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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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von der Stadt ein Altar errichtet, von welchem
man bis zur Stadt einen Wettlauf mit Fackeln
hielt. Wer mit brennender Fackel das Ziel er-
reichte, trug den Preis davon. Der erste, dessen
Fackel unterwegens auslöschte, trat seine Stelle
dem Zweiten, dieser die seinige dem Dritten ab,
und so fort; wenn alle Fackeln verlöschten, so
trug keiner den Sieg davon.

Die Alten liebten in ihren Dichtungen vor-
züglich den tragischen Stoff, wozu das Verhältniß
der Menschen gegen die Götter, so wie sie es sich
dachten, nicht wenig beitrug. Auf die armen
Sterblichen wird wenig Rücksicht genommen; sie
sind den Göttern oft ein Spiel: ihnen bleibt nichts
übrig, als sich der eisernen Nothwendigkeit,
und dem unwandelbaren Schicksal zu fügen,
dessen Oberherrschaft sich über Götter und
Menschen erstreckt.


von der Stadt ein Altar errichtet, von welchem
man bis zur Stadt einen Wettlauf mit Fackeln
hielt. Wer mit brennender Fackel das Ziel er-
reichte, trug den Preis davon. Der erſte, deſſen
Fackel unterwegens ausloͤſchte, trat ſeine Stelle
dem Zweiten, dieſer die ſeinige dem Dritten ab,
und ſo fort; wenn alle Fackeln verloͤſchten, ſo
trug keiner den Sieg davon.

Die Alten liebten in ihren Dichtungen vor-
zuͤglich den tragiſchen Stoff, wozu das Verhaͤltniß
der Menſchen gegen die Goͤtter, ſo wie ſie es ſich
dachten, nicht wenig beitrug. Auf die armen
Sterblichen wird wenig Ruͤckſicht genommen; ſie
ſind den Goͤttern oft ein Spiel: ihnen bleibt nichts
uͤbrig, als ſich der eiſernen Nothwendigkeit,
und dem unwandelbaren Schickſal zu fuͤgen,
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[43/0065] von der Stadt ein Altar errichtet, von welchem man bis zur Stadt einen Wettlauf mit Fackeln hielt. Wer mit brennender Fackel das Ziel er- reichte, trug den Preis davon. Der erſte, deſſen Fackel unterwegens ausloͤſchte, trat ſeine Stelle dem Zweiten, dieſer die ſeinige dem Dritten ab, und ſo fort; wenn alle Fackeln verloͤſchten, ſo trug keiner den Sieg davon. Die Alten liebten in ihren Dichtungen vor- zuͤglich den tragiſchen Stoff, wozu das Verhaͤltniß der Menſchen gegen die Goͤtter, ſo wie ſie es ſich dachten, nicht wenig beitrug. Auf die armen Sterblichen wird wenig Ruͤckſicht genommen; ſie ſind den Goͤttern oft ein Spiel: ihnen bleibt nichts uͤbrig, als ſich der eiſernen Nothwendigkeit, und dem unwandelbaren Schickſal zu fuͤgen, deſſen Oberherrſchaft ſich uͤber Goͤtter und Menſchen erſtreckt.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/65>, abgerufen am 23.11.2024.