Die Wesen, welche das Band zwischen Göttern und Men- schen knüpfen.
So wie die Dichtung vom Himmel zur Erde nieder steigt, vervielfältigen sich die Göttergestalten. -- Die Einbildungskraft belebt die Quellen, Haine, und Berge. -- Unter dem Bilde der Gottheit wird zuletzt die ganze leblose Natur geweiht, in welche der Mensch so innig sich verwebt fühlt, und sich so nahe an sie schließt, daß durch dieß Band die Götter- und Menschenwelt, ein schönes Ganze wird.
Genien.
Die Genien, oder Schutzgötter der Menschen waren es vorzüglich, wodurch, in der Vorstellung der Alten, die Menschheit sich am nächsten an die Gottheit anschloß. Die höchste Gottheit selber vervielfältigte sich gleichsam durch diese Wesen, in so fern sie über jeden einzelnen Sterblichen wach-
Die Weſen, welche das Band zwiſchen Goͤttern und Men- ſchen knuͤpfen.
So wie die Dichtung vom Himmel zur Erde nieder ſteigt, vervielfaͤltigen ſich die Goͤttergeſtalten. — Die Einbildungskraft belebt die Quellen, Haine, und Berge. — Unter dem Bilde der Gottheit wird zuletzt die ganze lebloſe Natur geweiht, in welche der Menſch ſo innig ſich verwebt fuͤhlt, und ſich ſo nahe an ſie ſchließt, daß durch dieß Band die Goͤtter- und Menſchenwelt, ein ſchoͤnes Ganze wird.
Genien.
Die Genien, oder Schutzgoͤtter der Menſchen waren es vorzuͤglich, wodurch, in der Vorſtellung der Alten, die Menſchheit ſich am naͤchſten an die Gottheit anſchloß. Die hoͤchſte Gottheit ſelber vervielfaͤltigte ſich gleichſam durch dieſe Weſen, in ſo fern ſie uͤber jeden einzelnen Sterblichen wach-
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[301/0359]
Die Weſen, welche das Band
zwiſchen Goͤttern und Men-
ſchen knuͤpfen.
So wie die Dichtung vom Himmel zur Erde nieder
ſteigt, vervielfaͤltigen ſich die Goͤttergeſtalten. —
Die Einbildungskraft belebt die Quellen, Haine,
und Berge. — Unter dem Bilde der Gottheit
wird zuletzt die ganze lebloſe Natur geweiht, in
welche der Menſch ſo innig ſich verwebt fuͤhlt, und
ſich ſo nahe an ſie ſchließt, daß durch dieß Band
die Goͤtter- und Menſchenwelt, ein ſchoͤnes Ganze
wird.
Genien.
Die Genien, oder Schutzgoͤtter der Menſchen
waren es vorzuͤglich, wodurch, in der Vorſtellung
der Alten, die Menſchheit ſich am naͤchſten an die
Gottheit anſchloß. Die hoͤchſte Gottheit ſelber
vervielfaͤltigte ſich gleichſam durch dieſe Weſen, in
ſo fern ſie uͤber jeden einzelnen Sterblichen wach-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/359>, abgerufen am 29.11.2024.
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