Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.
Da dieser Mann nun aber um in den Wegen des Jnnern nicht aufgehalten und zerstreuet zu werden, natürlicher Weise seine Gedanken auch von der Betreibung seines Berufs und seiner Haushaltung wandte, auch sich nicht um die Erhaltung des Friedens in der Ehe bekümmerte, und seine Frau in seinen Jnnern nicht fand, was sie wünschte; indem hier auch die eheliche Liebe keinen Platz behalten durfte; daß sie daher mißvergnügt mit seinen Jnnern werden mußte; da er über dieses, ob es gleich ihm sein geistlicher Führer widerrieth, seinen etwas unruhigen Beruf mit einem dem Anschein nach geruhigern, aber dafür mit einem weit unbeträchtlichern Einkommen verknüpften, vertauschte ; so mußte auch natürlicher Weise sein Aeusseres einer immer größern Unterstützung bedürfen, und auch der Friede in der Ehe gar sehr leiden, wodurch denn der Haushalt noch zerrütteter wurde. Da er sich in solchen Umständen nun öfters demüthigen mußte, und aus Menschengefälligkeit auch wohl zuweilen einen kleinen Fehler begieng, so glaubte er nicht anders, als daß dieß alles geistliche Prüfungen wären, wodurch sein geistlicher
Da dieser Mann nun aber um in den Wegen des Jnnern nicht aufgehalten und zerstreuet zu werden, natuͤrlicher Weise seine Gedanken auch von der Betreibung seines Berufs und seiner Haushaltung wandte, auch sich nicht um die Erhaltung des Friedens in der Ehe bekuͤmmerte, und seine Frau in seinen Jnnern nicht fand, was sie wuͤnschte; indem hier auch die eheliche Liebe keinen Platz behalten durfte; daß sie daher mißvergnuͤgt mit seinen Jnnern werden mußte; da er uͤber dieses, ob es gleich ihm sein geistlicher Fuͤhrer widerrieth, seinen etwas unruhigen Beruf mit einem dem Anschein nach geruhigern, aber dafuͤr mit einem weit unbetraͤchtlichern Einkommen verknuͤpften, vertauschte ; so mußte auch natuͤrlicher Weise sein Aeusseres einer immer groͤßern Unterstuͤtzung beduͤrfen, und auch der Friede in der Ehe gar sehr leiden, wodurch denn der Haushalt noch zerruͤtteter wurde. Da er sich in solchen Umstaͤnden nun oͤfters demuͤthigen mußte, und aus Menschengefaͤlligkeit auch wohl zuweilen einen kleinen Fehler begieng, so glaubte er nicht anders, als daß dieß alles geistliche Pruͤfungen waͤren, wodurch sein geistlicher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0117" n="115"/><lb/> es noch sehr weit im Jnnern bringen werde; wobei er ihn denn auch in Ansehung seines Aeußerlichen auf allerhand Art zu unterstuͤtzen suchte; indem er verschiedenen wohlbemittelten frommen Leuten seine Fuͤrbitte rekommandirte.</p> <p>Da dieser Mann nun aber um in den Wegen des Jnnern nicht aufgehalten und zerstreuet zu werden, natuͤrlicher Weise seine Gedanken auch von der Betreibung seines Berufs und seiner Haushaltung wandte, auch sich nicht um die Erhaltung des Friedens in der Ehe bekuͤmmerte, und seine Frau in seinen Jnnern nicht fand, was sie wuͤnschte; indem hier auch die eheliche Liebe keinen Platz behalten durfte; daß sie daher mißvergnuͤgt mit seinen Jnnern werden mußte; da er uͤber dieses, ob es gleich ihm sein geistlicher Fuͤhrer widerrieth, seinen etwas unruhigen Beruf mit einem dem Anschein nach geruhigern, aber dafuͤr mit einem weit unbetraͤchtlichern Einkommen verknuͤpften, vertauschte ; so mußte auch natuͤrlicher Weise sein Aeusseres einer immer groͤßern Unterstuͤtzung beduͤrfen, und auch der Friede in der Ehe gar sehr leiden, wodurch denn der Haushalt noch zerruͤtteter wurde.</p> <p>Da er sich in solchen Umstaͤnden nun oͤfters demuͤthigen mußte, und aus Menschengefaͤlligkeit auch wohl zuweilen einen kleinen Fehler begieng, so glaubte er nicht anders, als daß dieß alles geistliche Pruͤfungen waͤren, wodurch sein geistlicher<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0117]
es noch sehr weit im Jnnern bringen werde; wobei er ihn denn auch in Ansehung seines Aeußerlichen auf allerhand Art zu unterstuͤtzen suchte; indem er verschiedenen wohlbemittelten frommen Leuten seine Fuͤrbitte rekommandirte.
Da dieser Mann nun aber um in den Wegen des Jnnern nicht aufgehalten und zerstreuet zu werden, natuͤrlicher Weise seine Gedanken auch von der Betreibung seines Berufs und seiner Haushaltung wandte, auch sich nicht um die Erhaltung des Friedens in der Ehe bekuͤmmerte, und seine Frau in seinen Jnnern nicht fand, was sie wuͤnschte; indem hier auch die eheliche Liebe keinen Platz behalten durfte; daß sie daher mißvergnuͤgt mit seinen Jnnern werden mußte; da er uͤber dieses, ob es gleich ihm sein geistlicher Fuͤhrer widerrieth, seinen etwas unruhigen Beruf mit einem dem Anschein nach geruhigern, aber dafuͤr mit einem weit unbetraͤchtlichern Einkommen verknuͤpften, vertauschte ; so mußte auch natuͤrlicher Weise sein Aeusseres einer immer groͤßern Unterstuͤtzung beduͤrfen, und auch der Friede in der Ehe gar sehr leiden, wodurch denn der Haushalt noch zerruͤtteter wurde.
Da er sich in solchen Umstaͤnden nun oͤfters demuͤthigen mußte, und aus Menschengefaͤlligkeit auch wohl zuweilen einen kleinen Fehler begieng, so glaubte er nicht anders, als daß dieß alles geistliche Pruͤfungen waͤren, wodurch sein geistlicher
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/117>, abgerufen am 16.02.2025. |