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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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einige größre Fortschritte zu machen. Aus dem Halberstädtschen Briefe des Wirths und aus einem andern seines Freundes, des Cammerdieners aus Schlesien (den mir sein Vetter gebracht) hatte ich die Vermuthung genommen, denn mit Gewißheit konnte ich nichts schließen, da die specielle Erzählung seines vorhergegangnen Lebens keiner mir so treu geben konnte, als er nach seiner völligen Wiederherstellung es gethan; daß vielleicht ein gewisser Hang und Sehnen auch bei ihm statt finden könnte. Jch führte ihn oft nach einiger Zeit, da ich ihn schon stärker glaubte in Gedanken nach Schlesien hin, fragte ihn, wie es ihm da gefallen, und ob er Bekanntschaft gehabt, ob er gute Freunde da gefunden. Er beantwortete mir dies alles zwar gehörig, allein wie es mich dünkte, in der Art, als wenn er schon die folgenden Fragen ahndete. Jch fuhr nehmlich bald darauf fort, mich nach seinem Umgang mit dem weiblichen Geschlecht zu erkundigen, und er gestand mir, nachdem ich durch die Vorstellung, daß einen jungen Menschen ein erlaubter Umgang mit dem weiblichen Geschlecht nicht strafbar mache, ihn vertraulicher gemacht, die Bekanntschaft mit den Kammerjungfern, die mit ihm in Diensten in dem Hause seines Herrn in Schlesien gestanden, bei welcher Erzählung er jedoch die Nahmens öfters verwechselte; ob aus dem zu lebhaften Andenken an sie, oder weil sein Gedächtniß noch zu schwach war, als daß er sie sich jede besonders hätte


einige groͤßre Fortschritte zu machen. Aus dem Halberstaͤdtschen Briefe des Wirths und aus einem andern seines Freundes, des Cammerdieners aus Schlesien (den mir sein Vetter gebracht) hatte ich die Vermuthung genommen, denn mit Gewißheit konnte ich nichts schließen, da die specielle Erzaͤhlung seines vorhergegangnen Lebens keiner mir so treu geben konnte, als er nach seiner voͤlligen Wiederherstellung es gethan; daß vielleicht ein gewisser Hang und Sehnen auch bei ihm statt finden koͤnnte. Jch fuͤhrte ihn oft nach einiger Zeit, da ich ihn schon staͤrker glaubte in Gedanken nach Schlesien hin, fragte ihn, wie es ihm da gefallen, und ob er Bekanntschaft gehabt, ob er gute Freunde da gefunden. Er beantwortete mir dies alles zwar gehoͤrig, allein wie es mich duͤnkte, in der Art, als wenn er schon die folgenden Fragen ahndete. Jch fuhr nehmlich bald darauf fort, mich nach seinem Umgang mit dem weiblichen Geschlecht zu erkundigen, und er gestand mir, nachdem ich durch die Vorstellung, daß einen jungen Menschen ein erlaubter Umgang mit dem weiblichen Geschlecht nicht strafbar mache, ihn vertraulicher gemacht, die Bekanntschaft mit den Kammerjungfern, die mit ihm in Diensten in dem Hause seines Herrn in Schlesien gestanden, bei welcher Erzaͤhlung er jedoch die Nahmens oͤfters verwechselte; ob aus dem zu lebhaften Andenken an sie, oder weil sein Gedaͤchtniß noch zu schwach war, als daß er sie sich jede besonders haͤtte

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[120/0120] einige groͤßre Fortschritte zu machen. Aus dem Halberstaͤdtschen Briefe des Wirths und aus einem andern seines Freundes, des Cammerdieners aus Schlesien (den mir sein Vetter gebracht) hatte ich die Vermuthung genommen, denn mit Gewißheit konnte ich nichts schließen, da die specielle Erzaͤhlung seines vorhergegangnen Lebens keiner mir so treu geben konnte, als er nach seiner voͤlligen Wiederherstellung es gethan; daß vielleicht ein gewisser Hang und Sehnen auch bei ihm statt finden koͤnnte. Jch fuͤhrte ihn oft nach einiger Zeit, da ich ihn schon staͤrker glaubte in Gedanken nach Schlesien hin, fragte ihn, wie es ihm da gefallen, und ob er Bekanntschaft gehabt, ob er gute Freunde da gefunden. Er beantwortete mir dies alles zwar gehoͤrig, allein wie es mich duͤnkte, in der Art, als wenn er schon die folgenden Fragen ahndete. Jch fuhr nehmlich bald darauf fort, mich nach seinem Umgang mit dem weiblichen Geschlecht zu erkundigen, und er gestand mir, nachdem ich durch die Vorstellung, daß einen jungen Menschen ein erlaubter Umgang mit dem weiblichen Geschlecht nicht strafbar mache, ihn vertraulicher gemacht, die Bekanntschaft mit den Kammerjungfern, die mit ihm in Diensten in dem Hause seines Herrn in Schlesien gestanden, bei welcher Erzaͤhlung er jedoch die Nahmens oͤfters verwechselte; ob aus dem zu lebhaften Andenken an sie, oder weil sein Gedaͤchtniß noch zu schwach war, als daß er sie sich jede besonders haͤtte

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/120>, abgerufen am 22.12.2024.