Morgen ein heftig Gewitter gewesen; welche sich daneben auch sehr über ihn verwundert hätten, daß er nicht gar ersoffen wäre, weil das Regenwasser doch eine geraume Zeit müßte über ihn hingegangen seyn, und er solches nicht gefühlet, noch das starke Donnern gehöret hätte. Noch wunderbarer kam es heraus, als mir eben dieser Goldschmidt erzählte, es sey ein gewisser unbewohnter Thurm zu Hamburg, in welchen oft in Jahr und Tag kein Mensch käme, und also stets die Thüre des Thurms verschlossen bliebe. Er hätte aber einstmals in Acht genommen, daß im Sommer die Mauerschwalben oben in dieses Thurms Mauer heckten. Welches Schwalbennest nicht gar weit von einem Loche, das oben im Thurme, wie eine offene Thür herausgehe, sey. Da hätte er manchmal gedacht, wenn er nur zu diesen Schwalbennest kommen und solches ausnehmen könnte. Hierauf hätte es sich begeben, daß an einem nicht weit von diesem Thurm stehenden Gebäude wäre gearbeitet worden, an welchem des Tages sowohl, als des Nachts, große Leitern zum Bau gelegen wären. Einstmals wäre er auf vorhererzählte Weise aus seinem Bette vermißt worden, da doch seine Kleider zugegen gewesen, und Niemand hätte ihn zu suchen gewußt. Es hätte aber eine von jetztgedachten großen Leitern desselben Morgens früh an mehr erwähnten Thurm gelegen, als ob jemand hätte darauf in den Thurm steigen, und hätte es, weil sie bis auf die sechs
Morgen ein heftig Gewitter gewesen; welche sich daneben auch sehr uͤber ihn verwundert haͤtten, daß er nicht gar ersoffen waͤre, weil das Regenwasser doch eine geraume Zeit muͤßte uͤber ihn hingegangen seyn, und er solches nicht gefuͤhlet, noch das starke Donnern gehoͤret haͤtte. Noch wunderbarer kam es heraus, als mir eben dieser Goldschmidt erzaͤhlte, es sey ein gewisser unbewohnter Thurm zu Hamburg, in welchen oft in Jahr und Tag kein Mensch kaͤme, und also stets die Thuͤre des Thurms verschlossen bliebe. Er haͤtte aber einstmals in Acht genommen, daß im Sommer die Mauerschwalben oben in dieses Thurms Mauer heckten. Welches Schwalbennest nicht gar weit von einem Loche, das oben im Thurme, wie eine offene Thuͤr herausgehe, sey. Da haͤtte er manchmal gedacht, wenn er nur zu diesen Schwalbennest kommen und solches ausnehmen koͤnnte. Hierauf haͤtte es sich begeben, daß an einem nicht weit von diesem Thurm stehenden Gebaͤude waͤre gearbeitet worden, an welchem des Tages sowohl, als des Nachts, große Leitern zum Bau gelegen waͤren. Einstmals waͤre er auf vorhererzaͤhlte Weise aus seinem Bette vermißt worden, da doch seine Kleider zugegen gewesen, und Niemand haͤtte ihn zu suchen gewußt. Es haͤtte aber eine von jetztgedachten großen Leitern desselben Morgens fruͤh an mehr erwaͤhnten Thurm gelegen, als ob jemand haͤtte darauf in den Thurm steigen, und haͤtte es, weil sie bis auf die sechs
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0128"n="126"/><lb/>
Morgen ein heftig Gewitter gewesen; welche sich daneben auch sehr uͤber ihn verwundert haͤtten, daß er nicht gar ersoffen waͤre, weil das Regenwasser doch eine geraume Zeit muͤßte uͤber ihn hingegangen seyn, und er solches nicht gefuͤhlet, noch das starke Donnern gehoͤret haͤtte. Noch wunderbarer kam es heraus, als mir eben dieser Goldschmidt erzaͤhlte, es sey ein gewisser unbewohnter Thurm zu Hamburg, in welchen oft in Jahr und Tag kein Mensch kaͤme, und also stets die Thuͤre des Thurms verschlossen bliebe. Er haͤtte aber einstmals in Acht genommen, daß im Sommer die Mauerschwalben oben in dieses Thurms Mauer heckten. Welches Schwalbennest nicht gar weit von einem Loche, das oben im Thurme, wie eine offene Thuͤr herausgehe, sey. Da haͤtte er manchmal gedacht, wenn er nur zu diesen Schwalbennest kommen und solches ausnehmen koͤnnte. Hierauf haͤtte es sich begeben, daß an einem nicht weit von diesem Thurm stehenden Gebaͤude waͤre gearbeitet worden, an welchem des Tages sowohl, als des Nachts, große Leitern zum Bau gelegen waͤren. Einstmals waͤre er auf vorhererzaͤhlte Weise aus seinem Bette vermißt worden, da doch seine Kleider zugegen gewesen, und Niemand haͤtte ihn zu suchen gewußt. Es haͤtte aber eine von jetztgedachten großen Leitern desselben Morgens fruͤh an mehr erwaͤhnten Thurm gelegen, als ob jemand haͤtte darauf in den Thurm steigen, und haͤtte es, weil sie bis auf die sechs<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[126/0128]
Morgen ein heftig Gewitter gewesen; welche sich daneben auch sehr uͤber ihn verwundert haͤtten, daß er nicht gar ersoffen waͤre, weil das Regenwasser doch eine geraume Zeit muͤßte uͤber ihn hingegangen seyn, und er solches nicht gefuͤhlet, noch das starke Donnern gehoͤret haͤtte. Noch wunderbarer kam es heraus, als mir eben dieser Goldschmidt erzaͤhlte, es sey ein gewisser unbewohnter Thurm zu Hamburg, in welchen oft in Jahr und Tag kein Mensch kaͤme, und also stets die Thuͤre des Thurms verschlossen bliebe. Er haͤtte aber einstmals in Acht genommen, daß im Sommer die Mauerschwalben oben in dieses Thurms Mauer heckten. Welches Schwalbennest nicht gar weit von einem Loche, das oben im Thurme, wie eine offene Thuͤr herausgehe, sey. Da haͤtte er manchmal gedacht, wenn er nur zu diesen Schwalbennest kommen und solches ausnehmen koͤnnte. Hierauf haͤtte es sich begeben, daß an einem nicht weit von diesem Thurm stehenden Gebaͤude waͤre gearbeitet worden, an welchem des Tages sowohl, als des Nachts, große Leitern zum Bau gelegen waͤren. Einstmals waͤre er auf vorhererzaͤhlte Weise aus seinem Bette vermißt worden, da doch seine Kleider zugegen gewesen, und Niemand haͤtte ihn zu suchen gewußt. Es haͤtte aber eine von jetztgedachten großen Leitern desselben Morgens fruͤh an mehr erwaͤhnten Thurm gelegen, als ob jemand haͤtte darauf in den Thurm steigen, und haͤtte es, weil sie bis auf die sechs
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.
Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/128>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.