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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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zu dem Gebiet des dunkeln Obwaltenden, daß die
stolzen Wünsche der Sterblichen hemmt, und dem
Endlichen seine Grenzen vorschreibt.

Alle diese furchtbaren Dinge treten mit in der
Reihe der Göttergestalten auf, und werden nicht
als ausgeschlossen gedacht, weil sie sich in dem
nothwendigen Zusammenhange der Dinge
mit befinden.

Dieser nothwendige Zusammenhang der Din-
ge oder die Nothwendigkeit selber, welche die
Griechen Eimarmene nannten, war eben jene
in furchtbares Dunkel gehüllte Gottheit, welche
mit unsichtbarem Scepter alle übrigen beherrschte
und deren Dienerinnen die unerbittlichen Parzen
[w]aren.

Klotho hält den Rocken, Lachesis spinnt
[d]en Lebensfaden, und Atropos mit der furchtba-
en Scheere schneidet ihn ab.

Die Parzen bezeichnen die furchtbare, schreck-
[ - 2 Zeichen fehlen]che Macht, der selbst die Götter unterworfen
sind, und sind doch weiblich und schön gebildet,
spinnend, und in den Gesang der Sirenen stim-
mend.

Alles ist leicht und zart bei der unbegrenz-
ten höchsten Macht. Nichts Beschwerliches, Un-
behülfliches findet hier mehr statt; aller Wider-
stand des Mächtigern erreicht auf diesem Gipfel
seine Endschaft.

zu dem Gebiet des dunkeln Obwaltenden, daß die
ſtolzen Wuͤnſche der Sterblichen hemmt, und dem
Endlichen ſeine Grenzen vorſchreibt.

Alle dieſe furchtbaren Dinge treten mit in der
Reihe der Goͤttergeſtalten auf, und werden nicht
als ausgeſchloſſen gedacht, weil ſie ſich in dem
nothwendigen Zuſammenhange der Dinge
mit befinden.

Dieſer nothwendige Zuſammenhang der Din-
ge oder die Nothwendigkeit ſelber, welche die
Griechen Eimarmene nannten, war eben jene
in furchtbares Dunkel gehuͤllte Gottheit, welche
mit unſichtbarem Scepter alle uͤbrigen beherrſchte
und deren Dienerinnen die unerbittlichen Parzen
[w]aren.

Klotho haͤlt den Rocken, Lacheſis ſpinnt
[d]en Lebensfaden, und Atropos mit der furchtba-
en Scheere ſchneidet ihn ab.

Die Parzen bezeichnen die furchtbare, ſchreck-
[ – 2 Zeichen fehlen]che Macht, der ſelbſt die Goͤtter unterworfen
ſind, und ſind doch weiblich und ſchoͤn gebildet,
ſpinnend, und in den Geſang der Sirenen ſtim-
mend.

Alles iſt leicht und zart bei der unbegrenz-
ten hoͤchſten Macht. Nichts Beſchwerliches, Un-
behuͤlfliches findet hier mehr ſtatt; aller Wider-
ſtand des Maͤchtigern erreicht auf dieſem Gipfel
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[48/0072] zu dem Gebiet des dunkeln Obwaltenden, daß die ſtolzen Wuͤnſche der Sterblichen hemmt, und dem Endlichen ſeine Grenzen vorſchreibt. Alle dieſe furchtbaren Dinge treten mit in der Reihe der Goͤttergeſtalten auf, und werden nicht als ausgeſchloſſen gedacht, weil ſie ſich in dem nothwendigen Zuſammenhange der Dinge mit befinden. Dieſer nothwendige Zuſammenhang der Din- ge oder die Nothwendigkeit ſelber, welche die Griechen Eimarmene nannten, war eben jene in furchtbares Dunkel gehuͤllte Gottheit, welche mit unſichtbarem Scepter alle uͤbrigen beherrſchte und deren Dienerinnen die unerbittlichen Parzen waren. Klotho haͤlt den Rocken, Lacheſis ſpinnt den Lebensfaden, und Atropos mit der furchtba- en Scheere ſchneidet ihn ab. Die Parzen bezeichnen die furchtbare, ſchreck- __che Macht, der ſelbſt die Goͤtter unterworfen ſind, und ſind doch weiblich und ſchoͤn gebildet, ſpinnend, und in den Geſang der Sirenen ſtim- mend. Alles iſt leicht und zart bei der unbegrenz- ten hoͤchſten Macht. Nichts Beſchwerliches, Un- behuͤlfliches findet hier mehr ſtatt; aller Wider- ſtand des Maͤchtigern erreicht auf dieſem Gipfel ſeine Endſchaft.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/72>, abgerufen am 22.11.2024.