welche dem Theseus einen schlankern Wuchs und feinere Züge giebt.
Als Theseus, mit seines Vaters Schwerdt bewafnet, von Trözen auf den Isthmus zuwan- dernd, durch die Länder von Epidaurus kam, stieß er zuerst auf den wegen seiner Grausamkeit berüchtigten Periphetes, der bei seiner Riesen- stärke bloß mit einer Keule bewafnet, den Reisen- den furchtbar war; als er es wagte, den Theseus anzugreifen, schlug dieser ihn zu Boden und töd- tete ihn, und trug nachher beständig, zum An- denken seines ersten Sieges, die Keule des Peri- phetes.
Da er nun auf dem Isthmus von Korinth anlangte, mußte er mit einem noch grausamern Mörder, dem Sinnis kämpfen, den man den Fichtenbeuger nannte, weil er die Fremden zwi- schen zwei zur Erde gebeugten und schnell wieder in die Höhe fahrenden Fichten festgebunden, zu seiner Lust zu zerreißen pflegte. Als Theseus ihn überwunden hatte, ließ er mit der von dem Mör- der selbst erfundnen Todesart, ihn für seine Grau- samkeit und seinen Frevel büßen.
Auch befreite Theseus die Länder, durch wel- che er reiste, von Ungeheuern, und tödtete unter andern die Krommyonische Sau, welche dem ganzen Lande furchtbar, überall Schaden stiftete und die Aecker verwüstete. -- Als er hierauf an
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welche dem Theſeus einen ſchlankern Wuchs und feinere Zuͤge giebt.
Als Theſeus, mit ſeines Vaters Schwerdt bewafnet, von Troͤzen auf den Iſthmus zuwan- dernd, durch die Laͤnder von Epidaurus kam, ſtieß er zuerſt auf den wegen ſeiner Grauſamkeit beruͤchtigten Periphetes, der bei ſeiner Rieſen- ſtaͤrke bloß mit einer Keule bewafnet, den Reiſen- den furchtbar war; als er es wagte, den Theſeus anzugreifen, ſchlug dieſer ihn zu Boden und toͤd- tete ihn, und trug nachher beſtaͤndig, zum An- denken ſeines erſten Sieges, die Keule des Peri- phetes.
Da er nun auf dem Iſthmus von Korinth anlangte, mußte er mit einem noch grauſamern Moͤrder, dem Sinnis kaͤmpfen, den man den Fichtenbeuger nannte, weil er die Fremden zwi- ſchen zwei zur Erde gebeugten und ſchnell wieder in die Hoͤhe fahrenden Fichten feſtgebunden, zu ſeiner Luſt zu zerreißen pflegte. Als Theſeus ihn uͤberwunden hatte, ließ er mit der von dem Moͤr- der ſelbſt erfundnen Todesart, ihn fuͤr ſeine Grau- ſamkeit und ſeinen Frevel buͤßen.
Auch befreite Theſeus die Laͤnder, durch wel- che er reiſte, von Ungeheuern, und toͤdtete unter andern die Krommyoniſche Sau, welche dem ganzen Lande furchtbar, uͤberall Schaden ſtiftete und die Aecker verwuͤſtete. — Als er hierauf an
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welche dem Theſeus einen ſchlankern Wuchs und
feinere Zuͤge giebt.
Als Theſeus, mit ſeines Vaters Schwerdt
bewafnet, von Troͤzen auf den Iſthmus zuwan-
dernd, durch die Laͤnder von Epidaurus kam,
ſtieß er zuerſt auf den wegen ſeiner Grauſamkeit
beruͤchtigten Periphetes, der bei ſeiner Rieſen-
ſtaͤrke bloß mit einer Keule bewafnet, den Reiſen-
den furchtbar war; als er es wagte, den Theſeus
anzugreifen, ſchlug dieſer ihn zu Boden und toͤd-
tete ihn, und trug nachher beſtaͤndig, zum An-
denken ſeines erſten Sieges, die Keule des Peri-
phetes.
Da er nun auf dem Iſthmus von Korinth
anlangte, mußte er mit einem noch grauſamern
Moͤrder, dem Sinnis kaͤmpfen, den man den
Fichtenbeuger nannte, weil er die Fremden zwi-
ſchen zwei zur Erde gebeugten und ſchnell wieder
in die Hoͤhe fahrenden Fichten feſtgebunden, zu
ſeiner Luſt zu zerreißen pflegte. Als Theſeus ihn
uͤberwunden hatte, ließ er mit der von dem Moͤr-
der ſelbſt erfundnen Todesart, ihn fuͤr ſeine Grau-
ſamkeit und ſeinen Frevel buͤßen.
Auch befreite Theſeus die Laͤnder, durch wel-
che er reiſte, von Ungeheuern, und toͤdtete unter
andern die Krommyoniſche Sau, welche dem
ganzen Lande furchtbar, uͤberall Schaden ſtiftete
und die Aecker verwuͤſtete. — Als er hierauf an
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/347>, abgerufen am 28.11.2024.
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