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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Darstellung des höchsten Genusses unbeschränkt
seyn, und alles das sich in der Dichtung zusam-
menfinden, was, wenn es wirklich wäre, die
Menschheit zerstören würde. --

Denn freilich ist es die Allgewalt des Genus-
ses, die furchtbar über den Menschen wandelt,
und eben so wohlthätig wie sie ist, auch wieder
Verderben drohet. --

Eben der Dichter aus dem Alterthum, wel-
cher mit hoher Begeisterung das Lob des Bachus
singt, ermahnt daher die Trinker, des blutigen
Zanks sich zu enthalten, -- und führt zum war-
nenden Beispiel das Gefecht der Centauren und
Lapithen an, welche vom Wein erhitzt des gast-
freundschaftlichen Mahls vergaßen, und von wil-
der Mordlust hingerissen, im rasenden Getümmel
gegeneinander stürmten, bis die Leichname der Er-
schlagnen den Boden deckten.

Ohngeachtet dieser drohenden Gefahr war
aber dennoch hoher Lebensgenuß, und selbst die
wilde Freude, bei den Alten in der Reihe der
Dinge mitgezählt, und von den Festen der Götter
nicht ausgeschlossen. -- Das Leben war ein saft-
voller Baum, der ungehindert in Aeste und
Zweige emporschoß, und den auch seine üppigen
Auswüchse nicht entstellten.

Bis zu der hellsten Flamme wurden die Lei-
denschaften angefacht, und hielten dennoch alle

Darſtellung des hoͤchſten Genuſſes unbeſchraͤnkt
ſeyn, und alles das ſich in der Dichtung zuſam-
menfinden, was, wenn es wirklich waͤre, die
Menſchheit zerſtoͤren wuͤrde. —

Denn freilich iſt es die Allgewalt des Genuſ-
ſes, die furchtbar uͤber den Menſchen wandelt,
und eben ſo wohlthaͤtig wie ſie iſt, auch wieder
Verderben drohet. —

Eben der Dichter aus dem Alterthum, wel-
cher mit hoher Begeiſterung das Lob des Bachus
ſingt, ermahnt daher die Trinker, des blutigen
Zanks ſich zu enthalten, — und fuͤhrt zum war-
nenden Beiſpiel das Gefecht der Centauren und
Lapithen an, welche vom Wein erhitzt des gaſt-
freundſchaftlichen Mahls vergaßen, und von wil-
der Mordluſt hingeriſſen, im raſenden Getuͤmmel
gegeneinander ſtuͤrmten, bis die Leichname der Er-
ſchlagnen den Boden deckten.

Ohngeachtet dieſer drohenden Gefahr war
aber dennoch hoher Lebensgenuß, und ſelbſt die
wilde Freude, bei den Alten in der Reihe der
Dinge mitgezaͤhlt, und von den Feſten der Goͤtter
nicht ausgeſchloſſen. — Das Leben war ein ſaft-
voller Baum, der ungehindert in Aeſte und
Zweige emporſchoß, und den auch ſeine uͤppigen
Auswuͤchſe nicht entſtellten.

Bis zu der hellſten Flamme wurden die Lei-
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[175/0221] Darſtellung des hoͤchſten Genuſſes unbeſchraͤnkt ſeyn, und alles das ſich in der Dichtung zuſam- menfinden, was, wenn es wirklich waͤre, die Menſchheit zerſtoͤren wuͤrde. — Denn freilich iſt es die Allgewalt des Genuſ- ſes, die furchtbar uͤber den Menſchen wandelt, und eben ſo wohlthaͤtig wie ſie iſt, auch wieder Verderben drohet. — Eben der Dichter aus dem Alterthum, wel- cher mit hoher Begeiſterung das Lob des Bachus ſingt, ermahnt daher die Trinker, des blutigen Zanks ſich zu enthalten, — und fuͤhrt zum war- nenden Beiſpiel das Gefecht der Centauren und Lapithen an, welche vom Wein erhitzt des gaſt- freundſchaftlichen Mahls vergaßen, und von wil- der Mordluſt hingeriſſen, im raſenden Getuͤmmel gegeneinander ſtuͤrmten, bis die Leichname der Er- ſchlagnen den Boden deckten. Ohngeachtet dieſer drohenden Gefahr war aber dennoch hoher Lebensgenuß, und ſelbſt die wilde Freude, bei den Alten in der Reihe der Dinge mitgezaͤhlt, und von den Feſten der Goͤtter nicht ausgeſchloſſen. — Das Leben war ein ſaft- voller Baum, der ungehindert in Aeſte und Zweige emporſchoß, und den auch ſeine uͤppigen Auswuͤchſe nicht entſtellten. Bis zu der hellſten Flamme wurden die Lei- denſchaften angefacht, und hielten dennoch alle

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/221>, abgerufen am 23.11.2024.