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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

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zu entdecken -- das ist es, was wir erst Jmagination nennen."

Dieses stimmt auch aufs genaueste mit dem von mir festgesetzten Princip überein, daß nehmlich die moralische Vollkommenheit oder Seelengesundheit auf der Selbstthätigkeit der Seele beruhet, das heißt: auf dem Vermögen eine Reihe Jdeen zweckmäßig fortzusetzen, abzubrechen oder mit einer andern zu vertauschen. Die Thiere zeigen in ihren Handlungen, in Ansehung derjenigen Jdeenreihe, wozu sie vermöge eines besondern Jnstinkts geschickt sind, Witz und Vernunft; sie können aber diese Jdeenreihe nicht nach Willkür unterbrechen, und eine andre an ihre Stelle setzen. Da aber, wie ich hoffe, der Leser gewiß begierig seyn wird, diese wichtige Schrift ganz zu lesen; so mag dieses von mir Angeführte zur Probe genug seyn.

Salomon Maimon.




zu entdecken — das ist es, was wir erst Jmagination nennen.«

Dieses stimmt auch aufs genaueste mit dem von mir festgesetzten Princip uͤberein, daß nehmlich die moralische Vollkommenheit oder Seelengesundheit auf der Selbstthaͤtigkeit der Seele beruhet, das heißt: auf dem Vermoͤgen eine Reihe Jdeen zweckmaͤßig fortzusetzen, abzubrechen oder mit einer andern zu vertauschen. Die Thiere zeigen in ihren Handlungen, in Ansehung derjenigen Jdeenreihe, wozu sie vermoͤge eines besondern Jnstinkts geschickt sind, Witz und Vernunft; sie koͤnnen aber diese Jdeenreihe nicht nach Willkuͤr unterbrechen, und eine andre an ihre Stelle setzen. Da aber, wie ich hoffe, der Leser gewiß begierig seyn wird, diese wichtige Schrift ganz zu lesen; so mag dieses von mir Angefuͤhrte zur Probe genug seyn.

Salomon Maimon.



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[96/0098] zu entdecken — das ist es, was wir erst Jmagination nennen.« Dieses stimmt auch aufs genaueste mit dem von mir festgesetzten Princip uͤberein, daß nehmlich die moralische Vollkommenheit oder Seelengesundheit auf der Selbstthaͤtigkeit der Seele beruhet, das heißt: auf dem Vermoͤgen eine Reihe Jdeen zweckmaͤßig fortzusetzen, abzubrechen oder mit einer andern zu vertauschen. Die Thiere zeigen in ihren Handlungen, in Ansehung derjenigen Jdeenreihe, wozu sie vermoͤge eines besondern Jnstinkts geschickt sind, Witz und Vernunft; sie koͤnnen aber diese Jdeenreihe nicht nach Willkuͤr unterbrechen, und eine andre an ihre Stelle setzen. Da aber, wie ich hoffe, der Leser gewiß begierig seyn wird, diese wichtige Schrift ganz zu lesen; so mag dieses von mir Angefuͤhrte zur Probe genug seyn. Salomon Maimon.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/98>, abgerufen am 28.04.2024.