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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

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seine Seele zu würken und ihn davon abzuhalten." (Wozu wohl vorzüglich seine unten geschilderte große Furcht vor dem Tode kam.) "So oft er nun seit der Zeit einen Menschen etwas thun sah, was nach seinen Gedanken unrecht und böse war, so warnte er ihn nicht nur, sondern kündigte ihm auch gleich seine Strafe an, daß nehmlich ein Blitz des Allmächtigen seine Scheitel dafür zerschmettern würde, welchen Blitz er durch eine schlangenähnliche Bewegung mit der Hand von oben herab auf den Kopf des Sünders leitete. Eine gleiche Strafe drohete er auch allen seinen Beleidigern, und besonders seiner Muhme, die ihn oft grausam behandelte, und ihm nichts zu essen gab."

So viel Mühe sich übrigens der Herr Verfasser gegeben hat, dem Taubstummen Religionsbegriffe, besonders von der Erlösung durch Christum, von seinem Tod und Auferstehn, seiner Himmelfahrt u.s.w. beizubringen, so zweifle ich doch sehr, daß er diese Begriffe, wobei alle Anschaulichmachung und Versinnlichung ohne mündlichen Unterricht nicht viel fruchten kann, richtig gefaßt haben sollte. Einmal sind alle diese Vorstellungen an sich schon so dunkel, daß sie mir ohne einen wörtlichen Unterricht für keinen menschlichen Verstand erreichbar genug scheinen; zweitens liegen sie, als Facta betrachtet, so sehr außer dem Bezirk aller sinnlichen Begriffe, daß der menschliche Verstand ohne jenen vorhergegangenen mündlichen Unterricht


seine Seele zu wuͤrken und ihn davon abzuhalten.« (Wozu wohl vorzuͤglich seine unten geschilderte große Furcht vor dem Tode kam.) »So oft er nun seit der Zeit einen Menschen etwas thun sah, was nach seinen Gedanken unrecht und boͤse war, so warnte er ihn nicht nur, sondern kuͤndigte ihm auch gleich seine Strafe an, daß nehmlich ein Blitz des Allmaͤchtigen seine Scheitel dafuͤr zerschmettern wuͤrde, welchen Blitz er durch eine schlangenaͤhnliche Bewegung mit der Hand von oben herab auf den Kopf des Suͤnders leitete. Eine gleiche Strafe drohete er auch allen seinen Beleidigern, und besonders seiner Muhme, die ihn oft grausam behandelte, und ihm nichts zu essen gab.«

So viel Muͤhe sich uͤbrigens der Herr Verfasser gegeben hat, dem Taubstummen Religionsbegriffe, besonders von der Erloͤsung durch Christum, von seinem Tod und Auferstehn, seiner Himmelfahrt u.s.w. beizubringen, so zweifle ich doch sehr, daß er diese Begriffe, wobei alle Anschaulichmachung und Versinnlichung ohne muͤndlichen Unterricht nicht viel fruchten kann, richtig gefaßt haben sollte. Einmal sind alle diese Vorstellungen an sich schon so dunkel, daß sie mir ohne einen woͤrtlichen Unterricht fuͤr keinen menschlichen Verstand erreichbar genug scheinen; zweitens liegen sie, als Facta betrachtet, so sehr außer dem Bezirk aller sinnlichen Begriffe, daß der menschliche Verstand ohne jenen vorhergegangenen muͤndlichen Unterricht

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[4/0006] seine Seele zu wuͤrken und ihn davon abzuhalten.« (Wozu wohl vorzuͤglich seine unten geschilderte große Furcht vor dem Tode kam.) »So oft er nun seit der Zeit einen Menschen etwas thun sah, was nach seinen Gedanken unrecht und boͤse war, so warnte er ihn nicht nur, sondern kuͤndigte ihm auch gleich seine Strafe an, daß nehmlich ein Blitz des Allmaͤchtigen seine Scheitel dafuͤr zerschmettern wuͤrde, welchen Blitz er durch eine schlangenaͤhnliche Bewegung mit der Hand von oben herab auf den Kopf des Suͤnders leitete. Eine gleiche Strafe drohete er auch allen seinen Beleidigern, und besonders seiner Muhme, die ihn oft grausam behandelte, und ihm nichts zu essen gab.« So viel Muͤhe sich uͤbrigens der Herr Verfasser gegeben hat, dem Taubstummen Religionsbegriffe, besonders von der Erloͤsung durch Christum, von seinem Tod und Auferstehn, seiner Himmelfahrt u.s.w. beizubringen, so zweifle ich doch sehr, daß er diese Begriffe, wobei alle Anschaulichmachung und Versinnlichung ohne muͤndlichen Unterricht nicht viel fruchten kann, richtig gefaßt haben sollte. Einmal sind alle diese Vorstellungen an sich schon so dunkel, daß sie mir ohne einen woͤrtlichen Unterricht fuͤr keinen menschlichen Verstand erreichbar genug scheinen; zweitens liegen sie, als Facta betrachtet, so sehr außer dem Bezirk aller sinnlichen Begriffe, daß der menschliche Verstand ohne jenen vorhergegangenen muͤndlichen Unterricht

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/6>, abgerufen am 25.11.2024.