L. . . durch die Kraft der Musik zu vertreiben. Er hatte ein kleines Versehen begangen, und weil die Neigung des Hrn. L. . . gegen ihn schon anfing, sich in Haß zu verwandeln, so hatte dieser ihm des Abends vor dem Schlafengehen eine harte Züchtigung dafür zugedacht. Anton merkte dies an allem wohl. Und als die Stunde heranzunahen schien, faßte er den Muth, einen Choral, den ersten den er gelernt hatte, auf dem Klavier zu spielen, und dazu zu singen. Dies überraschte Hrn. L. . ., er gestand ihm, daß grade diese Stunde zu einer nachdrückliche Bestrafung bestimmt gewesen wäre, die er ihm nun schenkte.
Anton erdreistete sich nun sogar, ihm einige Vorstellungen wegen der anscheinenden Abnahme seiner Freundschaft und Liebe gegen ihn zu thun, worauf L. . . ihm gestand, daß seine Zuneigung gegen ihn freilich so stark nicht mehr sey, und daß dieses nothwendig an Antons verschlimmer¬ tem Seelenzustande liegen müsse, wodurch gleich¬ sam eine Scheidewand zwischen ihm und seiner ehemaligen Liebe gezogen wäre. Er habe die Sache Gott im Gebet vorgetragen, und diesen Aufschluß darüber erhalten.
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L. . . durch die Kraft der Muſik zu vertreiben. Er hatte ein kleines Verſehen begangen, und weil die Neigung des Hrn. L. . . gegen ihn ſchon anfing, ſich in Haß zu verwandeln, ſo hatte dieſer ihm des Abends vor dem Schlafengehen eine harte Zuͤchtigung dafuͤr zugedacht. Anton merkte dies an allem wohl. Und als die Stunde heranzunahen ſchien, faßte er den Muth, einen Choral, den erſten den er gelernt hatte, auf dem Klavier zu ſpielen, und dazu zu ſingen. Dies uͤberraſchte Hrn. L. . ., er geſtand ihm, daß grade dieſe Stunde zu einer nachdruͤckliche Beſtrafung beſtimmt geweſen waͤre, die er ihm nun ſchenkte.
Anton erdreiſtete ſich nun ſogar, ihm einige Vorſtellungen wegen der anſcheinenden Abnahme ſeiner Freundſchaft und Liebe gegen ihn zu thun, worauf L. . . ihm geſtand, daß ſeine Zuneigung gegen ihn freilich ſo ſtark nicht mehr ſey, und daß dieſes nothwendig an Antons verſchlimmer¬ tem Seelenzuſtande liegen muͤſſe, wodurch gleich¬ ſam eine Scheidewand zwiſchen ihm und ſeiner ehemaligen Liebe gezogen waͤre. Er habe die Sache Gott im Gebet vorgetragen, und dieſen Aufſchluß daruͤber erhalten.
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L. . . durch die Kraft der Muſik zu vertreiben.
Er hatte ein kleines Verſehen begangen, und
weil die Neigung des Hrn. L. . . gegen ihn ſchon
anfing, ſich in Haß zu verwandeln, ſo hatte
dieſer ihm des Abends vor dem Schlafengehen
eine harte Zuͤchtigung dafuͤr zugedacht. Anton
merkte dies an allem wohl. Und als die Stunde
heranzunahen ſchien, faßte er den Muth, einen
Choral, den erſten den er gelernt hatte, auf dem
Klavier zu ſpielen, und dazu zu ſingen. Dies
uͤberraſchte Hrn. L. . ., er geſtand ihm, daß grade
dieſe Stunde zu einer nachdruͤckliche Beſtrafung
beſtimmt geweſen waͤre, die er ihm nun ſchenkte.
Anton erdreiſtete ſich nun ſogar, ihm einige
Vorſtellungen wegen der anſcheinenden Abnahme
ſeiner Freundſchaft und Liebe gegen ihn zu thun,
worauf L. . . ihm geſtand, daß ſeine Zuneigung
gegen ihn freilich ſo ſtark nicht mehr ſey, und
daß dieſes nothwendig an Antons verſchlimmer¬
tem Seelenzuſtande liegen muͤſſe, wodurch gleich¬
ſam eine Scheidewand zwiſchen ihm und ſeiner
ehemaligen Liebe gezogen waͤre. Er habe die
Sache Gott im Gebet vorgetragen, und dieſen
Aufſchluß daruͤber erhalten.
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/113>, abgerufen am 26.06.2024.
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