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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

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vorher im Wachen getriebenen Geschäfte, sondern gleichsam ganz neue Unternehmungen waren, die durch die Einbildungskraft, verbunden mit dunkeln Einwirkungen äußerer Objecte, hervorgebracht wurden. Daß seine Handlungen aber wirklich durch jene Objecte größtentheils determinirt wurden, ergiebt sich aus der Erzählung von selbst, indem er sogar die Dachziegel untersuchte, ob sie ihn auch würden halten können. Daß übrigens dergleichen Leute bei ihren wirklich gefahrvollen Handlungen keinen Schaden leiden, hat man, wie mich dünkt, ganz richtig daraus zu erklären gesucht, weil sie die Gefahr nicht kennen, worin sie sich befinden. Ein Wachender würde so gut, wie ein Nachtwandrer, auf dem Dache herumklettern können, wenn die Furcht zu fallen ihn nicht betäubte, und seine Schritte unsicher machte. Der Schwindel, welchem die meisten Menschen unterworfen sind, wenn sie sich auf Anhöhen befinden, macht, daß sie während des Wachens keiner solchen Handlungen, als der Nachtwandler wirklich verrichtet, fähig sind. Von jenem Schwindel weiß aber der Nachtwandrer nichts, weil er sich auf keiner Anhöhe zu befinden glaubt, und den Abgrund unter sich gar nicht bemerkt; daher man solche Leute bei ihrem gefahrvollen Steigen nicht zum Wachen bringen darf, weil sie sonst unfehlbar herunterstürzen würden, indem sie nun die Gefahr vor sich liegen sehen, worin sie sich begeben hatten. Ferner ist das Richten


vorher im Wachen getriebenen Geschaͤfte, sondern gleichsam ganz neue Unternehmungen waren, die durch die Einbildungskraft, verbunden mit dunkeln Einwirkungen aͤußerer Objecte, hervorgebracht wurden. Daß seine Handlungen aber wirklich durch jene Objecte groͤßtentheils determinirt wurden, ergiebt sich aus der Erzaͤhlung von selbst, indem er sogar die Dachziegel untersuchte, ob sie ihn auch wuͤrden halten koͤnnen. Daß uͤbrigens dergleichen Leute bei ihren wirklich gefahrvollen Handlungen keinen Schaden leiden, hat man, wie mich duͤnkt, ganz richtig daraus zu erklaͤren gesucht, weil sie die Gefahr nicht kennen, worin sie sich befinden. Ein Wachender wuͤrde so gut, wie ein Nachtwandrer, auf dem Dache herumklettern koͤnnen, wenn die Furcht zu fallen ihn nicht betaͤubte, und seine Schritte unsicher machte. Der Schwindel, welchem die meisten Menschen unterworfen sind, wenn sie sich auf Anhoͤhen befinden, macht, daß sie waͤhrend des Wachens keiner solchen Handlungen, als der Nachtwandler wirklich verrichtet, faͤhig sind. Von jenem Schwindel weiß aber der Nachtwandrer nichts, weil er sich auf keiner Anhoͤhe zu befinden glaubt, und den Abgrund unter sich gar nicht bemerkt; daher man solche Leute bei ihrem gefahrvollen Steigen nicht zum Wachen bringen darf, weil sie sonst unfehlbar herunterstuͤrzen wuͤrden, indem sie nun die Gefahr vor sich liegen sehen, worin sie sich begeben hatten. Ferner ist das Richten

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[113/0115] vorher im Wachen getriebenen Geschaͤfte, sondern gleichsam ganz neue Unternehmungen waren, die durch die Einbildungskraft, verbunden mit dunkeln Einwirkungen aͤußerer Objecte, hervorgebracht wurden. Daß seine Handlungen aber wirklich durch jene Objecte groͤßtentheils determinirt wurden, ergiebt sich aus der Erzaͤhlung von selbst, indem er sogar die Dachziegel untersuchte, ob sie ihn auch wuͤrden halten koͤnnen. Daß uͤbrigens dergleichen Leute bei ihren wirklich gefahrvollen Handlungen keinen Schaden leiden, hat man, wie mich duͤnkt, ganz richtig daraus zu erklaͤren gesucht, weil sie die Gefahr nicht kennen, worin sie sich befinden. Ein Wachender wuͤrde so gut, wie ein Nachtwandrer, auf dem Dache herumklettern koͤnnen, wenn die Furcht zu fallen ihn nicht betaͤubte, und seine Schritte unsicher machte. Der Schwindel, welchem die meisten Menschen unterworfen sind, wenn sie sich auf Anhoͤhen befinden, macht, daß sie waͤhrend des Wachens keiner solchen Handlungen, als der Nachtwandler wirklich verrichtet, faͤhig sind. Von jenem Schwindel weiß aber der Nachtwandrer nichts, weil er sich auf keiner Anhoͤhe zu befinden glaubt, und den Abgrund unter sich gar nicht bemerkt; daher man solche Leute bei ihrem gefahrvollen Steigen nicht zum Wachen bringen darf, weil sie sonst unfehlbar herunterstuͤrzen wuͤrden, indem sie nun die Gefahr vor sich liegen sehen, worin sie sich begeben hatten. Ferner ist das Richten

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  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/115>, abgerufen am 05.12.2024.