Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
Ruhig -- ja vergnügt über seine Grausamkeit -- als hätte er eben ein edles Werk der Wohlthätigkeit ausgeübt -- verläßt der Mörder das Haus -- und wäscht den blutigen Knittel, das blutige Messer im Schnee ab. Kommt ohne alle Gewissensangst nach Hause --schläft ruhig -- und versichert, daß er noch bis gegen Mittag des andern Tages -- nach gesättigter Rache gutes Muths gewesen.
Ruhig — ja vergnuͤgt uͤber seine Grausamkeit — als haͤtte er eben ein edles Werk der Wohlthaͤtigkeit ausgeuͤbt — verlaͤßt der Moͤrder das Haus — und waͤscht den blutigen Knittel, das blutige Messer im Schnee ab. Kommt ohne alle Gewissensangst nach Hause —schlaͤft ruhig — und versichert, daß er noch bis gegen Mittag des andern Tages — nach gesaͤttigter Rache gutes Muths gewesen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0073" n="71"/><lb/> wegzunehmen, verbunden mit Rachsucht, in der Seele des sonst <hi rendition="#b">gutdenkenden Simmen</hi> der Ausschlag seiner entsetzlichen That. Man muß bei solchen Entschluͤssen der Menschen vorzuͤglich auf die <hi rendition="#b">letzten Motife</hi> Acht geben; alle vorhergehenden wirken nur gemeiniglich entfernt, die letztern bringen erst die That zur Reife; und in diesem Moment bemerken wir oft die sonderbarsten Erscheinungen der menschlichen Seele. Die Frau des Schwagers wird nicht aus Haß — sondern gleichsam par compagnie ermordet, sie wuͤrde ihm im Wege gestanden haben, den Hauptmord zu begehen. Der Moͤrder ist noch mitleidig, er schneidet ihr ruhig mit einem Messer die Kehle ab, damit sie nur von ihrer Qual kommt; eben so ruhig erschlaͤgt er seinen Schwager — den vornehmsten Gegenstand seines Mordentschlußes — und zugleich sinkt auch ein vierjaͤhriges Maͤdchen unter den moͤrderischen Schlaͤgen, — durch ein <hi rendition="#b">Ohngefaͤhr,</hi> wie der Moͤrder betheuerte.</p> <p><hi rendition="#b">Ruhig</hi> — ja <hi rendition="#b">vergnuͤgt</hi> uͤber seine Grausamkeit — als haͤtte er eben ein edles Werk der Wohlthaͤtigkeit ausgeuͤbt — verlaͤßt der Moͤrder das Haus — und waͤscht den blutigen Knittel, das blutige Messer im Schnee ab. Kommt ohne alle Gewissensangst nach Hause —schlaͤft <hi rendition="#b">ruhig</hi> — und versichert, daß er noch bis gegen Mittag des andern Tages — nach <hi rendition="#b">gesaͤttigter</hi> Rache gutes Muths gewesen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0073]
wegzunehmen, verbunden mit Rachsucht, in der Seele des sonst gutdenkenden Simmen der Ausschlag seiner entsetzlichen That. Man muß bei solchen Entschluͤssen der Menschen vorzuͤglich auf die letzten Motife Acht geben; alle vorhergehenden wirken nur gemeiniglich entfernt, die letztern bringen erst die That zur Reife; und in diesem Moment bemerken wir oft die sonderbarsten Erscheinungen der menschlichen Seele. Die Frau des Schwagers wird nicht aus Haß — sondern gleichsam par compagnie ermordet, sie wuͤrde ihm im Wege gestanden haben, den Hauptmord zu begehen. Der Moͤrder ist noch mitleidig, er schneidet ihr ruhig mit einem Messer die Kehle ab, damit sie nur von ihrer Qual kommt; eben so ruhig erschlaͤgt er seinen Schwager — den vornehmsten Gegenstand seines Mordentschlußes — und zugleich sinkt auch ein vierjaͤhriges Maͤdchen unter den moͤrderischen Schlaͤgen, — durch ein Ohngefaͤhr, wie der Moͤrder betheuerte.
Ruhig — ja vergnuͤgt uͤber seine Grausamkeit — als haͤtte er eben ein edles Werk der Wohlthaͤtigkeit ausgeuͤbt — verlaͤßt der Moͤrder das Haus — und waͤscht den blutigen Knittel, das blutige Messer im Schnee ab. Kommt ohne alle Gewissensangst nach Hause —schlaͤft ruhig — und versichert, daß er noch bis gegen Mittag des andern Tages — nach gesaͤttigter Rache gutes Muths gewesen.
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