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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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eben gedachten Betragen gehörte ein zurückgebliebenes gezwungenes Lächeln, was ihm wahrscheinlich beigeblieben war, als ich ihn gleich anfänglich dazu aufforderte, und was er nachmals wahrscheinlich darum wiederholte, weil er zu gefallen glaubte. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurde er auf sein und des Vetters wiederholtes Bitten mit Genehmigung des Arztes auf einige Zeit gleichsam zur Probe aus der Charite zu seinem Vetter gelassen. Auch in der Stadt unterließ ich nicht, ihn zu besuchen, fand ihn aber bei jedem Besuch, was mir in seiner gegenwärtigen Lage durchaus nicht gefiel, bei Schneiderarbeit sitzend. Jch bat daher seinen Vetter und ihn selbst aufs dringendste, für gegenwärtig die sitzende Lebensart gänzlich zu lassen, recht viel durch Gehen sich noch immer mehr und mehr aufzuheitern und zu stärken, und sich besonders der Mäßigung im Essen und Trinken zu befleißigen, weil er sonst bei seinem gegenwärtig schwachen Magen leicht sich überessen und sich so von neuen eine Krankheit zuziehen könnte. Ohngeachtet der wiederholten dringenden Bitten, dies zu erfüllen, mußten wohl einige nothwendige Arbeiten, als auch eine übelangebrachte Liebe der Muhme zu diesem Menschen, nämlich ihren Vetter, nun nach der Krankheit recht zu pflegen, ihm also nicht nur jede Speise, sondern auch vielleicht recht viel von derselben zu essen gab, Ursach davon geworden seyn, daß ich ohngefähr bei dem dritten Besuche Klagen über ihn hörte, er habe sich schon wieder unartig aufgeführt. Jch schrieb es mit Recht der sitzenden Lebensart und (wie auch der Vetter mir eingestand) des Vollpfropfens mit Speise zu. Jch rieth dies noch ernstlicher ab, und kündigte ihnen bei Unterlassung dessen,


eben gedachten Betragen gehoͤrte ein zuruͤckgebliebenes gezwungenes Laͤcheln, was ihm wahrscheinlich beigeblieben war, als ich ihn gleich anfaͤnglich dazu aufforderte, und was er nachmals wahrscheinlich darum wiederholte, weil er zu gefallen glaubte. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurde er auf sein und des Vetters wiederholtes Bitten mit Genehmigung des Arztes auf einige Zeit gleichsam zur Probe aus der Charité zu seinem Vetter gelassen. Auch in der Stadt unterließ ich nicht, ihn zu besuchen, fand ihn aber bei jedem Besuch, was mir in seiner gegenwaͤrtigen Lage durchaus nicht gefiel, bei Schneiderarbeit sitzend. Jch bat daher seinen Vetter und ihn selbst aufs dringendste, fuͤr gegenwaͤrtig die sitzende Lebensart gaͤnzlich zu lassen, recht viel durch Gehen sich noch immer mehr und mehr aufzuheitern und zu staͤrken, und sich besonders der Maͤßigung im Essen und Trinken zu befleißigen, weil er sonst bei seinem gegenwaͤrtig schwachen Magen leicht sich uͤberessen und sich so von neuen eine Krankheit zuziehen koͤnnte. Ohngeachtet der wiederholten dringenden Bitten, dies zu erfuͤllen, mußten wohl einige nothwendige Arbeiten, als auch eine uͤbelangebrachte Liebe der Muhme zu diesem Menschen, naͤmlich ihren Vetter, nun nach der Krankheit recht zu pflegen, ihm also nicht nur jede Speise, sondern auch vielleicht recht viel von derselben zu essen gab, Ursach davon geworden seyn, daß ich ohngefaͤhr bei dem dritten Besuche Klagen uͤber ihn hoͤrte, er habe sich schon wieder unartig aufgefuͤhrt. Jch schrieb es mit Recht der sitzenden Lebensart und (wie auch der Vetter mir eingestand) des Vollpfropfens mit Speise zu. Jch rieth dies noch ernstlicher ab, und kuͤndigte ihnen bei Unterlassung dessen,

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[124/0124] eben gedachten Betragen gehoͤrte ein zuruͤckgebliebenes gezwungenes Laͤcheln, was ihm wahrscheinlich beigeblieben war, als ich ihn gleich anfaͤnglich dazu aufforderte, und was er nachmals wahrscheinlich darum wiederholte, weil er zu gefallen glaubte. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurde er auf sein und des Vetters wiederholtes Bitten mit Genehmigung des Arztes auf einige Zeit gleichsam zur Probe aus der Charité zu seinem Vetter gelassen. Auch in der Stadt unterließ ich nicht, ihn zu besuchen, fand ihn aber bei jedem Besuch, was mir in seiner gegenwaͤrtigen Lage durchaus nicht gefiel, bei Schneiderarbeit sitzend. Jch bat daher seinen Vetter und ihn selbst aufs dringendste, fuͤr gegenwaͤrtig die sitzende Lebensart gaͤnzlich zu lassen, recht viel durch Gehen sich noch immer mehr und mehr aufzuheitern und zu staͤrken, und sich besonders der Maͤßigung im Essen und Trinken zu befleißigen, weil er sonst bei seinem gegenwaͤrtig schwachen Magen leicht sich uͤberessen und sich so von neuen eine Krankheit zuziehen koͤnnte. Ohngeachtet der wiederholten dringenden Bitten, dies zu erfuͤllen, mußten wohl einige nothwendige Arbeiten, als auch eine uͤbelangebrachte Liebe der Muhme zu diesem Menschen, naͤmlich ihren Vetter, nun nach der Krankheit recht zu pflegen, ihm also nicht nur jede Speise, sondern auch vielleicht recht viel von derselben zu essen gab, Ursach davon geworden seyn, daß ich ohngefaͤhr bei dem dritten Besuche Klagen uͤber ihn hoͤrte, er habe sich schon wieder unartig aufgefuͤhrt. Jch schrieb es mit Recht der sitzenden Lebensart und (wie auch der Vetter mir eingestand) des Vollpfropfens mit Speise zu. Jch rieth dies noch ernstlicher ab, und kuͤndigte ihnen bei Unterlassung dessen,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/124>, abgerufen am 22.12.2024.