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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

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"Er hat allen, die zu ihm kamen, ihn auf christliche Betrachtungen zu führen, nicht nur Bescheidenheit, Aufmerksamkeit und Geduld, sondern auch Ehrerbietung, auch Dankbarkeit bewiesen, und sich mehrmals ihren ferneren Zuspruch ausgebeten; insgemein las er auch, was er von dem wieder nachlesen konnte, was vorgekommen war, z.E. Gesänge, mit eigener Ueberlegung, wieder nach. Sein Beichtvater versicherte mich, daß er mehr Erkenntniß der christlichen Religion, und mehr Bekanntschaft mit unsern christlichen Andachtsbüchern, bei ihm gefunden habe, als er ihm zugetraut hätte: er hat aber auch, nachdem er ein Landmann geworden war, die öffentlichen Andachten ordentlich abgewartet, und vielleicht, als Vater, manches wieder durch seine Kinder gelernt. So werde ich auch absonderlich versichert, daß er sich geäußert: er habe Gott niemals vergessen, und niemals gänzlich das Gebet verabsäumet, aber freilich wohl meistens ohne Ueberlegung und Andacht gebetet, er fühle es nun wohl, daß sein Herz von der rechten Liebe Gottes leer, und er besonders zu stolz gewesen sey, bei der Verschlimmerung seiner Umstände, Gottes Regierung zu erkennen, und sich unter dessen Hand zu demüthigen; daß er sich überhaupt mehr nach Menschen, als nach Gott bequemt und geschmiegt habe, daß es ihn jetzt besonders kränke, seinem Schwager zu einer Zeit das Leben genommen zu haben, da er Ursach hätte, seiner guten Bereitschaft wegen


»Er hat allen, die zu ihm kamen, ihn auf christliche Betrachtungen zu fuͤhren, nicht nur Bescheidenheit, Aufmerksamkeit und Geduld, sondern auch Ehrerbietung, auch Dankbarkeit bewiesen, und sich mehrmals ihren ferneren Zuspruch ausgebeten; insgemein las er auch, was er von dem wieder nachlesen konnte, was vorgekommen war, z.E. Gesaͤnge, mit eigener Ueberlegung, wieder nach. Sein Beichtvater versicherte mich, daß er mehr Erkenntniß der christlichen Religion, und mehr Bekanntschaft mit unsern christlichen Andachtsbuͤchern, bei ihm gefunden habe, als er ihm zugetraut haͤtte: er hat aber auch, nachdem er ein Landmann geworden war, die oͤffentlichen Andachten ordentlich abgewartet, und vielleicht, als Vater, manches wieder durch seine Kinder gelernt. So werde ich auch absonderlich versichert, daß er sich geaͤußert: er habe Gott niemals vergessen, und niemals gaͤnzlich das Gebet verabsaͤumet, aber freilich wohl meistens ohne Ueberlegung und Andacht gebetet, er fuͤhle es nun wohl, daß sein Herz von der rechten Liebe Gottes leer, und er besonders zu stolz gewesen sey, bei der Verschlimmerung seiner Umstaͤnde, Gottes Regierung zu erkennen, und sich unter dessen Hand zu demuͤthigen; daß er sich uͤberhaupt mehr nach Menschen, als nach Gott bequemt und geschmiegt habe, daß es ihn jetzt besonders kraͤnke, seinem Schwager zu einer Zeit das Leben genommen zu haben, da er Ursach haͤtte, seiner guten Bereitschaft wegen

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[60/0062] »Er hat allen, die zu ihm kamen, ihn auf christliche Betrachtungen zu fuͤhren, nicht nur Bescheidenheit, Aufmerksamkeit und Geduld, sondern auch Ehrerbietung, auch Dankbarkeit bewiesen, und sich mehrmals ihren ferneren Zuspruch ausgebeten; insgemein las er auch, was er von dem wieder nachlesen konnte, was vorgekommen war, z.E. Gesaͤnge, mit eigener Ueberlegung, wieder nach. Sein Beichtvater versicherte mich, daß er mehr Erkenntniß der christlichen Religion, und mehr Bekanntschaft mit unsern christlichen Andachtsbuͤchern, bei ihm gefunden habe, als er ihm zugetraut haͤtte: er hat aber auch, nachdem er ein Landmann geworden war, die oͤffentlichen Andachten ordentlich abgewartet, und vielleicht, als Vater, manches wieder durch seine Kinder gelernt. So werde ich auch absonderlich versichert, daß er sich geaͤußert: er habe Gott niemals vergessen, und niemals gaͤnzlich das Gebet verabsaͤumet, aber freilich wohl meistens ohne Ueberlegung und Andacht gebetet, er fuͤhle es nun wohl, daß sein Herz von der rechten Liebe Gottes leer, und er besonders zu stolz gewesen sey, bei der Verschlimmerung seiner Umstaͤnde, Gottes Regierung zu erkennen, und sich unter dessen Hand zu demuͤthigen; daß er sich uͤberhaupt mehr nach Menschen, als nach Gott bequemt und geschmiegt habe, daß es ihn jetzt besonders kraͤnke, seinem Schwager zu einer Zeit das Leben genommen zu haben, da er Ursach haͤtte, seiner guten Bereitschaft wegen

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/62>, abgerufen am 28.11.2024.