Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.über die Straßen ging, und ein paar Jungen So schwebte er eine Zeitlang in diesen ange¬ Allein, sey es nun, daß diese unnatürliche war J 2
uͤber die Straßen ging, und ein paar Jungen So ſchwebte er eine Zeitlang in dieſen ange¬ Allein, ſey es nun, daß dieſe unnatuͤrliche war J 2
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0141" n="131"/> uͤber die Straßen ging, und ein paar Jungen<lb/> ſich balgen ſahe, nicht unterlaſſen konnte, im<lb/> Geiſte die Worte des Paſtor P... zu wiederho¬<lb/> len, und die ruchloſe Stadt vor ihrem Verderben<lb/> zu warnen, wobei er zugleich den Arm drohend<lb/> in die Hoͤhe hob. — Wo er ging und ſtand,<lb/> haranguirte er in Gedanken fuͤr ſich ſelber, und<lb/> wenn er dann in recht heftigen Affekt gerieth,<lb/> ſo hielt er die Predigt gegen den Meineid.</p><lb/> <p>So ſchwebte er eine Zeitlang in dieſen ange¬<lb/> nehmen Phantaſien hin, die ihn das Wollekra¬<lb/> tzen in der kalten Stube, das Huͤtewaſchen im<lb/> Eiſe, und den Mangel des Schlafs, wenn er<lb/> oft mehrere Naͤchte hindurch wachen mußte, faſt<lb/> ganz vergeſſen ließen. — Die Stunden entflo¬<lb/> hen ihm zuweilen waͤhrend der Arbeit wie Mi¬<lb/> nuten, wenn es ihm gelang, ſich in den Charak¬<lb/> ter eines oͤffentlichen Redners hinein zu phan¬<lb/> taſiren.</p><lb/> <p>Allein, ſey es nun, daß dieſe unnatuͤrliche<lb/> Ueberſpannung ſeiner Seelenkraͤfte, oder die fuͤr<lb/> ſeine Jahre zu große Anſtrengung ſeines Koͤr¬<lb/> pers zur Arbeit, ihn zuletzt niederwerfen mu߬<lb/> te — er ward gefaͤhrlich krank. Seine Pflege<lb/> <fw place="bottom" type="catch">war<lb/></fw> <fw place="bottom" type="sig">J 2<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [131/0141]
uͤber die Straßen ging, und ein paar Jungen
ſich balgen ſahe, nicht unterlaſſen konnte, im
Geiſte die Worte des Paſtor P... zu wiederho¬
len, und die ruchloſe Stadt vor ihrem Verderben
zu warnen, wobei er zugleich den Arm drohend
in die Hoͤhe hob. — Wo er ging und ſtand,
haranguirte er in Gedanken fuͤr ſich ſelber, und
wenn er dann in recht heftigen Affekt gerieth,
ſo hielt er die Predigt gegen den Meineid.
So ſchwebte er eine Zeitlang in dieſen ange¬
nehmen Phantaſien hin, die ihn das Wollekra¬
tzen in der kalten Stube, das Huͤtewaſchen im
Eiſe, und den Mangel des Schlafs, wenn er
oft mehrere Naͤchte hindurch wachen mußte, faſt
ganz vergeſſen ließen. — Die Stunden entflo¬
hen ihm zuweilen waͤhrend der Arbeit wie Mi¬
nuten, wenn es ihm gelang, ſich in den Charak¬
ter eines oͤffentlichen Redners hinein zu phan¬
taſiren.
Allein, ſey es nun, daß dieſe unnatuͤrliche
Ueberſpannung ſeiner Seelenkraͤfte, oder die fuͤr
ſeine Jahre zu große Anſtrengung ſeines Koͤr¬
pers zur Arbeit, ihn zuletzt niederwerfen mu߬
te — er ward gefaͤhrlich krank. Seine Pflege
war
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