017F;chrieb den Vorfall &#x017F;ogleich an Antons Va¬<lb/>
ter, und die&#x017F;er kam vierzehn Tage darauf mit<lb/>
unmuthsvoller Seele, nach B. . ., um &#x017F;einen<lb/>
mißrathenen Sohn, in de&#x017F;&#x017F;en Herzen &#x017F;ich,<lb/>
nach dem Urtheil des Hrn. v. F. . ., der Sa¬<lb/>
tan einen unzer&#x017F;to&#x0364;rbaren Tempel aufgebauet<lb/>
Er nach H. . . wieder abzuholen.</p><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0169] Es war ihm denn eine Art von Wonne ſelbſt in das Hohngelaͤchter mit einzuſtimmen, daß er ſeiner ſchwarzen Phantaſie nach uͤber ſich er¬ ſchallen hoͤrte — in einer dieſer fuͤrchterlichen Stunden, wo er uͤber ſich ſelbſt in ein verzwei¬ flungsvolles Hohngelaͤchter ausbrach, war der Lebensuͤberdruß bei ihm zu maͤchtig, er fing auf dem ſchwachen Brette, worauf er ſtand, an zu zittern und zu wanken. — Seine Knie hielten ihn nicht mehr empor; er ſtuͤrzte in die Fluth — Auguſt war ſein Schutzengel; er hatte ſchon eine Weile unbemerkt hinter ihm geſtanden, und zog ihn beim Arm wieder heraus — es waren demohngeachtet mehr Leute dazu gekommen — das ganze Haus lief zuſammen, und Anton wurde von dem Augenblick an, als ein gefaͤhr¬ licher Menſch betrachtet, den man, ſo bald, wie moͤglich, aus dem Hauſe fortſchaffen muͤſſe. — L. . . ſchrieb den Vorfall ſogleich an Antons Va¬ ter, und dieſer kam vierzehn Tage darauf mit unmuthsvoller Seele, nach B. . ., um ſeinen mißrathenen Sohn, in deſſen Herzen ſich, nach dem Urtheil des Hrn. v. F. . ., der Sa¬ tan einen unzerſtoͤrbaren Tempel aufgebauet Er nach H. . . wieder abzuholen. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/169
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/169>, abgerufen am 23.11.2024.