Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.
Mit dieser ersten Sorte brachte er aber längere Zeit als mit der letzten zu. Hier nahm er verschiedene Gemälde und Bilder, und die Patienten mußten von einem zum andern mit Geschwindigkeit fortschreiten, und ihre Namen oder Geschichte davon auch auswendig beschreiben lernen. Selten verfehlte er seines Zwecks, diese Patienten wurden gesund. Allein, sollten denn keine Arzeneien oder andre Mittel vorhanden seyn, solche Unglückliche oder auch boshafte Menschen damit zu kuriren, z.B. manche vom moralischen Todtschlage damit abzuhalten? Leipzig, im December 1789.
Mit dieser ersten Sorte brachte er aber laͤngere Zeit als mit der letzten zu. Hier nahm er verschiedene Gemaͤlde und Bilder, und die Patienten mußten von einem zum andern mit Geschwindigkeit fortschreiten, und ihre Namen oder Geschichte davon auch auswendig beschreiben lernen. Selten verfehlte er seines Zwecks, diese Patienten wurden gesund. Allein, sollten denn keine Arzeneien oder andre Mittel vorhanden seyn, solche Ungluͤckliche oder auch boshafte Menschen damit zu kuriren, z.B. manche vom moralischen Todtschlage damit abzuhalten? Leipzig, im December 1789. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0036" n="36"/><lb/> schrie dazu unmenschlich, und das trieb er so lange, bis endlich die Einbildungskraft des Patienten wieder zu reproduciren anfieng, und die Patienten auswendig eine Beschreibung davon machen lernten. Naͤrrisch daruͤber werden — sagte er — koͤnnen sie nicht. </p> <p>Mit dieser ersten Sorte brachte er aber laͤngere Zeit als mit der letzten zu. Hier nahm er verschiedene Gemaͤlde und Bilder, und die Patienten mußten von einem zum andern mit Geschwindigkeit fortschreiten, und ihre Namen oder Geschichte davon auch auswendig beschreiben lernen. </p> <p>Selten verfehlte er seines Zwecks, diese Patienten wurden gesund. Allein, sollten denn keine Arzeneien oder andre Mittel vorhanden seyn, solche Ungluͤckliche oder auch boshafte Menschen damit zu kuriren, z.B. manche vom moralischen Todtschlage damit abzuhalten?</p> <p>Leipzig, im December 1789.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref23"><note type="editorial">Heinicke, Samuel</note>Samuel Heinike.</persName> </hi> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0036]
schrie dazu unmenschlich, und das trieb er so lange, bis endlich die Einbildungskraft des Patienten wieder zu reproduciren anfieng, und die Patienten auswendig eine Beschreibung davon machen lernten. Naͤrrisch daruͤber werden — sagte er — koͤnnen sie nicht.
Mit dieser ersten Sorte brachte er aber laͤngere Zeit als mit der letzten zu. Hier nahm er verschiedene Gemaͤlde und Bilder, und die Patienten mußten von einem zum andern mit Geschwindigkeit fortschreiten, und ihre Namen oder Geschichte davon auch auswendig beschreiben lernen.
Selten verfehlte er seines Zwecks, diese Patienten wurden gesund. Allein, sollten denn keine Arzeneien oder andre Mittel vorhanden seyn, solche Ungluͤckliche oder auch boshafte Menschen damit zu kuriren, z.B. manche vom moralischen Todtschlage damit abzuhalten?
Leipzig, im December 1789.
Samuel Heinike.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/36>, abgerufen am 27.07.2024. |