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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

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macht das Fenster auf, gucket durchs Loch des Ladens und lächelt ein wenig. Vom Fenster steigt er nach dem Ofen, so gleichfalls kein Wachender verrichten kann, weil der Ofen viel höher, als das Fenster, und ziemlich weit entfernt ist. Er setzt sich auf den Ofen, und reitet darauf, wie auf einem Pferde, klappet auch dabei in die Hände. Vom Ofen kehrt er wieder zum Fenster zurück, er will aus dem Fenster, als er aber nicht kann, lachet er und schüttelt mit dem Kopfe. Jndem er im Fenster steht, untersucht er mit den Händen die Wände, ob es gefährlich sey. Eine Nehnadel, so er vor einigen Tagen in die Wand gestochen, holet er von der Wand, zieht den Faden durchs Loch und nähet seine Beinkleider. Die andre Nacht ist er durch die Thür gebrochen und hat in dem Garten mit den Blumentöpfen sein Gewerbe getrieben, als wenn er wachte. Man hat bemerkt, daß in dem letzten Viertel des Mondes sein Paroxismus am heftigsten war. Wie er selbst versicherte, hat ihn seine Mutter schon in seiner zarten Jugend öfters des Nachts vom Hofe geholt, er wisse aber bis jetzt nicht, daß er dergleichen Handlungen unternehme, wenn es ihm nicht andre erzählten.

Dieser sonderbare Nachtwandrer unterscheidet sich von den andern vorzüglich dadurch, daß seine Handlungen, die er während des Paroxismus vornahm, nicht eigentliche Repetitionen seiner kurz


macht das Fenster auf, gucket durchs Loch des Ladens und laͤchelt ein wenig. Vom Fenster steigt er nach dem Ofen, so gleichfalls kein Wachender verrichten kann, weil der Ofen viel hoͤher, als das Fenster, und ziemlich weit entfernt ist. Er setzt sich auf den Ofen, und reitet darauf, wie auf einem Pferde, klappet auch dabei in die Haͤnde. Vom Ofen kehrt er wieder zum Fenster zuruͤck, er will aus dem Fenster, als er aber nicht kann, lachet er und schuͤttelt mit dem Kopfe. Jndem er im Fenster steht, untersucht er mit den Haͤnden die Waͤnde, ob es gefaͤhrlich sey. Eine Nehnadel, so er vor einigen Tagen in die Wand gestochen, holet er von der Wand, zieht den Faden durchs Loch und naͤhet seine Beinkleider. Die andre Nacht ist er durch die Thuͤr gebrochen und hat in dem Garten mit den Blumentoͤpfen sein Gewerbe getrieben, als wenn er wachte. Man hat bemerkt, daß in dem letzten Viertel des Mondes sein Paroxismus am heftigsten war. Wie er selbst versicherte, hat ihn seine Mutter schon in seiner zarten Jugend oͤfters des Nachts vom Hofe geholt, er wisse aber bis jetzt nicht, daß er dergleichen Handlungen unternehme, wenn es ihm nicht andre erzaͤhlten.

Dieser sonderbare Nachtwandrer unterscheidet sich von den andern vorzuͤglich dadurch, daß seine Handlungen, die er waͤhrend des Paroxismus vornahm, nicht eigentliche Repetitionen seiner kurz

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[112/0114] macht das Fenster auf, gucket durchs Loch des Ladens und laͤchelt ein wenig. Vom Fenster steigt er nach dem Ofen, so gleichfalls kein Wachender verrichten kann, weil der Ofen viel hoͤher, als das Fenster, und ziemlich weit entfernt ist. Er setzt sich auf den Ofen, und reitet darauf, wie auf einem Pferde, klappet auch dabei in die Haͤnde. Vom Ofen kehrt er wieder zum Fenster zuruͤck, er will aus dem Fenster, als er aber nicht kann, lachet er und schuͤttelt mit dem Kopfe. Jndem er im Fenster steht, untersucht er mit den Haͤnden die Waͤnde, ob es gefaͤhrlich sey. Eine Nehnadel, so er vor einigen Tagen in die Wand gestochen, holet er von der Wand, zieht den Faden durchs Loch und naͤhet seine Beinkleider. Die andre Nacht ist er durch die Thuͤr gebrochen und hat in dem Garten mit den Blumentoͤpfen sein Gewerbe getrieben, als wenn er wachte. Man hat bemerkt, daß in dem letzten Viertel des Mondes sein Paroxismus am heftigsten war. Wie er selbst versicherte, hat ihn seine Mutter schon in seiner zarten Jugend oͤfters des Nachts vom Hofe geholt, er wisse aber bis jetzt nicht, daß er dergleichen Handlungen unternehme, wenn es ihm nicht andre erzaͤhlten. Dieser sonderbare Nachtwandrer unterscheidet sich von den andern vorzuͤglich dadurch, daß seine Handlungen, die er waͤhrend des Paroxismus vornahm, nicht eigentliche Repetitionen seiner kurz

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/114>, abgerufen am 05.12.2024.