Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0020" n="18"/><lb/> sation ein gewisses Leere ausfuͤllen moͤchte; oder weil sie die Seele in einem ihr jetzt eben behaglichen Zustande des Vergnuͤgens, des Schmerzens, oder des Denkens uͤberhaupt befestigen. <hi rendition="#aq">b)</hi> Eine in dem Augenblick der einwirkenden Empfindung erweckte <hi rendition="#b">Aufmerksamkeit,</hi> entweder auf der Totalempfindung oder auch nur auf einzelne Theile derselben, vermoͤge welcher sie das Ganze augenblicklich wieder in sich zuruͤckrufen kann; — und diese Aufmerksamkeit kann theils durch eine Geneigtheit der Seele zu gewissen <hi rendition="#b">neuen</hi> Empfindungen erhalten werden; theils auch durch ein <hi rendition="#b">negatives</hi> Streben die Empfindung nicht zu behalten, oder durch eine <hi rendition="#b">Abgeneigtheit</hi> sie sich an andre Vorstellungen anschließen zu lassen. <hi rendition="#aq">c)</hi> Ueberhaupt aber muß die im Augenblick der Empfindung erregte Aufmerksamkeit durch den <hi rendition="#b">Contrast der Lebhaftigkeit</hi> unterhalten werden; oder um mich anders auszudruͤcken, die Seele muß in sich nicht bloß ein <hi rendition="#b">momentanes,</hi> sondern anhaltendes Gefuͤhl bekommen, daß die neue Empfindung viel staͤrker, viel auffallender und frappanter ist, als die andern Empfindungen, die sie zu gleicher Zeit erhielt, oder die sich schon in die Seele gelagert hatten; oder sie muß sich die Verhaͤltnisse wenigstens einigermaßen deutlich vorstellen, in welchen die neue Sensation mit andern gleichartigen schon vorhandenen steht. <hi rendition="#aq">d)</hi> Endlich muß vornehmlich mit allen diesen zur Dauer einer Empfindung erforderlichen Umstaͤnden der jedesmalige<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0020]
sation ein gewisses Leere ausfuͤllen moͤchte; oder weil sie die Seele in einem ihr jetzt eben behaglichen Zustande des Vergnuͤgens, des Schmerzens, oder des Denkens uͤberhaupt befestigen. b) Eine in dem Augenblick der einwirkenden Empfindung erweckte Aufmerksamkeit, entweder auf der Totalempfindung oder auch nur auf einzelne Theile derselben, vermoͤge welcher sie das Ganze augenblicklich wieder in sich zuruͤckrufen kann; — und diese Aufmerksamkeit kann theils durch eine Geneigtheit der Seele zu gewissen neuen Empfindungen erhalten werden; theils auch durch ein negatives Streben die Empfindung nicht zu behalten, oder durch eine Abgeneigtheit sie sich an andre Vorstellungen anschließen zu lassen. c) Ueberhaupt aber muß die im Augenblick der Empfindung erregte Aufmerksamkeit durch den Contrast der Lebhaftigkeit unterhalten werden; oder um mich anders auszudruͤcken, die Seele muß in sich nicht bloß ein momentanes, sondern anhaltendes Gefuͤhl bekommen, daß die neue Empfindung viel staͤrker, viel auffallender und frappanter ist, als die andern Empfindungen, die sie zu gleicher Zeit erhielt, oder die sich schon in die Seele gelagert hatten; oder sie muß sich die Verhaͤltnisse wenigstens einigermaßen deutlich vorstellen, in welchen die neue Sensation mit andern gleichartigen schon vorhandenen steht. d) Endlich muß vornehmlich mit allen diesen zur Dauer einer Empfindung erforderlichen Umstaͤnden der jedesmalige
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