Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.
Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdrückter Geist alle sein Freiheitsgefühl noch einmal ausgehaucht hätte, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den Gedanken. Ganz entzückt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft eines so vorzüglichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der Bürger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fühlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen . Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch geäußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit wöchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie möglich anzuschließen wünschte.
Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdruͤckter Geist alle sein Freiheitsgefuͤhl noch einmal ausgehaucht haͤtte, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den Gedanken. Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft eines so vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der Buͤrger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fuͤhlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen . Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch geaͤußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit woͤchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie moͤglich anzuschließen wuͤnschte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0013" n="13"/><lb/> ihm, auf die freigewordenen Amerikaner, welches wohl verdient haͤtte, in einer Sammlung von den vorzuͤglichsten Poesien der Deutschen zu stehen, und nun in einem Blatte sich verlohr, das in den Bierhaͤusern von Erfurt feil geboten wurde. </p> <p>Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdruͤckter Geist alle sein Freiheitsgefuͤhl noch einmal ausgehaucht <choice><corr>haͤtte</corr><sic>hatte</sic></choice>, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den Gedanken. </p> <p>Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft eines so vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der Buͤrger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fuͤhlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen <choice><reg/><sic>hattte</sic></choice>.</p> <p>Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch geaͤußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit woͤchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie moͤglich anzuschließen wuͤnschte. </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0013]
ihm, auf die freigewordenen Amerikaner, welches wohl verdient haͤtte, in einer Sammlung von den vorzuͤglichsten Poesien der Deutschen zu stehen, und nun in einem Blatte sich verlohr, das in den Bierhaͤusern von Erfurt feil geboten wurde.
Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdruͤckter Geist alle sein Freiheitsgefuͤhl noch einmal ausgehaucht haͤtte, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den Gedanken.
Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft eines so vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der Buͤrger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fuͤhlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen .
Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch geaͤußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit woͤchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie moͤglich anzuschließen wuͤnschte.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/13>, abgerufen am 27.07.2024. |