Strom von Weine durch das Schiff; dann breitete sich plötzlich bis zum höchsten Segel ein Weinstock aus, an welchem schwere Trauben hingen; um den Mastbaum wand sich dunkler Epheu; und mit Weinlaub waren alle Ruder bekränzt. --
Auf dem Verdeck des Schiffes aber zeigte sich ein Löwe und warf die grimmigen drohenden Blicke umher. -- Da ergriff die Frevler Angst und grauenvolles Entsetzen; zur Flucht stand ih- nen kein Weg mehr offen; sie sprangen vom Schiffe ins Meer, wo sie sich plötzlich als Delphi- nen krümmend, Zeugen von der Macht der alles besiegenden Gottheit wurden.
Pentheus, ein König in Theben, der gleich dem Bachus ein Enkel des Kadmus war, und der Verehrung der neuen Gottheit, welcher alles Volk Altäre weihte, sich spottend widersetzte, mußte, gleich den Frevlern auf dem Schiffe, des Weingottes furchtbare Macht empfinden.
Unter der Gestalt eines Jünglings aus dem Gefolge des Bachus erschien der Gott ihm selber, und warnte ihn durch die Erzählung von dem Schicksal, das die frevelnden Männer traf, die den mächtigen Pflanzer der Reben, auf ihrem Schiffe gebunden entführen wollten.
Pentheus, noch mehr vom Zorn entbrannt, ließ den vermeinten Jüngling ins Gefängniß wer-
Strom von Weine durch das Schiff; dann breitete ſich ploͤtzlich bis zum hoͤchſten Segel ein Weinſtock aus, an welchem ſchwere Trauben hingen; um den Maſtbaum wand ſich dunkler Epheu; und mit Weinlaub waren alle Ruder bekraͤnzt. —
Auf dem Verdeck des Schiffes aber zeigte ſich ein Loͤwe und warf die grimmigen drohenden Blicke umher. — Da ergriff die Frevler Angſt und grauenvolles Entſetzen; zur Flucht ſtand ih- nen kein Weg mehr offen; ſie ſprangen vom Schiffe ins Meer, wo ſie ſich ploͤtzlich als Delphi- nen kruͤmmend, Zeugen von der Macht der alles beſiegenden Gottheit wurden.
Pentheus, ein Koͤnig in Theben, der gleich dem Bachus ein Enkel des Kadmus war, und der Verehrung der neuen Gottheit, welcher alles Volk Altaͤre weihte, ſich ſpottend widerſetzte, mußte, gleich den Frevlern auf dem Schiffe, des Weingottes furchtbare Macht empfinden.
Unter der Geſtalt eines Juͤnglings aus dem Gefolge des Bachus erſchien der Gott ihm ſelber, und warnte ihn durch die Erzaͤhlung von dem Schickſal, das die frevelnden Maͤnner traf, die den maͤchtigen Pflanzer der Reben, auf ihrem Schiffe gebunden entfuͤhren wollten.
Pentheus, noch mehr vom Zorn entbrannt, ließ den vermeinten Juͤngling ins Gefaͤngniß wer-
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Strom von Weine durch das Schiff; dann breitete
ſich ploͤtzlich bis zum hoͤchſten Segel ein Weinſtock
aus, an welchem ſchwere Trauben hingen; um
den Maſtbaum wand ſich dunkler Epheu; und mit
Weinlaub waren alle Ruder bekraͤnzt. —
Auf dem Verdeck des Schiffes aber zeigte ſich
ein Loͤwe und warf die grimmigen drohenden
Blicke umher. — Da ergriff die Frevler Angſt
und grauenvolles Entſetzen; zur Flucht ſtand ih-
nen kein Weg mehr offen; ſie ſprangen vom
Schiffe ins Meer, wo ſie ſich ploͤtzlich als Delphi-
nen kruͤmmend, Zeugen von der Macht der alles
beſiegenden Gottheit wurden.
Pentheus, ein Koͤnig in Theben, der gleich
dem Bachus ein Enkel des Kadmus war,
und der Verehrung der neuen Gottheit, welcher
alles Volk Altaͤre weihte, ſich ſpottend widerſetzte,
mußte, gleich den Frevlern auf dem Schiffe, des
Weingottes furchtbare Macht empfinden.
Unter der Geſtalt eines Juͤnglings aus dem
Gefolge des Bachus erſchien der Gott ihm ſelber,
und warnte ihn durch die Erzaͤhlung von dem
Schickſal, das die frevelnden Maͤnner traf, die
den maͤchtigen Pflanzer der Reben, auf ihrem
Schiffe gebunden entfuͤhren wollten.
Pentheus, noch mehr vom Zorn entbrannt,
ließ den vermeinten Juͤngling ins Gefaͤngniß wer-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/216>, abgerufen am 27.11.2024.
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