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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Apollo tödtete den Drachen Python, der dieß
Heiligthum bewachte, und bemächtigte sich selber
des Platzes, wo er von nun an durch die begei-
sterte Priesterin, die von dem getödteten Drachen
Pythia hieß, in Orakelsprüchen seine Gottheit
offenbarte.

Als Apollo nun hier sein Heiligthum gründen
wollte, erblickte er von fern ein segelndes Han-
delsschiff aus Kreta, -- plötzlich sprang er ins
Meer und warf sich in der Gestalt eines ungeheu-
ren Delphins in das Schiff der Kretensischen
Männer, -- und zwang es, vor allen Küsten und
vor Pylos, wohin es segeln sollte, vorbei, in
den Hafen von Krissa einzulaufen, wo er den
Männern plötzlich in seiner majestätischen Jüng-
lingsgestalt erschien, und ihnen verkündigte, daß
sie nie in ihr Vaterland wiederkehren, sondern in
seinem Tempel als Priester ihm dienen würden.

Und die Kretenser folgten mit Lobgesängen
dem anführenden Gotte zu seinem Heiligthum,
an dem felsigten Abhange des Parnasses. -- Als
sie aber die unfruchtbare Gegend erblickten, fleh-
ten sie zum Apoll um Hülfe gegen Armuth und
Mangel; -- dieser blickte sie lächelnd an, und
sagte: o ihr thörichten Menschen, die ihr euch sel-
ber Sorgen macht, und mühsame Arbeit aus-
sinnt,
vernehmt ein leichtes Wort: hier halte ein
jeder das Opfermesser in seiner rechten Hand, und

Apollo toͤdtete den Drachen Python, der dieß
Heiligthum bewachte, und bemaͤchtigte ſich ſelber
des Platzes, wo er von nun an durch die begei-
ſterte Prieſterin, die von dem getoͤdteten Drachen
Pythia hieß, in Orakelſpruͤchen ſeine Gottheit
offenbarte.

Als Apollo nun hier ſein Heiligthum gruͤnden
wollte, erblickte er von fern ein ſegelndes Han-
delsſchiff aus Kreta, — ploͤtzlich ſprang er ins
Meer und warf ſich in der Geſtalt eines ungeheu-
ren Delphins in das Schiff der Kretenſiſchen
Maͤnner, — und zwang es, vor allen Kuͤſten und
vor Pylos, wohin es ſegeln ſollte, vorbei, in
den Hafen von Kriſſa einzulaufen, wo er den
Maͤnnern ploͤtzlich in ſeiner majeſtaͤtiſchen Juͤng-
lingsgeſtalt erſchien, und ihnen verkuͤndigte, daß
ſie nie in ihr Vaterland wiederkehren, ſondern in
ſeinem Tempel als Prieſter ihm dienen wuͤrden.

Und die Kretenſer folgten mit Lobgeſaͤngen
dem anfuͤhrenden Gotte zu ſeinem Heiligthum,
an dem felſigten Abhange des Parnaſſes. — Als
ſie aber die unfruchtbare Gegend erblickten, fleh-
ten ſie zum Apoll um Huͤlfe gegen Armuth und
Mangel; — dieſer blickte ſie laͤchelnd an, und
ſagte: o ihr thoͤrichten Menſchen, die ihr euch ſel-
ber Sorgen macht, und muͤhſame Arbeit aus-
ſinnt,
vernehmt ein leichtes Wort: hier halte ein
jeder das Opfermeſſer in ſeiner rechten Hand, und

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[185/0233] Apollo toͤdtete den Drachen Python, der dieß Heiligthum bewachte, und bemaͤchtigte ſich ſelber des Platzes, wo er von nun an durch die begei- ſterte Prieſterin, die von dem getoͤdteten Drachen Pythia hieß, in Orakelſpruͤchen ſeine Gottheit offenbarte. Als Apollo nun hier ſein Heiligthum gruͤnden wollte, erblickte er von fern ein ſegelndes Han- delsſchiff aus Kreta, — ploͤtzlich ſprang er ins Meer und warf ſich in der Geſtalt eines ungeheu- ren Delphins in das Schiff der Kretenſiſchen Maͤnner, — und zwang es, vor allen Kuͤſten und vor Pylos, wohin es ſegeln ſollte, vorbei, in den Hafen von Kriſſa einzulaufen, wo er den Maͤnnern ploͤtzlich in ſeiner majeſtaͤtiſchen Juͤng- lingsgeſtalt erſchien, und ihnen verkuͤndigte, daß ſie nie in ihr Vaterland wiederkehren, ſondern in ſeinem Tempel als Prieſter ihm dienen wuͤrden. Und die Kretenſer folgten mit Lobgeſaͤngen dem anfuͤhrenden Gotte zu ſeinem Heiligthum, an dem felſigten Abhange des Parnaſſes. — Als ſie aber die unfruchtbare Gegend erblickten, fleh- ten ſie zum Apoll um Huͤlfe gegen Armuth und Mangel; — dieſer blickte ſie laͤchelnd an, und ſagte: o ihr thoͤrichten Menſchen, die ihr euch ſel- ber Sorgen macht, und muͤhſame Arbeit aus- ſinnt, vernehmt ein leichtes Wort: hier halte ein jeder das Opfermeſſer in ſeiner rechten Hand, und

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/233>, abgerufen am 24.11.2024.