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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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2. Rau, ein Vatermörder.

Ein Wort zu seiner Zeit scheint mir die Geschichte des unglücklichen Rau zu seyn. Man fängt an, so unzufrieden mit den natürlichen Kräften zu werden, und der Hang, an das Uebernatürliche zu glauben, greift so gewaltig zum empfindlichen Schaden aller wahren Untersuchung um sich, daß es nicht anders als heilsam seyn muß, in Beispielen zu zeigen, wohin endlich das Verachten der kalten Vernunft und das Nachhängen des Glaubens an geheime Wunderkräfte und deren Einwürkungen, uns führen müssen.

Das, was ich erzähle, ist theils aus Akten gezogen, theils von engen Bekannten des unglücklichen Mannes mir mitgetheilt worden; auch habe ich ihn selbst gekannt.

Rau war 1748. zu Coburg geboren, und studirte zu Leipzig Theologie. Sein vorzüglichster Lehrer auf dieser Akademie war Crusius.

Die Philosophie dieses Mannes wurde nicht nur die seinige, sondern von ihm nahm er auch den eignen Blick und die eigne Manier, die Bibel zu erklären, an. Unter den biblischen Büchern wurde bald die Offenbarung Johannis seine Lieblings-


2. Rau, ein Vatermoͤrder.

Ein Wort zu seiner Zeit scheint mir die Geschichte des ungluͤcklichen Rau zu seyn. Man faͤngt an, so unzufrieden mit den natuͤrlichen Kraͤften zu werden, und der Hang, an das Uebernatuͤrliche zu glauben, greift so gewaltig zum empfindlichen Schaden aller wahren Untersuchung um sich, daß es nicht anders als heilsam seyn muß, in Beispielen zu zeigen, wohin endlich das Verachten der kalten Vernunft und das Nachhaͤngen des Glaubens an geheime Wunderkraͤfte und deren Einwuͤrkungen, uns fuͤhren muͤssen.

Das, was ich erzaͤhle, ist theils aus Akten gezogen, theils von engen Bekannten des ungluͤcklichen Mannes mir mitgetheilt worden; auch habe ich ihn selbst gekannt.

Rau war 1748. zu Coburg geboren, und studirte zu Leipzig Theologie. Sein vorzuͤglichster Lehrer auf dieser Akademie war Crusius.

Die Philosophie dieses Mannes wurde nicht nur die seinige, sondern von ihm nahm er auch den eignen Blick und die eigne Manier, die Bibel zu erklaͤren, an. Unter den biblischen Buͤchern wurde bald die Offenbarung Johannis seine Lieblings-

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[17/0017] 2. Rau, ein Vatermoͤrder. Ein Wort zu seiner Zeit scheint mir die Geschichte des ungluͤcklichen Rau zu seyn. Man faͤngt an, so unzufrieden mit den natuͤrlichen Kraͤften zu werden, und der Hang, an das Uebernatuͤrliche zu glauben, greift so gewaltig zum empfindlichen Schaden aller wahren Untersuchung um sich, daß es nicht anders als heilsam seyn muß, in Beispielen zu zeigen, wohin endlich das Verachten der kalten Vernunft und das Nachhaͤngen des Glaubens an geheime Wunderkraͤfte und deren Einwuͤrkungen, uns fuͤhren muͤssen. Das, was ich erzaͤhle, ist theils aus Akten gezogen, theils von engen Bekannten des ungluͤcklichen Mannes mir mitgetheilt worden; auch habe ich ihn selbst gekannt. Rau war 1748. zu Coburg geboren, und studirte zu Leipzig Theologie. Sein vorzuͤglichster Lehrer auf dieser Akademie war Crusius. Die Philosophie dieses Mannes wurde nicht nur die seinige, sondern von ihm nahm er auch den eignen Blick und die eigne Manier, die Bibel zu erklaͤren, an. Unter den biblischen Buͤchern wurde bald die Offenbarung Johannis seine Lieblings-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/17>, abgerufen am 22.11.2024.