falschen Vorwande, ihm die Insel zu zeigen, führte Lykomedes den Theseus auf eine steile An- höhe, und stürzte, ehe dieser es sich versahe, ihn von dem steilen Felsen herab. -- So fiel der Held, dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, sein Va- terland seine Rettung dankte.
Nach seinem Tode bauten die Athenienser dem Theseus Tempel und Altäre, verehrten ihn wie einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und stifteten Feste ihm zu Ehren. -- Man fand in der Folge in Scyrus des Theseus Sarg, der durch seine Größe die damals Lebenden in Erstaunen setzte. -- Ein Tempel des vergötterten Theseus in Athen, hieß das Theseum, worin die Thaten des Helden geschildert waren. -- So ehrte die spätere Nachwelt das Andenken jenes götterähnli- chen Geschlechts der Menschen, bei denen der Prometheische Funken, der in ihrem Busen glühte, zur hellen Flamme emporschlug.
falſchen Vorwande, ihm die Inſel zu zeigen, fuͤhrte Lykomedes den Theſeus auf eine ſteile An- hoͤhe, und ſtuͤrzte, ehe dieſer es ſich verſahe, ihn von dem ſteilen Felſen herab. — So fiel der Held, dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, ſein Va- terland ſeine Rettung dankte.
Nach ſeinem Tode bauten die Athenienſer dem Theſeus Tempel und Altaͤre, verehrten ihn wie einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und ſtifteten Feſte ihm zu Ehren. — Man fand in der Folge in Scyrus des Theſeus Sarg, der durch ſeine Groͤße die damals Lebenden in Erſtaunen ſetzte. — Ein Tempel des vergoͤtterten Theſeus in Athen, hieß das Theſeum, worin die Thaten des Helden geſchildert waren. — So ehrte die ſpaͤtere Nachwelt das Andenken jenes goͤtteraͤhnli- chen Geſchlechts der Menſchen, bei denen der Prometheiſche Funken, der in ihrem Buſen gluͤhte, zur hellen Flamme emporſchlug.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0358"n="300"/>
falſchen Vorwande, ihm die Inſel zu zeigen,<lb/>
fuͤhrte Lykomedes den Theſeus auf eine ſteile An-<lb/>
hoͤhe, und ſtuͤrzte, ehe dieſer es ſich verſahe, ihn<lb/>
von dem ſteilen Felſen herab. — So fiel der Held,<lb/>
dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, ſein Va-<lb/>
terland ſeine Rettung dankte.</p><lb/><p>Nach ſeinem Tode bauten die Athenienſer dem<lb/>
Theſeus Tempel und Altaͤre, verehrten ihn wie<lb/>
einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und<lb/>ſtifteten Feſte ihm zu Ehren. — Man fand in<lb/>
der Folge in Scyrus des Theſeus Sarg, der durch<lb/>ſeine Groͤße die damals Lebenden in Erſtaunen<lb/>ſetzte. — Ein Tempel des vergoͤtterten Theſeus<lb/>
in Athen, hieß das Theſeum, worin die Thaten<lb/>
des Helden geſchildert waren. — So ehrte die<lb/>ſpaͤtere Nachwelt das Andenken jenes goͤtteraͤhnli-<lb/>
chen Geſchlechts der Menſchen, bei denen der<lb/>
Prometheiſche Funken, der in ihrem Buſen gluͤhte,<lb/>
zur hellen Flamme emporſchlug.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[300/0358]
falſchen Vorwande, ihm die Inſel zu zeigen,
fuͤhrte Lykomedes den Theſeus auf eine ſteile An-
hoͤhe, und ſtuͤrzte, ehe dieſer es ſich verſahe, ihn
von dem ſteilen Felſen herab. — So fiel der Held,
dem Griechenland Ruhe und Sicherheit, ſein Va-
terland ſeine Rettung dankte.
Nach ſeinem Tode bauten die Athenienſer dem
Theſeus Tempel und Altaͤre, verehrten ihn wie
einen Halbgott, brachten ihm Opfer dar, und
ſtifteten Feſte ihm zu Ehren. — Man fand in
der Folge in Scyrus des Theſeus Sarg, der durch
ſeine Groͤße die damals Lebenden in Erſtaunen
ſetzte. — Ein Tempel des vergoͤtterten Theſeus
in Athen, hieß das Theſeum, worin die Thaten
des Helden geſchildert waren. — So ehrte die
ſpaͤtere Nachwelt das Andenken jenes goͤtteraͤhnli-
chen Geſchlechts der Menſchen, bei denen der
Prometheiſche Funken, der in ihrem Buſen gluͤhte,
zur hellen Flamme emporſchlug.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/358>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.