Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite


und wodurch (gleich Gott, der sich, ihrem Vorgeben nach, bei Erschaffung der Welt eben dieses Mittels bedient haben soll) sie alles nach Belieben hervorzubringen im Stande sind. Jch glaube aber schwerlich, daß Gott selbst in der Qualität als bloßer Mathematiker oder Kabbalist das kleinste Strohhälmchen hätte hervorbringen können. Es wäre also eher zum Wohl unsrer Nation zu wünschen, daß sie sich in der simplen okzidentalischen Weißheit iniitiren lassen sollte, ohne deswegen von ihrer Originalität etwas vergeben zu dürfen.

Gott das allervollkommenste Wesen, in dem wir uns durch verschiedene Formeln einer Approximation in Jnfinitum vereinigen, empfehle ich Sie mit Jhren edlen Freunden (dem Vertheidiger des Spinoza und dem Verehrer der Kabbala) Jhr Freund aus allen vier Weltgegenden.

Mein Herr und Freund vom Orient, Jhr ergebenster Salomon Maimon.


und wodurch (gleich Gott, der sich, ihrem Vorgeben nach, bei Erschaffung der Welt eben dieses Mittels bedient haben soll) sie alles nach Belieben hervorzubringen im Stande sind. Jch glaube aber schwerlich, daß Gott selbst in der Qualitaͤt als bloßer Mathematiker oder Kabbalist das kleinste Strohhaͤlmchen haͤtte hervorbringen koͤnnen. Es waͤre also eher zum Wohl unsrer Nation zu wuͤnschen, daß sie sich in der simplen okzidentalischen Weißheit iniitiren lassen sollte, ohne deswegen von ihrer Originalitaͤt etwas vergeben zu duͤrfen.

Gott das allervollkommenste Wesen, in dem wir uns durch verschiedene Formeln einer Approximation in Jnfinitum vereinigen, empfehle ich Sie mit Jhren edlen Freunden (dem Vertheidiger des Spinoza und dem Verehrer der Kabbala) Jhr Freund aus allen vier Weltgegenden.

Mein Herr und Freund vom Orient, Jhr ergebenster Salomon Maimon.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="letter" n="3">
            <p><pb facs="#f0105" n="105"/><lb/>
und wodurch (gleich Gott, der sich,                         ihrem Vorgeben nach, bei Erschaffung der Welt eben dieses Mittels bedient                         haben soll) sie alles nach Belieben hervorzubringen im Stande sind. Jch                         glaube aber schwerlich, daß Gott selbst in der Qualita&#x0364;t als <hi rendition="#b">bloßer Mathematiker</hi> oder Kabbalist das kleinste                         Strohha&#x0364;lmchen ha&#x0364;tte hervorbringen ko&#x0364;nnen. Es wa&#x0364;re also eher zum Wohl unsrer                         Nation zu wu&#x0364;nschen, daß sie sich in der simplen okzidentalischen Weißheit                         iniitiren lassen sollte, ohne deswegen von ihrer Originalita&#x0364;t etwas vergeben                         zu du&#x0364;rfen.</p>
            <p>Gott das allervollkommenste Wesen, in dem wir uns durch <hi rendition="#b">verschiedene Formeln einer Approximation in Jnfinitum</hi> vereinigen, empfehle ich Sie mit Jhren edlen Freunden (<choice><corr>dem</corr><sic>den</sic></choice> Vertheidiger des Spinoza                         und dem Verehrer der Kabbala) Jhr Freund aus allen vier Weltgegenden.</p>
            <closer>
              <signed>Mein Herr und Freund vom Orient, <hi rendition="#c">Jhr</hi> <hi rendition="#right">ergebenster                          <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon,         Salomon</note>                             Salomon Maimon.                         </persName>                     </hi></signed>
              <dateline>Berlin, den 11ten Oct.                     1791</dateline>
            </closer><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0105] und wodurch (gleich Gott, der sich, ihrem Vorgeben nach, bei Erschaffung der Welt eben dieses Mittels bedient haben soll) sie alles nach Belieben hervorzubringen im Stande sind. Jch glaube aber schwerlich, daß Gott selbst in der Qualitaͤt als bloßer Mathematiker oder Kabbalist das kleinste Strohhaͤlmchen haͤtte hervorbringen koͤnnen. Es waͤre also eher zum Wohl unsrer Nation zu wuͤnschen, daß sie sich in der simplen okzidentalischen Weißheit iniitiren lassen sollte, ohne deswegen von ihrer Originalitaͤt etwas vergeben zu duͤrfen. Gott das allervollkommenste Wesen, in dem wir uns durch verschiedene Formeln einer Approximation in Jnfinitum vereinigen, empfehle ich Sie mit Jhren edlen Freunden (dem Vertheidiger des Spinoza und dem Verehrer der Kabbala) Jhr Freund aus allen vier Weltgegenden. Mein Herr und Freund vom Orient, Jhr ergebenster Salomon Maimon. Berlin, den 11ten Oct. 1791

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/105
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/105>, abgerufen am 22.12.2024.