Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.6. Einige Beispiele von Geistes- oder Gedächtnißabwesenheit. Ein Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde vom Herrn van Goens. 1. Jn meiner Jugend übertrug man einem ziemlich einfältigen Menschen einen Dienst, bei welchem alle Verrichtungen darin bestanden, seinen Namen zu unterzeichnen. Um uns eine Jdee davon zu machen, wie viel Arbeit er habe, erzählte er, daß er seinen Namen in einem Morgen so oft geschrieben, daß er ihn am Ende vergessen hätte. Man lachte ihm ins Gesicht, und jemehr er die Sache im Ernst behauptete, destomehr wurde er belacht. Jch glaube, daß man Unrecht hatte, und daß die Sache, obgleich außerordentlich, doch nicht unmöglich und sonderbarer war, als es diesem Manne selbst vorgekommen. 6. Einige Beispiele von Geistes- oder Gedaͤchtnißabwesenheit. Ein Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde vom Herrn van Goens. 1. Jn meiner Jugend uͤbertrug man einem ziemlich einfaͤltigen Menschen einen Dienst, bei welchem alle Verrichtungen darin bestanden, seinen Namen zu unterzeichnen. Um uns eine Jdee davon zu machen, wie viel Arbeit er habe, erzaͤhlte er, daß er seinen Namen in einem Morgen so oft geschrieben, daß er ihn am Ende vergessen haͤtte. Man lachte ihm ins Gesicht, und jemehr er die Sache im Ernst behauptete, destomehr wurde er belacht. Jch glaube, daß man Unrecht hatte, und daß die Sache, obgleich außerordentlich, doch nicht unmoͤglich und sonderbarer war, als es diesem Manne selbst vorgekommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0077" n="77"/><lb/><lb/> </div> <div n="3"> <head>6. Einige Beispiele von Geistes- oder Gedaͤchtnißabwesenheit.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref7"><note type="editorial"/>Goens<, Rijklof Michael> van</persName> </bibl> </note> <div n="4"> <head>Ein Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde vom Herrn <persName ref="#ref7"><note type="editorial">Goens, Rijklof Michael van</note>van Goens.</persName> </head><lb/> <div n="5"> <head>1.</head><lb/> <p>Jn meiner Jugend uͤbertrug man einem ziemlich einfaͤltigen Menschen einen Dienst, bei welchem alle Verrichtungen darin bestanden, seinen Namen zu unterzeichnen.</p> <p>Um uns eine Jdee davon zu machen, wie viel Arbeit er habe, erzaͤhlte er, daß er seinen Namen in einem Morgen so oft geschrieben, <hi rendition="#b">daß er ihn am Ende vergessen haͤtte.</hi> </p> <p>Man lachte ihm ins Gesicht, und jemehr er die Sache im Ernst behauptete, destomehr wurde er belacht.</p> <p>Jch glaube, daß man Unrecht hatte, und daß die Sache, obgleich außerordentlich, doch nicht unmoͤglich und sonderbarer war, als es diesem Manne selbst vorgekommen.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0077]
6. Einige Beispiele von Geistes- oder Gedaͤchtnißabwesenheit.
Ein Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde vom Herrn van Goens.
1.
Jn meiner Jugend uͤbertrug man einem ziemlich einfaͤltigen Menschen einen Dienst, bei welchem alle Verrichtungen darin bestanden, seinen Namen zu unterzeichnen.
Um uns eine Jdee davon zu machen, wie viel Arbeit er habe, erzaͤhlte er, daß er seinen Namen in einem Morgen so oft geschrieben, daß er ihn am Ende vergessen haͤtte.
Man lachte ihm ins Gesicht, und jemehr er die Sache im Ernst behauptete, destomehr wurde er belacht.
Jch glaube, daß man Unrecht hatte, und daß die Sache, obgleich außerordentlich, doch nicht unmoͤglich und sonderbarer war, als es diesem Manne selbst vorgekommen.
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